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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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un­ge­trübt wa­ren (ei­ne Art blas­ses Gold mit ro­man­ti­schen Schat­ten un­ter den Au­gen, ganz be­zau­bernd), er­schi­en am En­de der Fes­tung ei­ne große Ge­stalt.
    Ein Mann. Ei­ne my­thi­sche Ge­stalt und von ei­ner kaum zu glau­ben­den Schön­heit, dun­kel­äu­gig und hell­haa­rig, doch in sei­nem wun­der­ba­ren Ge­sicht stand das Bö­se ge­schrie­ben. Er zog ein lan­ges, phos­pho­res­zie­ren­des Schwert, und al­les be­gann von neu­em. Wo­her ich mei­ne au­ßer­ge­wöhn­li­chen Kraft­re­ser­ven hat­te, ver­moch­te mein Traum-Ich nicht zu sa­gen (ob­wohl mein Re­al-Ich es ganz gut wuß­te), aber durch mei­ne in­su­mat­ten Fä­hig­kei­ten hat­te ich das We­sen zu­letzt zur Ver­nich­tung un­ter mei­nem Dolch. Aber ich hielt in­ne. Ir­gend et­was ge­bot mir Ein­halt. Sei­ne Schön­heit ver­ne­bel­te mei­nen Ver­stand, so daß ich nicht zu­sto­ßen konn­te. Be­schämt ließ ich mei­ne Klin­ge sin­ken und wein­te.
    „Tö­te mich. Ich bin es nicht wert, dein Geg­ner zu sein.“ Und das große Schwert er­hob sich und war ver­schwun­den.
    Ich sah er­staunt auf. Mein Feind war nicht län­ger mein Feind. Noch drei­mal schö­ner, um­arm­te er mich und er­zähl­te mir von dem ur­al­ten, schreck­li­chen Fluch, der auf die­sem Platz und auf ihm ge­las­tet hat­te. Durch mei­ne Tap­fer­keit und mei­ne Schön­heit hat­te ich ihn wie auch sein Land er­löst (groß­ar­tig!).
    Er führ­te mich die Stu­fen hin­un­ter in ei­ne wun­der­vol­le Hal­le aus Gold und Feu­er, und ich sah, daß der Pa­last nicht mehr län­ger ei­ne Rui­ne war. Durch ho­he Fens­ter glit­zer­te der be­frei­te Re­gen, und über­all blüh­te die Wüs­te.
    Bei dem zag­haf­ten Ge­plät­scher der Quel­len, die aus den Fel­sen ent­spran­gen, wach­te ich auf.
    „Wer bin ich?“ Das dach­te ich oft nach ei­nem Traum. „Wo bin ich?“
    Es dau­ert je­doch nicht lan­ge, bis man sich wie­der ge­sam­melt hat. Ich war ent­täuscht. Das Le­ben hat­te für mich ge­ra­de an­ge­fan­gen, für uns. Wir hät­ten ge­fei­ert und uns ge­liebt, und jetzt wür­de ich nie wis­sen, wie es war – na­tür­lich, ich hät­te dies dem Traum hin­zu­fü­gen kön­nen, wenn ich dar­um ge­be­ten hät­te. Aber das tue ich nie­mals. Ich ken­ne vie­le Leu­te, die nur in die Traum­zim­mer ge­hen, um von Lie­be zu träu­men, aber worin liegt da der Sinn? Ich mei­ne, man kann Lie­be ma­chen, wann im­mer man will und wie im­mer man will, und es gibt Mil­lio­nen von Pil­len und an­de­rem Kram, um den Er­folg zu ga­ran­tie­ren. Warum dann al­so hin­ge­hen und auch noch da­von träu­men?
    „Du hast ewig ge­braucht“, sag­te Thinta.
    Es ist nicht der Traum, der die Zeit be­an­sprucht – das Zeit­ge­fühl wird ge­dehnt oder so ähn­lich, und je­der Traum dau­ert re­gu­lä­re zehn Mi­nu­ten – aber mei­ne gan­zen An­wei­sun­gen vor­her hat­ten al­les auf­ge­hal­ten.
    Thinta trank Sil­ber­was­ser-Er­qui­ckung, aber ich woll­te lie­ber al­lein fort­ge­hen und über mei­nen Lieb­ha­ber und die Dra­chen, mit de­nen ich ge­kämpft hat­te, nach­den­ken.
    „Ich muß ge­hen, Thinta Oo­ma “, sag­te ich. „Ich muß zu­rück nach Lim­bo zur ers­ten Über­prü­fung mei­nes neu­en Kör­pers.“
    Das stimm­te. Sie über­prü­fen einen ger­ne, wenn man nicht we­nigs­tens für ei­ne Ein­heit da­bleibt. Her­gal bleibt im­mer da.
    „Na­tür­lich, Oo­ma “, lä­chel­te Thinta schläf­rig. Viel­leicht woll­te sie auch gern al­lein sein. Aber nein. „Ich kom­me auch. Wir müs­sen noch be­zah­len.“
    Oh, fa­ra­thoom ! Thinta macht einen ra­send mit ih­rer Be­zah­le­rei.
    Wir schlen­der­ten zu un­se­ren Zahl­ka­bi­nen, und weg war sie.
    „Dan­ke, dan­ke, vie­len Dank. Es war ab­so­lut gros­hing, gros­hing ! Oh, dan­ke viel­mals, ich bin so glück­lich. Es war wirk­lich de­ri­sann! Oh! Oh! Oh!“
    Oh, halt den Mund!
    „Dan­ke“, brumm­te ich höf­lich.
    Die Ma­schi­nen re­gis­trier­ten Pro­test und be­gan­nen, mich zu er­mu­ti­gen. Die Ka­bi­nen wa­ren vol­ler Leu­te, die sich vor Freu­de und Dank­bar­keit die Keh­le aus dem Leib schrie­en. Na schön, dach­te ich. Ich wer­de es euch zei­gen.
    Ich er­hob mei­ne Stim­me.
    „Oh, vie­len Dank“, schrie ich.

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