Beiss noch einmal mit Gefuehl
Morden hatten - nur dass es noch eine dritte Beteiligte gibt, nicht wahr? Wie zum Teufel soll ich die Mittäterschaft einer Göttin erklären?“
Zwei Mütter sahen Dominguez böse an. Er hob beschwichtigend die Hand und mimte eine Entschuldigung.
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war zu beschäftigt damit, meine Erleichterung über Dominguez’ Eingeständnis zu verbergen, dass er im Grunde nicht genug gegen mich in der Hand hatte. Ich hätte aufspringen und einen Freudentanzà la Snoopy aufführen können, doch eines machte mich stutzig. „Eine dritte Beteiligte?“, fragte ich, denn ich dachte nur an Lilith und mich. Dann ging mir plötzlich ein Licht auf. Parrish! Der Special Agent hatte die ganze Zeit angenommen, Parrish wäre der Mörder und ich die Komplizin, und nicht umgekehrt.
Dominguez studierte aufmerksam mein Gesicht. Selbst wenn ich nichts von seiner telepathischen Veranlagung gewusst hätte, wäre mir jetzt der Verdacht gekommen, dass er gerade versuchte, meine Gedanken zu lesen.
Die Vorlesestunde war offenbar zu Ende, denn plötzlich wurde es laut. Einige Kinder stürmten zu den Regalen, um sich die Bücher zu sichern, die sie gern lesen wollten; andere mühten sich mit ihren Jacken und Mützen ab. Mütter und Väter plauderten miteinander und taxierten uns dabei mit feindseligen und zugleich neugierigen Blicken.
Ein Junge, der nicht älter als drei sein konnte, baute sich vor Dominguez auf und erklärte: „Ich hab ’ne Batman-Unterhose an!“
„Äh, ist ja toll!“, entgegnete Dominguez.
„Batman finde ich auch total super“, sagte ich und setzte ein mütterliches Lächeln auf.
„Ich kann schon Aa ins Töpfchen machen!“, verkündete der Junge stolz. Einen Augenblick später wurde er von seiner Mutter eingesammelt, die sich hundertmal entschuldigte, und zum Ausgang gebracht.
„Da fällt mir ein ...“, sagte Dominguez, holte seine Brieftasche hervor und reichte mir den Schein, den ich ihm bei unserer ersten Begegnung gegeben hatte. Er war offenbar gereinigt worden. „Das Geld ist nicht gefälscht, sondern nur alt. Der Schein stammt aus der Zeit vor der Rezession.“
Das interessierte mich natürlich, aber zuerst wollte ich wissen: „Was genau an ,Aa‘ und ,Töpfchen‘ hat Sie an den Geldschein erinnert?“
Dominguez kratzte sich verlegen an der Nase. „Eigentlich war es Batman. ,Der beste Detektiv der Welt.‘“
Ich zog fragend die Augenbrauen hoch.
„Das steht doch immer auf den Comicbüchern – Batman, der beste Detektiv ...“ Dominguez errötete noch mehr. „Ach, vergessen Sie es! Der Punkt ist, die Dollarnote ist nicht gefälscht, nur alt.“
Es war richtiggehend liebenswert, dass Dominguez wegen eines Superhelden so fusselig wurde. Vermutlich verbarg sich hinter dieser ganzen Batman-Sache ein wichtiger Schlüssel zu seiner Persönlichkeit.
„Was?“, fuhr er mich an, als ich grinste.
Ich beschloss, mir meine Neugier für einen besseren Zeitpunkt aufzuheben. „Ist das Geld denn für Sammler interessant? Ist es etwas wert?“
Dominguez nickte. „Ein bisschen was. Ich glaube, das Doppelte des Nennwerts.“
„Dann ist dieser Voodoo-Priester also auch noch ein Grabräuber?“, überlegte ich laut.
„Was genau an diesem Geld hat Sie bewogen, an einen Voodoo-Priester zu denken?“
„Ein Zombie hat es mir gegeben.“
Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, als wartete er auf weitere Ausführungen, aber ich wusste nicht so recht, was er von mir hören wollte. Also erwiderte ich seinen Blick mit einem kleinen „Ja und?“-Lächeln.
Dominguez seufzte. „Das mit den Zombies war Ihr Ernst?“
Ich nickte.
Er schüttelte den Kopf. „Ich muss Ihnen sagen, dass es mir schon schwerfällt, die Geschichte mit der Göttin zu glauben - trotz des empirischen Beweises.“ Er hob seinen eingegipsten Arm. „Deshalb tun Sie mir einen Gefallen und verschonen mich mit den Zombies. Das ist mir zu viel!“
„Interessiert Sie denn nicht, wer altes Geld unter die Leute bringt?“
„Es ist kein Verbrechen, wertvolle Altertümer gegen Waren oder Dienstleistungen einzutauschen; es ist einfach nur dumm. Und wegen Dummheit kann ich niemanden belangen.“
Schön wär’s!
Die meisten Kinder und Eltern waren inzwischen gegangen, und die Büchereiangestellte schob rasch die Tische und Stühle wieder an ihren Platz, die für die Vorlesestunde zur Seite geräumt worden waren. Dabei musterte sie uns von Zeit zu Zeit. Wir wirkten sicherlich völlig fehl am Platz -
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