Beiss noch einmal mit Gefuehl
Leidenschaft einzuweihen - und meinen Freund schon gar nicht.
Ich rührte in dem geschmolzenen Eis auf dem Boden des Bechers herum. Jedes kleinste Geräusch ließ mich aufhorchen. Ich wusste, dass Sebastian seine Meinung nicht so schnell ändern würde, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Irgendwann schaute ich auf die Uhr über dem Bücherregal. Es war schon weit nach Mitternacht. Ich hätte zu Bett gehen sollen, doch die Vorstellung, im Dunkeln dazuliegen und nichts anderes zu denken als „Hätte ich doch ...“ und „Warum habe ich nicht ...?“, war mir einfach unerträglich.
Als das Telefon klingelte, sprang ich so schnell auf, dass Barney äußerst unsanft und unkatzenhaft auf dem Boden landete. Noch vor dem zweiten Läuten hatte ich den Hörer in der Hand.
„Ja?“
Aber am anderen Ende der Leitung war nicht Sebastian. Ja nicht einmal Parrish. Es war Izzy. „Gut, dass du wach bist! Du musst mir einen Gefallen tun.“
Izzy hatte mir seinerzeit geholfen, Sebastian zu befreien, als er, von einem Pfeil aufgespießt, am Fensterrahmen gehangen hatte, und so zögerte ich nicht, obwohl es schon spät war. „Natürlich. Was ist los?“
„Hast du im Laden unter der Theke noch das Meersalz? Ich brauche was gegen Zombies.“
„Ja, aber bis zum Laden brauche ich eine Viertelstunde mit dem Rad.“ Zuzüglich der Zeit, die ich benötigte, um Strümpfe und Schuhe zu finden und mich warm und wetterfest anzuziehen.
„Ich bin noch im Café. Du musst mir nur deinen Sicherheitscode sagen.“ Nun flüsterte sie, und ich glaubte, im Hintergrund ein leises Stöhnen zu hören.
Göttin, das klang ja wie in Die Nacht der lebenden Toten!
„Okay, kein Problem.“ Obwohl Izzy meine beste Freundin war, beschlich mich ein leises Unbehagen, als ich ihr die Zahlen durchgab. Dann bekam ich sofort ein schlechtes Gewissen wegen meiner Bedenken. Izzy war eindeutig in Schwierigkeiten.
„Danke.“ Ich hörte, wie sie ein paar Tasten drückte, und dann das Piepen der Alarmanlage, als sie sich ausschaltete.
„Izzy, was ist denn eigentlich passiert?“
Plötzlich war die Leitung tot.
Es hatte sich nicht so angehört, als hätte sie das Gespräch beendet. Irgendwie war mir die unvermittelte Stille nicht ganz geheuer. Ich drückte die Kurzwahltaste für Izzys Handy, erreichte aber nur ihre Mailbox.
Schnell schnappte ich mir ein Paar Laufschuhe und flitzte ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen. Barney sprang mit einem fragenden „Prrrt?“ aufs Bett.
„Izzy wird schon nichts fehlen“, sagte ich zu ihr, während ich meine Schlafanzughose abstreifte und in eine Jeans schlüpfte. „Aber ich fahre trotzdem schnell zum Laden und vergewissere mich, ob alles in Ordnung ist.“
Barney setzte sich auf die Patchworkdecke meiner Großmutter und beobachtete mich beim Anziehen. Mit ihrem durchdringenden, starren Blick zeigte sie mir ihr Einverständnis. Auch sie machte sich Sorgen.
Nachdem ich die dicksten, wärmsten Wollsocken angezogen hatte, die ich besaß, zupfte ich Barney liebevoll am Ohr. „Ich bin sofort wieder da!“
Ich wollte gerade mein Fahrrad nach draußen tragen, als Parrish zur Tür hereinkam.
„So spät willst du noch weg?“, fragte er, während ich im selben Moment rief: „Du bist aber früh dran!“
Dann erklärte ich: „Ich schaue noch kurz beim Laden vorbei. Ich befürchte ...“ Normalerweise würde ich die Zombies nicht erwähnen, doch ich sprach ja mit Parrish. „Horden von Untoten attackieren meine beste Freundin.“
Parrish lehnte sich gegen das Treppengeländer, das unter seinem Gewicht knarrte, und sah mich neugierig an. „Was für welche?“
„Zombies.“
„Gott, die schon wieder!“
Ich stellte mein Fahrrad ab und kam Parrish dabei so nah, dass mich der angenehme Duft von Leder und Sandelholz umwehte. „Dann bilde ich es mir also nicht nur ein? Es sind neuerdings eine ganze Menge von ihnen unterwegs.“
„Ja.“ Parrish zuckte mit den Schultern. „Es geht das Gerücht, dass es an Katrina liegt.“
„An dem Hurrikan?“ Parrish nickte, doch ich konnte es immer noch nicht glauben. „Im Ernst?“
Er winkte ab. „Hör mal, ich bin zum Reden vorbeigekommen. Wenn du möchtest, begleite ich dich schnell.“ Er warf einen Blick auf mein Mountainbike, dann fügte er hinzu: „Wir könnten meins nehmen.“
Er hatte nämlich ein Motorrad, das natürlich weitaus schneller war. Sehr verlockend, aber ich lehnte ab. „Ich radle besser ohne dich hin. Es ist, glaube ich, nicht so eine
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