Beiss nicht in die Sonne
sah insumatt aus. Dann kam die alte Weise von unserem Stamm in ihren Ketten herangeschlurft, die arme Alte, und nahm mich beiseite.
„Du mußt ihn töten“, sagte sie ohne Umschweife.
„Wie?“ fragte ich. Ich war nicht sonderlich überrascht. Ich meine, hier in der Wüste wird man dazu erzogen, wild und tapfer (wie üblich) zu sein.
„Mit deinem Messer“, sagte die weise Frau. „Hier, ich habe es für dich gerettet, als wir überfallen wurden.“
Da war sie, die tödliche Klinge mit dem Knochengriff, die ich von meinem Erzeuger als Kind bekommen hatte. Ich strich sanft darüber und versprach, den schrecklichen Häuptling zu töten – es sollte das Signal für mein Volk sein, loszubrechen und den bestürzten, führerlosen Feind zu überwältigen – oder aber bei dem Versuch umzukommen. Natürlich würde ich mich hoffnungslos in ihn verlieben und nicht imstande sein, ihn umzubringen, und er würde sich in mich verlieben und nicht imstande sein, mich zu bestrafen, und dann würden sich unsere Stämme gleichberechtigt vereinen, und alles würde derisann werden. Aber irgend etwas lief falsch.
Zu Anfang war alles in Ordnung. Ich ging hinaus, mein Messer in der scharlachroten Schärpe verborgen, und schritt zwischen den Lagerfeuern auf sein herrschaftliches Zelt zu, strahlend vor Stolz und Schönheit. Sklaven hielten die Zeltbahnen für mich hoch, und ich ging in den bläulich schimmernden Weihrauchnebel und den düsteren Schein der Fackeln hinein. Dort saß er, dunkelhäutig, schwarzhaarig und wunderbar, die Trommeln setzten ein, die dünnen Flöten, die Zimbeln, getrocknete Kräuter wurden in Tonschalen geschüttet und angezündet, ich wurde ganz ruhig und begann einen langsamen, sinnlichen Tanz, dazu bestimmt, die Anwesenden zu hypnotisieren. Die Musik wurde schneller und schneller, ich wirbelte und drehte mich, und dann riß ich mein Messer heraus und sprang auf ihn zu. Und blieb kurz vor ihm stehen. Das war zwar auch vorgesehen, aber aus einem anderen Grund. Ich sollte aufgrund seiner Schönheit innehalten, aber ich hielt tatsächlich inne, weil dort auf dem gepolsterten Stuhl ein riesiger, bepelzter Skifuß saß und leicht mit den Ohren wedelte.
Ich schrie auf und ließ mein Messer fallen.
„Nimm etwas Kaktus-Ananas“, bot der Skifuß an und deutete auf eine Silberschale. „Na, na, sei nicht dumm“, krächzte er, als ich zurückwich. „Ich hasse Schüchternheit.“
Wild blickte ich mich um und stellte fest, daß das ganze Zelt sich verändert hatte und nunmehr voller lächerlicher Wesen mit Fell und Federn, langen Ohren und zitternden Schnurrhaaren, kleinen, zuckenden Nasen, Hörnern, Antennen und verschiedenen Schwänzen war, die alle ermunternd auf mich einquakten, grunzten, gluckten. Ich setzte mich, wenn auch nur, weil mir die Knie weich wurden.
„So ist es doch viel gemütlicher“, sagte der Skifuß. „Aber nun sag mir, warum versuchst du, mich zu töten? Wegen unseres Überfalls?“
„Ihr habt uns versklavt“, versuchte ich meinen vorbereiteten Dialog an den Mann zu bringen, aber er sah wirklich so ernst und pelzig und teilnahmsvoll aus. Ich kicherte hysterisch.
„Ojemine, sie ist hysterisch“, bemerkte ein großer, gefiederter Drache zu meiner Linken.
„Trink etwas Wein“, sagte der Skifuß, „danach wirst du dich besser fühlen“, und griff zu einem Beistelltischchen. Aber der Tisch hatte seine eigenen Vorstellungen. Er klappte vier pelzige Beine aus und marschierte ruhig aus dem Zelt, während Wein und Speisen lustig auf ihm herumhüpften.
„Haltet ihn“, rief der Skifuß, und die versammelte Gesellschaft machte sich auf die Jagd, quietschend, brummend, wechselseitig über die Schwänze stolpernd und sich dafür entschuldigend. „Komm mit“,
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