Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
sind. Die anderen freuen sich bestimmt auch über ein spätes Mittagessen.«
Ich bin wild entschlossen, in seiner Gegenwart heute nur noch übers Essen zu reden.
Hein und Jupp wollen keine Suppe, da sie schon in Luxemburg gegessen haben.
»Die deutsche Polizei hat mich doch glatt aus der Einkehr geworfen«, klagt Hein und greift sich ein Schälchen Crème brûlée, »weil ich angeblich nichts Erhellendes zu diesem Mordfall beitragen könnte und nur stören würde. Dabei hätte ich ihnen nach Gudruns Beschreibung die Klamotten genauer bezeichnen können. Das war zweifellos ein Burberrymantel mit Schaffell gefüttert.«
»Eher Merino«, werfe ich ein.
»Ist auch ein Schaf, egal.«
Wenn Hein gefrustet ist, muss er shoppen. Da in Prüm die Geschäfte über Mittag schließen, bietet sich nur Luxemburg an. Also hat er Jupp aus Losheim geholt und ist mit ihm zu einer Schmuggeltour ins Einkaufszentrum nach Wemperhardt aufgebrochen. Er stellt eine Flasche Single Malt vor mich auf den Tisch.
»Hoffentlich der Richtige?«
Marcel löffelt nickend seine Suppe aus.
»Ja, genau der«, sagt er, als hätte Hein ihn gefragt. »Den haben wir gern.«
Wir müssen über einiges reden. Am besten bei einem guten Single Malt, nicht wahr? Damit ich dir erzähle, wie einsam ich mich in Berlin gefühlt habe, wie dankbar ich war, dass du mir einen Grund zur Rückkehr geliefert hast. Nee, mein Lieber, diesen Whisky wirst du bestimmt nicht verkosten!
»Und jetzt kommt was ganz Irres«, verkündet Hein mit geheimnisvoller Miene. »Ihr werdet nicht glauben, was Jupp in Wemperhardt gesehen hat.«
»Ich glaube alles«, versichere ich, »seitdem ich Linus als Hütehund gesehen habe.«
»Los, sag’s ihnen«, fordert Hein seinen Freund auf, während er mit dem Löffel die Karamellkruste zerbricht.
Jupp deutet fragend zur Haustür.
»Keine Angst, Gudrun kommt so schnell nicht zurück«, versichert Hein. »Sie muss ja Bianca helfen, dieses dämliche Schaf wieder in den Stall zu bringen. Wir haben es doch glatt auf der Bundesstraße einfangen müssen! Ich dachte immer, Schafe sind Herdentiere, aber die anderen haben sich vom offenen Gatter nicht verlocken lassen. Fragt man sich wirklich, was für ein Viech sich die Bianca da angeschafft hat.«
»Wer weiß das schon«, sinniert Marcel und setzt hinzu: »Um tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein.«
»Wieder mal eine ganz schlaue Bemerkung«, sage ich spitz.
»Schlauer als du denkst. Ist nämlich von Einstein«, gibt Marcel zurück.
»Offenbar dein neuer Freund.«
»Oh, das knistert aber gewaltig«, ruft Hein mit vollem Mund, stutzt dann und fragt: »Was ist das für ein seltsamer Geschmack?«
»Rate mal«, sage ich. Seine Antwort geht im Klingeln von Marcels Handy unter.
»Entschuldigt«, sagt der Polizist zu uns und dann ins Telefon: »Oh, ja. Ja, ja. Was? Wann?« Er holt tief Luft. »Incroyable …« Damit greift er sich ein Schälchen, verschwindet mit diesem und dem Handy in der Küche und macht die Tür zu.
»Bestimmt eine neue Entwicklung im Mordfall«, sagt Hein. »Vielleicht haben sie ja die Frau. Eine solch auffallende Erscheinung kann hier doch nicht so einfach untertauchen.«
Ich wende mich an Jupp.
»Was hast du in Wemperhardt gesehen?«
Er schüttelt den Kopf.
»Sage ich, wenn Marcel wieder da ist. Vielleicht hat er eine Idee, was man da machen kann. Wäre für uns alle ziemlich wichtig, glaube ich.«
Marcel hat eine ganz andere Idee, als er die Küchentür öffnet. Er bittet mich, ihm augenblicklich meine Autoschlüssel zu geben. Und zwar in einem Ton, als habe er ein Recht, meinen Wagen zu requirieren.
»Dafür brauche ich schon eine ordentliche Begründung.«
»Ich muss sofort nach Eupen!«
»In einem Betriebsfahrzeug mit deutschem Kennzeichen. Da könnte ich in Teufels Küche kommen.«
»Katja, ich habe keine Zeit für solche Spielchen. Es gibt einen neuen Tatort. Ich muss dahin.«
Ich starre ihn entgeistert an. »Die Frau hat wieder gemordet?«
»Das wissen wir nicht. Aber in der Wohnung sind wieder Fingerabdrücke von Lambert gefunden worden. Ziemlich frische, diesmal.«
»Also noch eine tote Frau«, flüstere ich.
»Nein! Diesmal ist es zur Abwechslung wieder mal ein Mann. Tot in einer Eupener Wohnung aufgefunden, offenbar Selbstmord. Und über siebzig!«, schreit er mich an. »Wie soll er da Messdiener bei Lambert gewesen sein? Kannst also all deine Theorien vergessen. Und jetzt gib mir endlich die
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