Beiss noch einmal mit Gefuehl
blieb stehen, nachdem sie an der nächsten Ecke abgebogen war. „Willst du das Risiko wirklich eingehen? Vielleicht solltest du lieber mit zu mir kommen.“
Eigentlich brauchte ich nichts aus meiner Wohnung. Ich wollte zwar mit Parrish reden - vor allem, weil Dominguez mir gesagt hatte, dass sie auch hinter ihm her waren -, aber er war erst nach Sonnenuntergang verfügbar, also in ein paar Stunden. Ich machte mir Sorgen um Barney, doch sie hielt es bestimmt noch ein Weilchen länger aus. Schließlich hatte sie sich schon häufiger an der Kräckerschachtel vergriffen, wenn sie das Gefühl gehabt hatte, nicht genug Futter bekommen zu haben.
In den Laden konnte ich nicht. Da suchte man mich sicherlich auch.
„Ich will dich nicht mit in diese Sache hineinziehen, Izzy“, erklärte ich.
„Ehrlich gesagt will ich auch nicht hineingezogen werden, aber du bist meine Freundin, und ich bin schon mittendrin.“
Eine Viertelstunde später fuhren wir in Izzys Garage. Die Wirkung von Sebastians Arznei hatte nachgelassen, und meine Schulter schmerzte bei der kleinsten Bewegung. Mich von dem Sicherheitsgurt zu befreien, war eine einzige Strapaze. Und als ich endlich im Haus war und Izzy mir half, mich im Wohnzimmer in einem bequemen Sessel niederzulassen, stand mir der kalte Schweiß auf der Stirn.
„Ich koche mal schnell eine Suppe oder so“, sagte sie.
Ich fing an zu beteuern, dass sie sich meinetwegen keine Umstände machen müsse, aber mir knurrte bereits schrecklich der Magen. Und als Izzy mir eine warme Fleecedecke brachte, begann ich allmählich, den Luxus zu genießen, liebevoll umsorgt zu werden, und bedankte mich bei ihr.
Sie schürzte die Lippen, als wollte sie mir zu verstehen geben, dass es ihr eigentlich nicht passte, einer flüchtigen Verbrecherin Unterschlupf zu gewähren. „Versuch, dich ein bisschen auszuruhen. Du siehst furchtbar aus.“
Ich lächelte sie müde an.
Sie drückte mir die Fernbedienung in die Hand und ging in die Küche. Ich beobachtete durch die Durchreiche, wie sie einen Topf und verschiedene Zutaten bereitstellte. Wie ich aus Erfahrung wusste, erwartete mich eine echte Gaumenfreude. Wenn Izzy Suppe kochte, dann öffnete sie nicht einfach eine Dose. Sie hatte richtige Gemüsebrühe im Kühlschrank, und auf einem Ständer trockneten selbst gemachte Nudeln.
Ein großer Fernseher beherrschte die Wand, die meinem Sessel gegenüberlag. Links und rechts davon standen Regale, die vor DVDs und alten Videos überquollen. Einige davon waren eindeutig gekauft, aber auf den meisten Hüllen standen die Titel in Izzys ordentlicher Druckschrift. Sie besaß Filme, TV-Serien und sogar Videospiele. Vor dem Fernseher lagen unterschiedliche Spielkonsolen.
Neben meinem Sessel, direkt vor dem Fenster, stand eine lila Wildledercouch, die schon ein wenig durchgesessen war. Die zahlreichen Bücherregale waren vollgestopft mit Unmengen von Taschenbüchern.
Izzy hatte zwar eine Menge Zeug angehäuft, doch ihr Haus war blitzsauber. Die Holzböden glänzten. Die in warmen Farben gestrichenen Wände reflektierten die Morgensonne. An dem Kronleuchter, der mitten im Wohnzimmer unter der Decke hing, befand sich nicht einmal eine Andeutung von Spinnweben.
Der Duft von gebratenen Zwiebeln stieg mir in die Nase. Ich legte die Fernbedienung auf den Glastisch neben dem Sessel und nahm mir das nächstbeste Buch. Es war irgendein Weltraumabenteuer - nicht gerade meine Lieblingslektüre, aber ein netter Zeitvertreib. Nach ein paar Seiten fielen mir die Augen zu.
Ich wachte mit einer bis zum Platzen vollen Blase und dem verwirrenden Gefühl auf, an einem ungewohnten Ort zu sein. Mit steifen Bewegungen erhob ich mich aus dem Sessel und ging zur Toilette. Izzys Bad war ziemlich klein, wie es in älteren Häusern häufig der Fall war, aber sie hatte es aufgepeppt, indem sie die Wände knallgelb gestrichen und großzügig mit aufgemalten Fischen dekoriert hatte.
Weil das Ganze für meinen Geschmack etwas zu fröhlich war, hielt ich mich dort nicht lange auf. Als ich mein blasses Gesicht mit der verschmierten Schminke im Spiegel sah, stellte ich fest, dass Izzy recht gehabt hatte. Ich sah wirklich entsetzlich aus.
Ich drehte den Wasserhahn auf und beugte mich vor, um mir das Gesicht zu waschen. Mein Körper protestierte, doch ich biss die Zähne zusammen. Ich wollte mich wenigstens ein bisschen sauberer fühlen. Als ich wieder in den Spiegel schaute, sah ich zwar weniger Make-up-Reste, dafür aber mehr Angst. Diese Sache
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