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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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füg­te mein Gast­ge­ber hin­zu. „Ich glau­be, sie wer­den Hil­fe brau­chen.“ Al­so stürz­ten wir uns eben­falls in das Cha­os und rann­ten mit den an­de­ren hin­ter dem Tisch her, durch die Koh­len der La­ger­feu­er. Der Tisch ver­fiel in Lauf­schritt, und es schi­en, als wür­den wir ihn nie ein­ho­len, ob­wohl un­se­re Schrit­te sich nicht ver­lang­sam­ten. Wir stampf­ten über die Dü­nen un­ter den wei­ßen Ster­nen, schrei­end und joh­lend, und der Ski­fuß nahm mei­ne Hand in sei­ne große, kräf­ti­ge Pfo­te.
    „Müs­sen zu­sam­men­blei­ben, weißt du“, schnauf­te er. Der ar­me Kerl war schon fast au­ßer Atem. Wahr­schein­lich woll­te er nur Händ­chen hal­ten, da­mit er nicht zu­rück­fiel.
    An­dau­ernd fiel kra­chend et­was von dem Tisch her­un­ter, und schon bald lie­fen wir durch un­zäh­li­ge Sil­ber­scha­len und Kel­che und zer­tram­pel­te Früch­te.
    „Es hat kei­nen Zweck“, sag­te der Ski­fuß plötz­lich und setz­te sich in den Sand, mich mit sich hin­ab­zie­hend. Auch al­le an­de­ren hiel­ten ein und sam­mel­ten sich um uns her­um. Der Tisch mach­te einen ge­wal­ti­gen Satz auf sei­nen pel­zi­gen Ha­cken und ver­schwand hin­ter ei­nem Fel­sen.
    „Das ist der sieb­te, den wir in­ner­halb von zehn Ein­hei­ten ver­lo­ren ha­ben“, sag­te der Ski­fuß, und Trä­nen ström­ten ihm aus den Au­gen. „Nie kön­nen wir sie fan­gen.“
    Al­les fing an zu wei­nen, und auch ich fing an zu wei­nen.
    Und wei­nend wach­te ich auf.
    Oh, wie ich mich be­schwer­te! Es gab einen fürch­ter­li­chen Auf­ruhr in den Traum­zim­mern. Q-Rs rann­ten um­her und sag­ten, ich dürf­te die an­de­ren nicht auf­re­gen. Schließ­lich wur­de ich in einen pur­pur­ro­ten Raum ge­bracht, der mit Ro­bo­tern voll­ge­stopft war, und der Ober-Q-R, auch in Pur­pur, bat mich, ih­nen einen voll­stän­di­gen Be­richt dar­über zu ge­ben, was an mei­nem Traum falsch war.
    „Ach, al­les“, wein­te ich. „Ich mei­ne, es war ein Traum, ein wirk­li­cher Traum. Und er hat mich ganz un­glück­lich ge­macht.“
    Sie sag­ten, das könn­te man se­hen, und gu­te Gü­te, sie könn­ten es ein­fach nicht ver­ste­hen, es war noch nie vor­ge­kom­men, hät­te ich et­was da­ge­gen ein­zu­wen­den, wenn sie mei­ne Ge­dan­ken lä­sen? Ja, sag­te ich, ich hät­te et­was da­ge­gen. Sie mein­ten, das Pro­blem lie­ge wahr­schein­lich dar­in, daß ich zu in­ten­siv an an­de­re Din­ge dach­te. Schließ­lich gab ich auf.
    „Aber ich wer­de nichts be­zah­len“, füg­te ich an­griffs­lus­tig hin­zu.
    Un­ter die­sen Um­stän­den wür­den sie na­tür­lich nicht im Traum dar­an den­ken, von mir ei­ne Be­zah­lung zu er­war­ten.
    Ich ging nach Hau­se.
    Da­mit konn­te man glatt Ge­schich­te ma­chen, fand ich.
    Ich fing wie­der an zu wei­nen, als ich an die­se hoff­nungs­lo­sen, za­radann Tie­re dach­te, die über ih­ren ver­lo­re­nen Tisch schluchz­ten; aber dann sah ich auch die ko­mi­sche Sei­te der An­ge­le­gen­heit und fing gleich­zei­tig an zu la­chen.
    Kley si­gna­li­sier­te mir, er­schrak, als sie mich sah, und mach­te sich has­tig aus dem Staub und ließ mich al­lein.
    Ich wünsch­te, ich könn­te mich auch al­lein las­sen.
3

    Letz­ten En­des ent­schied ich, daß ich mich al­lein las­sen konn­te.
    Ich war lan­ge Zeit in ein und dem­sel­ben Kör­per ge­we­sen, wenn es ei­gent­lich auch zwei wa­ren, der ei­ne ein Du­pli­kat. Ich blick­te ge­reizt auf mein schar­lach­ro­tes Haar. Gold wür­de zur Ab­wechs­lung ganz hübsch sein. Ich ge­stand mir vor­sichts­hal­ber nicht ein, was ich ge­nau wuß­te: Nie­mand wür­de dar­über ver­stört sein, wenn ich mich ver­än­der­te, nie­mand wür­de kräch­zend weg­lau­fen und sein wei­ßes Fell und die oran­ge­far­be­nen Au­gen im Sei­den­gras ver­ste­cken und mich für je­mand an­ders hal­ten.
    Ich war si­cher, daß sie in Lim­bo einen Auf­stand ma­chen wür­den, wenn ich schon wie­der wech­seln woll­te. Mei­ne schlech­te Lau­ne war ei­ne Sa­che, aber jetzt war ich viel ru­hi­ger, so daß sie kaum so ängst­lich be­müht sein wür­den, mir zu hel­fen. Ich ging und sah mir mei­ne Ku­gel an, aber die­se Art zu ster­ben war mitt­ler­wei­le lang­wei­lig. Na

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