Beiss noch einmal mit Gefuehl
überlegen, wie viel er mir anvertrauen konnte, auf ein Muster gestoßen, das unserer Behörde nicht unbekannt ist. Offenbar gibt es eine ganze Reihe ähnlicher ungelöster Mordfälle innerhalb der heidnischen Gemeinschaft, in die eine Gruppe Ausländer aus Vatikanstadt involviert ist.“
Ich nickte. „Die Eustachius-Kongregation.“ Darüber hatte ich ihm schon alles erzählt, aber ich hatte nicht verraten, dass ich am Ort des Verbrechens gewesen war. Ich hatte nur gesagt, dass die Kongregation meine Freundinnen umgebracht hatte, und nicht, dass ich es mit eigenen Augen gesehen hatte. Das konnte Dominguez nur wissen, wenn er meine Gedanken gelesen hatte.
„Ich fing an, mir alle Wicca-Vereinigungen vorzunehmen, die ich finden konnte. Natürlich wollte niemand reden. Und wenn doch, dann war es nicht besonders hilfreich, weil sich dort niemand bei seinem richtigen Namen zu nennen scheint. Ich bekam nicht einmal alle toten Zirkelmitglieder zusammen, bis ich meine Taktik geändert und nach Mr. Parrish gefragt habe. Wie sich herausstellte, mochte ihn eigentlich keiner, und die Leute haben ihn mit Vergnügen reingeritten.“
Und damit auch mich.
„Mr. Parrish hatte eine Menge Freundinnen in Minneapolis, die Sie als sehr eifersüchtig beschrieben haben.“ Sein Blick sprach Bände. Ihr Hippies mit eurer freien Liebe!, schien er zu denken. „Manche haben Sie sogar als Hexe bezeichnet. Damals nahm ich an, Parrish hätte vielleicht eingegriffen, um Sie vor dieser ... Dings zu schützen.“
„Vor der Kongregation“, warf ich ein. „Und jetzt?“
„Jetzt hat meine Theorie Risse bekommen.“
Ich wünschte mir so sehr, ich hätte Dominguez in diesem Moment tief in die Augen sehen und sagen können: „Ich schwöre, dass ich es nicht getan habe.“ Kurz darauf seufzte er leise, und ich hatte den Eindruck, er hätte es sich auch gewünscht.
„Warum erzählen Sie mir nicht, was passiert ist? Sie sagten doch, Sie seien bereit zu reden.“
Ja, aber da hatte ich gedacht, ich würde bis über den Hals in Schwierigkeiten stecken und hätte nichts mehr zu verlieren ...
Während Dominguez eingehend den beigefarbenen Teppich studierte, sagte er: „Hören Sie, Miss Lacey, ich weiß es doch schon. Jedes Mal, wenn wir uns sehen, spüre ich Ihre Schuldgefühle.“
Aber wenn ich es ausspreche, ist es ein Geständnis. Dann ist es Fakt, dachte ich.
Dominguez sah mich eine Weile prüfend an, schließlich zeichnete sich Enttäuschung in seinem Gesicht ab. Er atmete tief durch und wandte den Blick ab. „Ich kann es Ihnen nicht verdenken, dass Sie eigennützig handeln. Aber es ist natürlich auch noch Mr. Parrishs Version der Geschichte zu berücksichtigen. Wenn meine Jungs ihn schnappen, wird er dann versuchen, Ihnen die Sache anzuhängen?“
Ich biss mir nachdenklich auf die Lippen. Eine schwierige Frage. Parrish mochte sich zwar in der Rolle des ehrenwerten Gentlemans gefallen, aber es war nun einmal Tatsache, dass er keiner war. Und er hatte einen sehr starken Selbsterhaltungstrieb, ohne den er wohl niemals zweihundert Jahre alt geworden wäre. Ich zuckte mit den Schultern.
„Die von Interpol reißen mir den Kopf ab.“
Ich wollte Dominguez eigentlich sagen, wie leid es mir tat, dass sein Boss ihm das Leben schwer machte, aber stattdessen entfuhr mir: „Wollen Sie wissen, was mich wirklich ankotzt? Ich kann nicht glauben, wie viel Energie darauf verschwendet wird, den Tod dieser ... Mörder zu rächen. Ich meine, sie sind doch die Bösen! Sie sind diejenigen, die in ein Haus eingefallen sind und Unschuldige getötet haben. Und das nicht zum ersten Mal! Sollte das FBI nicht eher hinter ihnen her sein? Und dass ausgerechnet Sie für diesen Fall zuständig sind, hat schon etwas Ironisches. Wenn die Hexenjäger des Vatikans von Ihren telepathischen Fähigkeiten wüssten, würden sie Sie entweder umbringen oder anwerben.“
Er zuckte mit den Schultern. „Das ist nun mal mein Job, Miss Lacey.“
„Tja, ganz schön ätzend.“
In diesem Moment sah ich William. So grimmig entschlossen, wie er auf uns zustürmte, war sofort klar, dass er glaubte, mich retten zu müssen.
Na toll. Jetzt hatte ich wirklich ein Problem.
S CHLÜSSELWÖRTER :
D IPLOMATISCH UND WANKELMÜTIG
William stürzte auf Dominguez zu, und als er die Faust hob, dachte ich zuerst, er wollte ihm eins auf die Nase geben. „Nein, William!“, rief ich.
Doch William schleuderte ihm eine Handvoll gelbbraunes Puder ins Gesicht.
Dominguez
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