Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss nicht in die Sonne

Beiss nicht in die Sonne

Titel: Beiss nicht in die Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
Vom Netzwerk:
mor­gen im­mer noch er­trin­ken.
    Zu Hau­se. Zu Hau­se ist da, wo du dei­ne Ku­gel ver­an­kerst, wie man so schön sagt. Es war da, wo ich mei­ne ver­an­ker­te. Wir gin­gen die Gleitram­pe hin­auf, ich, mei­ne Bee, das Tier­chen und ka­men un­ter der großen, ver­zier­ten Lam­pe in der Hal­le vor­bei, die sich öff­net und schließt wie ei­ne an­ti­ke Blu­me. Zu Hau­se. Al­les Glas, kunst­voll ver­ne­belt an stra­te­gisch wich­ti­gen Punk­ten und durch­schos­sen von Re­gen­bö­gen. Es hallt wi­der vom Echo der un­er­müd­li­chen me­cha­ni­schen Stim­men, die sich er­kun­di­gen, ob sie et­was zu es­sen oder zu trin­ken brin­gen sol­len oder ob sie dich zum La­chen brin­gen sol­len. Man könn­te Mu­sik hö­ren (aber ist das Mu­sik?), die rund um die Glas­hal­len tobt, ein ein­zi­ges Kli­cken und Kra­chen, Klin­gen und Rau­schen. Ich si­gna­li­sier­te mei­nen Er­zeu­gern und nahm den Flug­bo­den zu ih­nen. Äl­te­re Leu­te wech­seln nur sel­ten ih­re Kör­per, und mei­ne Er­zeu­ger sa­hen so aus, wie sie schon seit Vreks und Vreks aus­sa­hen. Sie wa­ren bei­de männ­lich, wa­ren nun schon seit un­denk­li­chen Zei­ten vor­wie­gend männ­lich, sehr sool­ka mit ih­ren dunklen Bär­ten und ih­ren quas­ten­ge­schmück­ten San­da­len. Sie fei­er­ten ei­ne ein­fach gros­hing Nicht-jang-Or­gie mit sehr vie­len äl­te­ren Frau­en in schreck­lich sexy un­durch­sich­ti­gen Klei­dern.
    „Wer bist du?“ frag­ten sie freund­lich.
    Ich sag­te es ih­nen.
    „Oh.“ Sie stell­ten ein paar Er­in­ne­rungs­spie­gel auf mich ein, um mein Bild auf­zu­zeich­nen, da­mit sie mich spä­ter wie­der­er­ken­nen konn­ten.
    Der Flug­bo­den trug mich von ih­nen fort, und sie wand­ten sich wie­der ih­ren Al­ten zu, oh­ne mir oder we­nigs­tens mei­nem Haar auch nur noch einen Blick zu schen­ken. Ich er­in­ner­te mich dar­an, daß ei­ner von ih­nen, der die­se gan­zen Vreks und Ein­hei­ten hin­durch mein weib­li­cher Er­zeu­ger ge­we­sen war, Schar­lach­rot haß­te. Na ja, viel­leicht war sie jetzt, da sie die meis­te Zeit über männ­lich war, et­was to­le­ran­ter. Ich konn­te mich nicht ent­sin­nen, wann sie das letz­te Mal weib­lich ge­we­sen war. Wahr­schein­lich nicht seit mei­ner Hyp­no-Schul­zeit, als die bei­den sich ent­schlos­sen, mit mir zu­sam­men ein Zu­hau­se auf­zu­bau­en. Nor­ma­ler­wei­se den­ken die Leu­te nicht viel über ihr Zu­sam­men­blei­ben nach, aber mei­ne Er­zeu­ger wa­ren schon im­mer ziem­lich eng mit­ein­an­der ver­bun­den ge­we­sen.
    Oben, zwi­schen den sich lang­sam dre­hen­den Gla­stürm­chen, muß­te ich den Va­ku­um­sog ein­schal­ten, weil mir schlecht war. Ich hat­te schon die gan­ze Zeit seit der Fahrt mit dem Kör­per-Trans­mit­ter dar­auf ge­war­tet. Dann hat­te ich plötz­lich Hun­ger.
    Durch mei­ne ver­schie­de­nen Un­ter­neh­mun­gen hat­te ich un­ge­fähr zehn Mahl­zei­ten über­schla­gen.
    Kunst­voll ge­form­te Früch­te, ge­rös­te­te Schnee­wir­bel und Ge­trän­ke auf sil­ber­nem Eis ka­men zu mei­ner Ver­pfle­gung an­ges­aust, noch ehe ich den Mund öff­nen konn­te. Mei­ne Er­zeu­ger hat­ten wäh­rend mei­ner Ab­we­sen­heit Te­le­pa­thie­ein­hei­ten an­brin­gen las­sen, ich muß­te al­so vor­sich­tig sein. Ich schlen­der­te in den Pelz­raum, und mei­ne Mahl­zeit folg­te mir auf zier­li­chen Kris­tall­ta­bletts und sang scheuß­li­che klei­ne Lied­chen dar­über, wie gut sie schmeck­te, falls ich ver­ges­sen soll­te, daß das ekel­haf­te Zeug da war. Ich mach­te es mir in ei­ner war­men, rauch­golde­nen Strö­mung be­quem und aß geis­tes­ab­we­send al­les auf.
    Ich schal­te­te die Bild­vi­si­on un­ter der De­cke ein und schau­te mir die ab­sur­des­ten Lie­bes­ri­ten an, die ich je­mals ge­se­hen hat­te. Je­der­mann hat­te un­ge­fähr sechs Kör­per, die sich in­ein­an­der ver­wo­ben und ver­schlan­gen, um­ge­ben von dem schwe­ren Duft der Räu­cher­stäb­chen und dem lei­sen Zi­schen der Zim­beln. Ich dreh­te die Bild­vi­si­on wie­der ab und ließ die De­cke sich zu ei­nem sechs­di­men­sio­na­len Wür­fel öff­nen, aber man muß in der rich­ti­gen Stim­mung sein, um über so et­was

Weitere Kostenlose Bücher