Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
Vom Netzwerk:
irgendwie zu denken. Wohin verschwanden sie eigentlich? Aß Benjamin sie etwa auf? Ich beschloss, dass ich es lieber nicht wissen wollte.
    Eine geisterhafte Stimme sagte: „Wenn du ihm das Herz brichst, bringe ich dich um!“
    Benjamin hatte bis jetzt erst einmal mit mir gesprochen, und auch diesmal war es wieder ein höchst unheimliches Erlebnis. Seine Stimme war ruhig und klar, aber so tief, dass sie fast nicht zu hören war. Außerdem hatte ich gedacht, er wäre auf der anderen Seite des Zimmers, weil Sebastians Buch gerade quer über den Boden zum Bücherregal rutschte – doch es klang, als wäre er direkt hinter mir auf dem Bett. Ich drehte mich um und sah eine Mulde in der Matratze.
    Ich starrte die Stelle an, wo ich Benjamin vermutete. Ich hätte diesem mordlüsternen, überfürsorglichen Geist gern versprochen, dass ich Sebastian niemals wehtun würde, aber es erschien mir unklug zu lügen. „Weißt du“, säuselte ich beschwichtigend, „im Augenblick ist Sebastian nur ein bisschen in Aufruhr wegen Parrish ...“
    Ich hörte ein Zischen, dann fiel ein Bilderrahmen vom Beistelltisch.
    „Ach, ich darf also nicht mal seinen Namen aussprechen? Was habt ihr Kerle eigentlich für ein Problem?“
    Die Vertiefung in der Matratze war wieder verschwunden. Nicht zu wissen, wo Benjamin war, machte mich zwar etwas nervös, doch ich sprudelte förmlich über vor Frustration.
    „Okay, dann bedeutet Parrish mir eben etwas!“ Peng. Eine Porzellanschüssel zersplitterte auf dem Boden. „Ja und? Wir waren befreundet. Was ist so falsch daran? Gut, ich habe für mich behalten, dass ich mit Parrish ...“ Rums. Sechs Bücher fielen vom Regal herunter. „... zusammen war. Und wie hat Sebastian reagiert?“
    Als ich gerade anfangen wollte, aufsässig „Parrish, Parrish, Parrish!“ zu rufen wie früher bei den Neckereien auf dem Schulhof, flog die Tür auf.
    „Benjamin! Raus! Sofort.“
    Ein Zeitschriftenstapel knallte auf den Boden, dann war Ruhe.
    „Ich habe keine Ahnung, was du gesagt hast, um Benjamin so wütend zu machen, aber wenn du ihn ärgerst“, erklärte Sebastian, „führt das nur dazu, dass mitten in der Nacht Betten durch den Raum schweben oder sogar Brieftaschen und Schlüssel verschwinden. Glaub mir, mit diesem Poltergeist verdirbst du dir es besser nicht.“
    Ich schmollte. Darüber brauchte Sebastian mir keinen Vortrag zu halten. Ich hatte es schließlich am eigenen Leib erfahren. Benjamin zückte bekanntermaßen gern einmal das Messer.
    Sebastian war in der Tür stehen geblieben und lehnte sich gegen den Rahmen. Offenbar war er wie ein Verrückter aus dem Bett gesprungen und herübergerannt. Ich liebte die Schlafanzughose, die er anhatte; sie war mit bunten VW-Käfern bedruckt. Dazu trug er ein Limp-Bizkit- Shirt, das sich sehr hübsch über seiner breiten Brust spannte. Wäre er nicht so verärgert gewesen, hätte er verdammt sexy ausgesehen.
    „Sebastian“, sagte ich, „können wir den ganzen Unsinn nicht einfach vergessen?“ Ich setzte mich aufs Bett und klopfte auf die Matratze. „Willst du nicht zu mir kommen?“
    Ich sah, wie es in ihm arbeitete. An der Art, wie er mich musterte, las ich ab, dass er wollte. Ich dachte eine Sekunde lang, er würde kapitulieren, doch dann schüttelte er den Kopf. „Nein, Garnet. Genau das machen wir immer. Wir 'vergessen' es einfach, und nichts wird geklärt. Aber ich will ... Verdammt, ich brauche Klarheit, Garnet! Diese Sache muss endlich vom Tisch.“
    „Kannst du nicht einfach bei mir schlafen?“, fragte ich. „Mich ein bisschen in den Armen halten?“
    Er setzte sich neben mich. Als er einen Arm um meine Schultern legte, machte sich meine Verletzung wieder bemerkbar, obwohl er ganz behutsam war. Seine Lippen streiften meine Wange. „Ich liebe dich“, sagte er. „Aber ich kann nicht bei dir schlafen. Jeder kleine Schubser macht das hier nur noch schlimmer.“ Er strich sanft über den Verband. „Und du weißt, dass ich einen unruhigen Schlaf habe.“
    Das war eine Lüge. Wie alle Vampire schlief Sebastian buchstäblich wie ein Toter. Und seine persönliche Eigenart war, dass er dabei genau die Position einnahm, in der er gestorben war. Er war bei einem Schwertkampf umgekommen (er hatte schlimme Narben auf Bauch und Rücken), und so verharrten seine Arme, wenn er einschlief, in einer merk- würdigen, unbequem anmutenden Position. Und was noch seltsamer war, seine Augen blieben die ganze Zeit offen.
    Wegen seiner ungewöhnlichen Schlafposition

Weitere Kostenlose Bücher