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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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hinter sich, und ich war allein.
    Niedergeschlagen warf ich mich auf mein Kopfkissen. Ich bedauerte die abrupte Bewegung sofort, denn ich bekam furchtbare Schmerzen, die von der Schulter bis tief hinunter in den Rücken ausströmten. Sie waren so stark, dass ich eine gute Viertelstunde keinen klaren Gedanken fassen konnte. Ich blieb regungslos liegen und starrte die Risse in der Decke an, bis die Schmerzen wieder abklangen.
    Ich wünschte, Sebastian hätte mir etwas von seinem Kräutercocktail dagelassen, denn ich hätte meinen Bewusstseinszustand liebend gern verändert. Ich hatte nicht einmal eine Klatschzeitung oder einen Becher Schokoladeneis, um mich von unserer Beziehungskrise abzulenken, aber ich wollte nicht mehr weinen, auf gar keinen Fall! Abgesehen davon musste ich mit meiner Decke schon die Tränen trocknen, die mir wegen meiner unvorsichtigen Bewegung in die Augen geschossen waren.
    Ich beschloss, es mit Schlafen zu versuchen.
    Unsere Auseinandersetzung und die Schmerzen hatten mir jedoch meine wohlige Benommenheit geraubt, und nun war ich hellwach.
    Ich schloss die Augen und lauschte auf die Geräusche von draußen. Die Grillen zirpten. Eine Kuh muhte lange und klagend.
    Eine Kuh? Ich stutzte und schaute blinzelnd zum Fenster. Sebastian hatte gar keine Tiere, nur Pflanzen.
    Nachdem ich die Lampe ausgeschaltet hatte, die Sebastian hatte brennen lassen, hievte ich meine Beine aus dem Bett. Schwerfällig richtete ich mich auf. Meine Schulter protestierte heftig, aber es war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.
    Ich erstarrte, als die klagenden Laute wieder ertönten. Diesmal klangen sie für meine paranoiden Ohren weniger nach einer Kuh als viel mehr nach einem Zombie. Aber das konnte doch nicht sein! Sebastians Bauernhof war meilenweit von der Stadt entfernt. Warum sollte sich hier ein Zombie herumtreiben?
    Ich spähte aus dem Fenster. Der an den Hof angrenzende Friedhof war sehr alt. Eine Straßenlaterne beleuchtete die weißen, moosbewachsenen Grabsteine. Diejenigen, die noch nicht umgekippt waren, standen krumm und schief an der Kopfseite rechteckiger Vertiefungen im Rasen, unter dem die einfachen Kiefersärge schon vor langer Zeit verrottet waren. Der Rasen war ordentlich gemäht, aber die meisten Grabsteine waren völlig von Zedern überwuchert, die irgendwann einmal als kleiner Grabschmuck angefangen hatten.
    Es gab keinen Zaun um den Friedhof. Er hatte vermutlich in grauer Vorzeit der Bauernfamilie gehört, doch nun war er nur noch eine fast vergessene Parzelle zwischen den Maisfeldern. Ich suchte das Gelände ab und schaute, ob sich irgendetwas bewegte, sah aber nichts.
    Da tauchte auf der anderen Seite der Scheibe ein geisterhaftes Gesicht auf, direkt vor meiner Nase.
    Ich schrie auf und wich ruckartig zurück. Weil ich zwischen Bett und Fenster kauerte, kippte ich dabei zur Seite und stieß mir die Schulter an. Mir stockte vor Schmerz der Atem, und im selben Moment dämmerte es mir.
    „Benjamin!“, rief ich. „Du hast mich zu Tode erschreckt!“
    Sein raues Lachen klang wie das Rascheln von Blättern.
    Benjamin war Sebastians Hausgeist. Er spukte ständig auf dem Hof herum. Außerdem sorgte er dank einer Zwangsneurose, die er wahrscheinlich schon zu Lebzeiten gehabt hatte, für Ordnung und Sauberkeit im Haus. Benjamin hatte wohl, lange bevor Sebastian das Anwesen gekauft hatte, die frühere Dame des Hauses getötet und dann sich selbst. Er mochte mich (und Frauen im Allgemeinen) nicht besonders, doch seit ich die Hexenjäger mit meinem Illusionszauber in die Irre geführt hatte, behandelte er mich mit etwas mehr Respekt. Zumindest versuchte er nicht mehr, mich umzubringen, wenn ich zu Besuch kam, und ich für meinen Teil tat so, als könnte man vernünftige Gespräche mit ihm führen.
    „Hast du da draußen rumgestöhnt?“, fragte ich ihn.
    Hätte ich ein Aufzeichnungsgerät gehabt, wie die Geisterjäger es benutzten, hätte ich vielleicht beim Abspielen der Aufnahme seine Antwort gehört. Doch ich musste mich mit einem kalten Luftzug am Arm begnügen, den ich als Bejahung meiner Frage deutete.
    Ich ließ mich vorsichtig aufs Bett sinken und beobachtete fasziniert, wie das Zimmer sich praktisch von selbst aufräumte. Die Decke, die Sebastian auf dem Boden hatte liegen lassen, faltete sich und legte sich über die Sessellehne. Das Buch auf dem Beistelltisch klappte zu. Die leere Limoflasche flog in den Mülleimer. Krümel verschwanden wie von Zauberhand.
    Letzteres gab mir

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