Beiss nicht in die Sonne
ungetrübt waren (eine Art blasses Gold mit romantischen Schatten unter den Augen, ganz bezaubernd), erschien am Ende der Festung eine große Gestalt.
Ein Mann. Eine mythische Gestalt und von einer kaum zu glaubenden Schönheit, dunkeläugig und hellhaarig, doch in seinem wunderbaren Gesicht stand das Böse geschrieben. Er zog ein langes, phosphoreszierendes Schwert, und alles begann von neuem. Woher ich meine außergewöhnlichen Kraftreserven hatte, vermochte mein Traum-Ich nicht zu sagen (obwohl mein Real-Ich es ganz gut wußte), aber durch meine insumatten Fähigkeiten hatte ich das Wesen zuletzt zur Vernichtung unter meinem Dolch. Aber ich hielt inne. Irgend etwas gebot mir Einhalt. Seine Schönheit vernebelte meinen Verstand, so daß ich nicht zustoßen konnte. Beschämt ließ ich meine Klinge sinken und weinte.
„Töte mich. Ich bin es nicht wert, dein Gegner zu sein.“ Und das große Schwert erhob sich und war verschwunden.
Ich sah erstaunt auf. Mein Feind war nicht länger mein Feind. Noch dreimal schöner, umarmte er mich und erzählte mir von dem uralten, schrecklichen Fluch, der auf diesem Platz und auf ihm gelastet hatte. Durch meine Tapferkeit und meine Schönheit hatte ich ihn wie auch sein Land erlöst (großartig!).
Er führte mich die Stufen hinunter in eine wundervolle Halle aus Gold und Feuer, und ich sah, daß der Palast nicht mehr länger eine Ruine war. Durch hohe Fenster glitzerte der befreite Regen, und überall blühte die Wüste.
Bei dem zaghaften Geplätscher der Quellen, die aus den Felsen entsprangen, wachte ich auf.
„Wer bin ich?“ Das dachte ich oft nach einem Traum. „Wo bin ich?“
Es dauert jedoch nicht lange, bis man sich wieder gesammelt hat. Ich war enttäuscht. Das Leben hatte für mich gerade angefangen, für uns. Wir hätten gefeiert und uns geliebt, und jetzt würde ich nie wissen, wie es war – natürlich, ich hätte dies dem Traum hinzufügen können, wenn ich darum gebeten hätte. Aber das tue ich niemals. Ich kenne viele Leute, die nur in die Traumzimmer gehen, um von Liebe zu träumen, aber worin liegt da der Sinn? Ich meine, man kann Liebe machen, wann immer man will und wie immer man will, und es gibt Millionen von Pillen und anderem Kram, um den Erfolg zu garantieren. Warum dann also hingehen und auch noch davon träumen?
„Du hast ewig gebraucht“, sagte Thinta.
Es ist nicht der Traum, der die Zeit beansprucht – das Zeitgefühl wird gedehnt oder so ähnlich, und jeder Traum dauert reguläre zehn Minuten – aber meine ganzen Anweisungen vorher hatten alles aufgehalten.
Thinta trank Silberwasser-Erquickung, aber ich wollte lieber allein fortgehen und über meinen Liebhaber und die Drachen, mit denen ich gekämpft hatte, nachdenken.
„Ich muß gehen, Thinta Ooma “, sagte ich. „Ich muß zurück nach Limbo zur ersten Überprüfung meines neuen Körpers.“
Das stimmte. Sie überprüfen einen gerne, wenn man nicht wenigstens für eine Einheit dableibt. Hergal bleibt immer da.
„Natürlich, Ooma “, lächelte Thinta schläfrig. Vielleicht wollte sie auch gern allein sein. Aber nein. „Ich komme auch. Wir müssen noch bezahlen.“
Oh, farathoom ! Thinta macht einen rasend mit ihrer Bezahlerei.
Wir schlenderten zu unseren Zahlkabinen, und weg war sie.
„Danke, danke, vielen Dank. Es war absolut groshing, groshing ! Oh, danke vielmals, ich bin so glücklich. Es war wirklich derisann! Oh! Oh! Oh!“
Oh, halt den Mund!
„Danke“, brummte ich höflich.
Die Maschinen registrierten Protest und begannen, mich zu ermutigen. Die Kabinen waren voller Leute, die sich vor Freude und Dankbarkeit die Kehle aus dem Leib schrieen. Na schön, dachte ich. Ich werde es euch zeigen.
Ich erhob meine Stimme.
„Oh, vielen Dank“, schrie ich.
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