Beiss noch einmal mit Gefuehl
Krähe.“
„Wirklich?“ Izzy lachte. „Da bin ich aber gespannt! Obwohl ... klingt eigentlich nach einer typischen Garnet-Hexengeschichte. Und was die Zombies angeht - also, das erzähle ich dir gleich, wenn ich da bin.“
„Super!“
Ich hängte den roten Plastikhörer wieder in die Gabel des Wandapparats und sah mir belustigt das spiralförmige Kabel an, das den Hörer mit dem Gerät verband. Sebastian hatte noch ein weiteres altes Telefon mit Wählscheibe im Haus, und das sicherlich nur, um seine Gäste in Erstaunen zu versetzen. Ich zog grinsend an dem Kabel, weil es mir Spaß machte zu beobachten, wie es sich stets wieder zu einer Spirale zusammenzog.
Die Mikrowelle piepste. Die Kruste des dampfenden Bagels hatte sich in ungenießbares Gummi verwandelt, aber der pappige Innenteil war halbwegs essbar, nachdem ich ihn großzügig mit Johannisbeergelee bestrichen hatte. Ich trank noch eine Tasse Kaffee, weil ich mich steif und kaputt fühlte und immer trauriger wurde.
Sebastians Küche stand ganz im Zeichen der herbstlichen Ernte. Küchenkräuter wie Salbei und Oregano hingen zum Trocknen in Bündeln an den Haken über der Tür. Farbige Glasflaschen mit diversen in Öl oder Alkohol eingelegten Heilkräutern standen auf den Fensterbänken. Ein Dörrgerät verteilte den Duft von langsam trocknender Minze und Zitronenmelisse im Raum.
Als ich den Blick über die hellen Linoleum-Arbeitsflächen schweifen ließ, erinnerte ich mich daran, wie viel Spaß wir gehabt hatten, als wir Sebastians Jahresertrag destilliert und in Flaschen und Dosen abgefüllt hatten. An dem Wochenende hatte ich gelernt, dass ich etwas allergisch gegen die ätherischen Öle der Gartenraute war. Meine Hände waren knallrot geworden, und es hatten sich Quaddeln gebildet. Natürlich hatte Sebastian rasch mit einer selbst gemachten Lotion Abhilfe geschafft... und für den Rest davon hatten wir danach noch viel kreativere und exotischere Verwendungsmöglichkeiten gefunden.
Ich stellte meinen Teller ins Spülbecken und schaute auf die Uhr. Hoffentlich beeilte Izzy sich, denn wenn ich noch lange in diesem Haus warten musste, fing ich an zu weinen.
Draußen war es noch so trüb, dass ich die Deckenlampe eingeschaltet hatte. Ich erschrak, als Benjamin sie kurz ausmachte und sie einen Moment später flimmernd wieder anging. Offenbar fand auch er, dass es für mich höchste Zeit wurde zu gehen.
Ich schenkte mir noch einmal Kaffee nach und ging nach draußen, denn ich wollte lieber in der matschigen Einfahrt warten, als noch eine Sekunde länger meinen Erinnerungen nachzuhängen.
Draußen war alles nass. Der Wind fegte über die abgeernteten Felder. Zwei gurrende Tauben saßen auf der schaukelnden Hochspannungsleitung. Der Rasen in Sebastians gepflegtem Vorgarten war fast ganz braun, nur hier und da gab es noch ein paar grüne Flecken. In den Blumenbeeten war alles Verblühte ordentlich abgeschnitten, und die Stauden hatten einen warmen Winterschutz aus Stroh bekommen.
Als ich ans Ende der Sandsteinkies-Einfahrt ging, wo der Briefkasten stand, bekam ich von der kalten Nässe Schmerzen in der Schulter. Ich schaute die Landstraße hinunter und versuchte, Izzys weißen Kleintransporter zu beschwören.
Als ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, überlegte ich, ob ich nicht wieder ins Haus gehen sollte, um mich aufzuwärmen, doch da brauste Izzy endlich hupend und winkend heran.
Wegen meines Schulterverbands fiel es mir schwer, mich auf den Beifahrersitz zu hieven, aber ich schaffte es. Izzy beobachtete mich stirnrunzelnd.
„Du bist verletzt“, stellte sie fest, nachdem ich stöhnend und ächzend den Sicherheitsgurt angelegt hatte.
„Ich vermisse deinen kleinen Toyota oder Honda oder was das war“, sagte ich. Wenigstens war die Heizung voll aufgedreht. Ich spürte, wie die Wärme mein feuchtes Gesicht trocknete.
„Ich habe eben den Laderaum gebraucht“, erklärte Izzy und fuhr los. Ihrem Bungalow war, als sie ihn gekauft hatte, vom Makler „viel altertümlicher Charme“ bescheinigt worden. Wie sie rasch herausgefunden hatte, war dies in der Immobilienbranche die Standardumschreibung für „renovierungsbedürftig“.
Ich nickte. „Ja. Also, jedenfalls ... ich wurde angeschossen.“
Der Wagen machte unvermittelt einen Schlenker auf die Gegenfahrbahn. Izzy riss rasch das Steuer herum und lenkte ihn wieder in die richtige Spur. „Wie jetzt? Mit einer Kugel? Aus einer Pistole?“
Da beim letzten Mal, als auf jemanden aus unserem
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