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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Ich schluck­te ei­ne Ek­sta­se­pil­le und stei­ger­te mich im­mer mehr. Ich re­de­te schwüls­tig. Ich kreisch­te, bis mir die Stim­me ver­sag­te. Ich um­arm­te die Ma­schi­ne mit un­ver­hoh­le­ner Lei­den­schaft, und Trä­nen der Lie­be ran­nen über mein Ge­sicht.
    Thinta half mir hin­aus. Sie sah mich bei­fäl­lig an.
    „Du warst ein sehr lie­bes Mäd­chen“, gra­tu­lier­te sie mir.
    Per­fek­ter Son­nen­schein traf mein Ge­sicht und warf die letz­ten Res­te mei­ner Vi­si­on zu Bo­den. Dra­chen wir­bel­ten auf der sanf­ten Bri­se da­von. Mein Lieb­ha­ber wur­de blas­ser und ver­schwand.
4

    Ich ver­ließ Thinta und ging per Kör­per-Trans­mit­ter nach Lim­bo. Sie sind sehr wirk­sam, aber es wird ei­nem schlecht da­bei. Nie­mand be­nutzt sie au­ßer Äl­te­ren Per­so­nen, die mei­nen, sie müß­ten sich be­ei­len, und einen Pla­tin­ma­gen ha­ben. Ich stieg ein und be­tä­tig­te die Schal­ter, wünsch­te mir aber bald, ich hät­te es nicht ge­tan. Selbst­ver­ständ­lich geht es schnell, aber ich fin­de wirk­lich, daß man so­viel Zeit ver­liert, weil ei­nem übel ist, wenn man am an­de­ren En­de an­kommt, daß man ge­nau­so­gut auf ei­ne Gleit­brücke sprin­gen kann. Je­den­falls kam ich an, und es ging mir na­tür­lich ziem­lich schlecht – als ob ich et­was ver­lo­ren hät­te. Mei­nen Kopf oder so.
    Ro­bo­ter starr­ten mich an. Sie wa­ren nicht zu­frie­den. Kör per-Trans­mit­ter sind nicht­jang und ein Nicht­jang-Ju­gend­li­cher ist an­stö­ßig, un­ver­ständ­lich, to­s­ky, za­radann.
    Sie über­prüf­ten mich. Ich hat­te beim Tran­sit einen klei­nen, künst­li­chen Le­ber­fleck ver­lo­ren, des­we­gen murr­ten sie ein biß­chen. An­sons­ten war mein Kör­per in Ord­nung. Nur daß ich sei­ner mü­de war.
    „Ich möch­te gern einen neu­en Kör­per be­an­tra­gen“, sag­te ich.
    Scho­ckier­tes Schwei­gen.
    „Wie lan­ge wird es dau­ern?“
    „Ihr An­trag ist re­gis­triert wor­den“, er­klär­te der Qua­si-Ro­bo­ter. „Nor­ma­ler­wei­se müß­ten Sie drei­ßig Ein­hei­ten war­ten. In Ih­rer Ak­te ist je­doch ver­merkt, daß Sie im letz­ten Vrek be­reits vier­zehn Kör­per ge­habt ha­ben. Des­halb müs­sen Sie jetzt sech­zig Ein­hei­ten war­ten.“
    „Kann ich Be­ru­fung ein­le­gen?“
    „Oh ja.“
    „Wird das et­was nüt­zen?“
    „Kei­nes­wegs.“
    Ich ging hin­aus.
    Der Nach­mit­tag wur­de mit je­der Se­kun­de er­mü­dend schö­ner.
5

    Ich ging zum Pe­ri­dot-Ka­nal hin­un­ter und si­gna­li­sier­te nach mei­ner Ku­gel. Das Was­ser lief steil einen Hü­gel hin­auf, ein sanft schim­mern­des Grün. Ge­bäu­de er­ho­ben sich rings um mich her. Mei­ne Bee fiel mir auf den Kopf, aber ich war zu de­pri­miert, um nach ihr zu schla­gen. Das wei­ße, ge­stoh­le­ne Tier­chen lan­de­te in mei­nen Ar­men und biß ein gu­tes Stück aus mir her­aus. Wir schlu­gen uns ge­gen­sei­tig, und es sprang auf die Gleit­bahn hin­un­ter, wo es von ei­nem Ma­gne­ti­sie­rer ge­fan­gen und ge­gen ei­ne künst­le­ri­sche, acht­di­men­sio­na­le Sta­tue ge­wor­fen wur­de.
    Die Ku­gel kam vor­bei, und ich stieg ein. Ich zog das Tier­chen mit, ich weiß auch nicht ge­nau, wes­halb – viel­leicht des­halb, weil ich es ge­stoh­len ha­be. Ich mes­se den Din­gen, die ich steh­le, im­mer ei­ne ge­wis­se Be­deu­tung bei, es sei denn, mir ist der Spaß am Klau­en ver­dor­ben wor­den, wie zum Bei­spiel im Ja­de-Turm. Es saß da und grins­te mich spöt­tisch an, sei­ne großen Au­gen zu Schlit­zen ver­engt. Ich rieb et­was Sal­be auf mei­ne Hand, und die Wun­de ver­heil­te. Das Tier­chen sah ent­täuscht aus. Ich pro­gram­mier­te die Ku­gel auf mein Zu­hau­se, aber ei­gent­lich woll­te ich gar nicht dort­hin. Ich wer­de wie­der er­trin­ken, dach­te ich, und fa­ra­thoom auf ih­re sech­zig Ein­hei­ten.
    Ich lang­te nach den Schalt­he­beln, aber ehe ich sie be­weg­te, dach­te ich an das Tier­chen. Viel­leicht wür­de es za­radann vor Pa­nik, es wür­de ein­fach nichts mehr ver­ste­hen, wenn das Was­ser in die Luft­schleu­sen drang. Die asth­ma­ti­sche Schläf­rig­keit des Ster­bens konn­te es nicht be­grei­fen, und ich konn­te es ihm nicht er­klä­ren.
    Na ja, ich konn­te ja

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