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Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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Emp­fin­dung, und dann ist man da …
    Oh, gut ge­macht!
    Die hin­rei­ßen­de Pracht der Pa­la­strui­nen, der um­ge­stürz­ten Mar­mor­blö­cke und Säu­len, die oh­ne Dä­cher in die Hö­he rag­ten, der zer­fal­le­nen Trep­pen und rie­si­gen Fenster­höh­len, durch die bren­nen­de Licht­pfei­le ström­ten und her­ein wall­ten! Über all­dem hing tief ein rie­si­ger Pla­net wie ein nar­bi­ger Sma­ragd am blaß­grü­nen Him­mel. Tro­ckene, schwach glit­zern­de Wüs­te dehn­te sich nach al­len Sei­ten ins Un­end­li­che.
    Ge­ra­de hat­te ich die­sen Ort er­blickt, nach­dem ich Ein­heit um Ein­heit oh­ne Nah­rung durch die glü­hen­de Lee­re ge­rit­ten war. Es däm­mer­te. Das rie­si­ge, loh­far­be­ne Tier, das ich ritt, blieb stock­steif ste­hen, die Pran­ken im Sand ver­an­kert, den Kopf mit der zot­ti­gen Mäh­ne er­ho­ben, um die­sen ver­derb­li­chen Pla­ne­ten dort oben an­zu­star­ren. Ich stieg ab und er­klet­ter­te ei­ne der ver­fal­le­nen Trep­pen. Ich war ganz gol­den: gol­de­nes Haar, gol­de­ne Haut und gol­de­ne Au­gen, gol­de­ne Tu­ni­ka, hüft­ho­he Stie­fel und be­waff­net mit ei­nem an­ti­ken dop­pel­schnei­di­gen Dolch mit ver­gol­de­tem Heft. Ich sah mein Spie­gel­bild in zer­bro­che­nen Glas­fuß­bö­den und in Spie­gel­scher­ben.
    Die Dun­kel­heit kam. Hoch un­ter den Rui­nen­dä­chern beb­te es.
    Zwei ro­te Ker­zen vor­aus. Nein, kei­ne Ker­zen. Au­gen, die mich be­ob­ach­te­ten. Ich konn­te füh­len, konn­te es be­schwö ren, an die­sem Ort war et­was, das mir Scha­den zu­fü­gen wür­de, wenn ich nicht auf der Hut war. Ich war na­tür­lich ziem­lich er­schöpft von mei­ner qual­vol­len Rei­se durch die Kris­tall wüs­te, aber ich stamm­te aus ei­nem al­ten und ed­len Ge­schlecht, ge­här­tet wie gu­ter Stahl (na­tür­lich). Ich hat­te kei­ne Furcht (was ist das?), zog aber mei­nen gol­de­nen Dolch und schritt wei­ter durch die dich­te, grün­li­che Dun­kel­heit.
    Die Au­gen er­lo­schen.
    Dort vorn war ein ent­setz­li­ches Mons­ter, das mich mit sei­nem gif­ti­gen Feu­er­hauch fast ver­brann­te. Ich stieß ur­al­te, mys­ti­sche Wor­te her­vor, um mich vor den Flam­men zu schüt­zen, und stieß mit ihm zu­sam­men. Der Kampf war lang und schreck­lich (lo­gisch). Doch An­mut lag in je­der mei­ner Be­we­gun­gen, und ich führ­te mei­ne Klin­ge schnell und si­cher (was sonst?). End­lich brach das Ding zu­sam­men und ver­weh­te wie der Wüs­ten­staub, nur ein ge­bleich­tes Ske­lett blieb zu mei­nen Fü­ßen zu­rück. Ich ging wei­ter. Bron­ze­net­ze fie­len nie­der. Zu stolz zum Kämp­fen, wur­de ich durch ho­he Säu­len­rei­hen in ei­ne rie­si­ge, hoh­le Fes­tung em­por­ge­ho­ben. Ich fand einen Glas­tisch vor, der mit ei­nem Fest­mahl aus exo­ti­schen Spei­sen und fun­keln­den Wei­nen ge­deckt war.
    „Iß“, er­tön­te ei­ne Stim­me aus dem Nichts. „Trink. Du bist er­schöpft.“
    Ich trat an den Tisch, und da ich den Spei­sen trotz mei­nes Hun­gers miß­trau­te, sprach ich zu­erst ein paar ma­gi­sche Wor­te. So­fort lös­te sich al­les in pur­pur­nem Feu­er auf (Über­ra­schung! Über­ra­schung!), und ein Don­ner­schlag groll­te durch die Fes­tung. Rie­si­ge ge­flü­gel­te Hor­ror­ge­stal­ten stie­ßen auf mich nie­der. Ich schlug auf sie ein, bis mei­ne Kraft fast am En­de war, und dann brach­te ich es mit Hil­fe von al­ten Be­schwö­rungs­for­meln fer­tig, sie in das Feu­er auf dem Tisch zu trei­ben, worin sie ver­zehrt wur­den. Vie­le an­de­re Dä­mo­nen grif­fen mich wäh­rend die­ser lan­gen und schreck­li­chen Nacht an. Glü­hen­de Me­teo­re er­schie­nen vom Him­mel und ex­plo­dier­ten weit drau­ßen in der Lee­re der Wüs­te, wäh­rend ich Feu­er­schlan­gen er­schlug und Mes­sing­dra­chen be­sieg­te. Ich wur­de in Ver­su­chung ge­führt, und un­zäh­li­ge Fa­ta Mor­ga­nen such­ten mich zu täu­schen, aber ge­gen al­les leis­te­te ich Wi­der­stand und ent­larv­te es als Täu­schung. Schließ­lich, die Mor­gen­däm­me­rung nah­te schon, und ich wuß­te, daß ich fast zu er­schöpft war, mich län­ger ver­tei­di­gen zu kön­nen, ob­wohl mei­ne Schön­heit und mei­ne An­mut noch im­mer

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