Beiss noch einmal mit Gefuehl
Freundeskreis geschossen wurde, ein Langbogen im Spiel gewesen war, war die Frage eigentlich gar nicht so dumm. Trotzdem musste ich grinsen. „Ja. Ganz genau.“
Ich suchte Izzys Blick, aber sie schaute stur auf die Straße und umklammerte das Lenkrad so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. „Bitte sag mir, dass diese Geschichte nicht mit einem toten FBI-Agenten endet!“
„Da bin ich ziemlich sicher.“
„Lilith“, sagte sie leise, wie zu sich selbst.
Vielleicht war mein schlechtes Gewissen schuld, vielleicht hatte ich aber auch einen Vorwurf aus Izzys Ton herausgehört, ich hatte jedenfalls plötzlich das Gefühl, mich verteidigen zu müssen. „Er wollte mich festnehmen!“
„Und da hast du ihm die Königin des Bösen auf den Hals gehetzt?“
Gut, wenn sie es so sagte, dann klang es, als hätte ich eine Abrissbirne verwendet, um eine Fliege totzuschlagen.
„Manchmal denke ich, du solltest wirklich mal einen Zornbewältigungskurs machen“, sagte Izzy.
Ich glaube, es war ein Witz, aber ihre Bemerkung hatte einen ernsten Unterton. Ich schaute aus dem Fenster und beobachtete, wie die Heuhaufen an uns vorbeizogen. Jedes Mal, wenn wir über ein Schlagloch fuhren, verspürte ich einen stechenden Schmerz in der Schulter. Ich überlegte, ob Izzy vielleicht recht hatte.
„Also, die Sache mit dem FBI, die macht mir Angst“, gab Izzy nach einer Weile zu, tat aber immer noch so, als beanspruchte der Sonntagmorgen-Verkehr ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. „Wenn du mir sagst, dass es Vampire gibt und dass eine geheime Vereinigung von Mördern im Auftrag des Vatikans Hexen tötet, damit komme ich klar. Aber das FBI! Verdammt, Süße, das ist richtig Scheiße, weißt du das?“
Ja, das wusste ich. Das FBI bedeutete nicht nur Ärger für mich, sondern auch für alle meine Freunde und Kontakte. Schon bald würden Agenten damit beginnen, die Leute auszuquetschen - falls sie es nicht schon getan hatten. Die Unannehmlichkeiten, die ich meinen Freunden in der Vergangenheit beschert hatte, waren im Vergleich dazu nicht so schlimm gewesen, denn die Vatikan-Agenten hatten es nur auf Leute abgesehen, die echte Magie praktizierten – mit anderen Worten, auf Sebastian und mich. Das FBI hingegen beschnüffelte jeden, der auch nur im Entferntesten mit mir zu tun hatte, um mir den Prozess machen zu können. Meinem Kollegen William hatte Dominguez ja bereits gedroht.
„Es tut mir leid“, sagte ich.
„Ist schon okay“, entgegnete Izzy, doch ich wusste, dass es nicht okay war.
Wir fuhren eine Weile schweigend weiter. Inzwischen hatten wir die Mineral Point Road erreicht, die bis ins Stadtzentrum führte. Vor manchen Häusern leuchteten bereits die Kürbislaternen, obwohl es bis Halloween noch ein paar Tage hin war. Als wir an einem Lebensmittelladen vorbeifuhren, dessen Schaufenster mit Bildern von Geistern und Mumien dekoriert waren, fielen mir die Zombies wieder ein. „Was ist eigentlich mit den Zombies passiert, die hinter dir her waren?“
„Die habe ich tüchtig eingesalzen. Hat super geklappt. Sie haben auf dem Absatz kehrtgemacht und sind hoffentlich zurück in ihre Gräber.“
Wenn man Zombies mit Salz fütterte, kehrten sie an den Ort zurück, an dem sie gestorben waren. „Hoffentlich?“
Izzy zuckte mit den Schultern und wechselte die Fahrspur. „Die meisten von denen haben wie Burschenschaftsmitglieder ausgesehen. In der Zeitung stand aber nichts von toten Studenten, und du weißt doch, wie so was immer ausgeschlachtet wird -'Studentenparty endet mit einer Tragödie' und so weiter. Das hätte doch auf der Titelseite gestanden. Deshalb frage ich mich, ob sie überhaupt beerdigt wurden.“
„Müssen sie für das Ritual denn unbedingt beerdigt sein?“, fragte ich. Izzy hatte viel mehr Ahnung von Voodoo als ich; ihre Familie lebte in Louisiana.
Sie klopfte mit dem Zeigefinger auf das Lenkrad. „Ich glaube, das Gift, das einen zum Zombie macht, kann jederzeit verabreicht werden. Jemand könnte es zum Beispiel einfach in die Bowle kippen.“
„Bei einer Party“, führte ich den Gedanken zu Ende, und wir nickten beide nachdenklich. Vor meinem geistigen Auge erschien das Bild von Zombies, die zu einem Studentenverbindungshaus zurückkehrten, um sich dort tot in den Vorgarten zu legen. „Eine Burschenschaftsversion des Massenmordes von Jonestown sozusagen.“
Izzy nickte. „Ja, so ungefähr. Das könnte sein. Suzette hat sich doch immer mit diesen verrückten Partymachern
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