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Beiss noch einmal mit Gefuehl

Beiss noch einmal mit Gefuehl

Titel: Beiss noch einmal mit Gefuehl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tate Hallaway
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pustete ich die Kerzen aus und folgte Parrish zur Wohnungstür. Wir schlichen uns auf die gleiche Weise nach unten, wie wir heraufgekommen waren, aber ohne Schmerzen in der Schulter fiel mir das Krabbeln natürlich wesentlich leichter.
    „Irgendwann“, raunte ich Parrish auf der Treppe zu, „wirst du mir von deinem besonderen Freund erzählen.“
    Er schüttelte den Kopf. „Ein Gentleman genießt und schweigt.“
    „Dann war er also dein Lover!“
    Parrish legte einen Finger an die Lippen. „Wenn du es unbedingt wissen willst - ja.“ Als wir unten im Flur ankamen, knarrten die Dielenbretter, und wir huschten rasch weiter. Parrish drehte sich zu mir um. „Jetzt guck mich nicht so an! Ich habe schon so gut wie alles ausprobiert. Im Lauf der Jahrhunderte verliert man alle Hemmungen.“
    Das konnte ich mir denken. Aber solche Dinge theoretisch durchzuspielen, war natürlich etwas ganz anderes, als sie sich in Bezug auf eine konkrete Person vorzustellen. War Sebastian etwa auch schon mal mit einem Mann zusammen gewesen? Da er bereits tausend Jahre unterwegs war, erschien es mir nicht ganz unwahrscheinlich. Was ich davon hielt? Ich wusste es nicht. Also lenkte ich mich mit einer anderen Frage ab, die mir auf den Nägeln brannte. „Woher hast du die Ringe? Warst du mal verheiratet?“
    An der Kellertreppe angekommen, richteten wir uns auf, doch das Licht schaltete Parrish nicht ein. Ich ergriff seine Hand und versuchte, nicht an das Ungeziefer zu denken, das möglicherweise um meine Füße herumkrabbelte.
    „Ja“, sagte er.
    „Wann?“
    Parrish antwortete nicht, doch ich spürte die Traurigkeit, die in seinem Schweigen lag. Ich bedrängte ihn nicht weiter. Als wir vor meinem Kellerraum standen, ließ er meine Hand los. Weil ich das Gefühl hatte, dass er die Ringe lieber allein holen wollte, blieb ich vor der Tür stehen. Durch das kleine Fenster über der Waschmaschine fiel etwas Licht von der Straße herein und beleuchtete die staubigen Spinnweben zwischen den Rohren unter der Decke. Ich hatte schon Mühe, mir Parrish mit einem Mann im Bett vorzustellen, aber dass er schon einmal vor den Traualtar getreten war, sprengte beinahe meine Vorstellungskraft.
    Nach einer Weile kam er mit zwei Weißgoldringen in der Hand wieder aus dem Keller.
    Als er mir einen davon hinhielt, konnte ich nicht umhin, völlig mädchenhaft zu quietschen: „Oh, Parrish, er ist wunderschön!“
    „Das ist Gold aus den Black Hills“, entgegnete er nicht ohne Stolz.
    Dann ergriff er meine Hand und steckte mir den glänzenden Reif an den Ringfinger. Mein Herz machte einen sonderbaren Sprung, als ich ihm dabei zusah, wie er mit großem Ernst das uralte Ritual vollzog. Der Ring war mir ein bisschen zu groß, aber er war zauberhaft. Ich spreizte die Finger, um ihn ausgiebig zu bewundern.
    Parrish wollte sich den anderen Ring selbst an den Finger stecken, doch ich hielt seine Hand fest. „Lass mich das machen“, bat ich, und als er zögerte, fügte ich hinzu: „Bitte! Ich möchte es gem.“
    Daraufhin gab er mir den Ring, und ich nahm seine Hand und steckte ihm ihn mit zitternden Fingern an.
    Parrish sagte nichts und zeigte keinerlei Regung.
    „Denkst du, wenn das alles vorbei ist ...? Ich meine, ist es okay, wenn ich ihn behalte?“, fragte ich. „Ich weiß, er gehört mir nicht, doch er würde mich immer an dich erinnern, und wenn wir uns so lange nicht sehen, hätte ich wirklich gern ...“ Parrish zog mich an sich und küsste mich sanft, aber inniglich.
    „Ich muss jetzt gehen, sonst schaffe ich es nie.“
    Ich nickte. Es gab tausend Dinge, die ich gern noch gesagt hätte, doch das Einzige, was ich herausbrachte, war: „Zieh dir eine Jacke an! Es ist kalt draußen.“
    Parrish gab mir einen ungestümen letzten Kuss.
    Dann ließ er mich abrupt los, und es war fast, als stieße er mich fort.
    Reflexartig verschränkte ich die Arme, um mich zu wärmen. Er nahm seine alte Lederjacke von dem Haken neben der Tür. Als er sie überzog, dachte ich wehmütig daran, wie oft ich mein Gesicht schon an das weiche Material geschmiegt hatte. „Wann ...? Ich meine, du lässt dich doch nicht direkt vor meiner Haustür erschießen, oder?“
    „Nein, ich gehe hinten raus“, entgegnete Parrish mit einem schiefen Grinsen. Als ich es nicht erwiderte, sagte er: „Nein, Garnet, Schätzchen, hier wird es keine Schießerei geben. Ich nehme an, sie folgen mir eine Weile durch die Stadt, bevor sie mir auf den Leib rücken. Das ist der Moment, in dem ich

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