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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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altes Elternhaus hofft.
    »Die Ehen, die in dieser Kirche geschlossen wurden, haben Bestand gehabt«, sagt Hildegard. Neben mir wird leise geschluchzt. Ich lege einen Arm um Gudrun, die genau hier ihren Texaner hatte heiraten wollen, und flüstere ihr zu, dass wir direkt wieder nach nebenan gehen sollten, um den Imbiss parat zu machen.
    »Ist doch alles fertig; da kann ich doch auch noch die Fackelwanderung mitmachen, oder?«, fragt sie zu meiner Überraschung. Ich blicke auf ihre Füße. Rotlederne Winterschuhe.
    »Hat mir Robert heute in Prüm gekauft«, flüstert sie mir zu und lächelt aus verhangenen Augen den Mann aus dem Bergischen Land neben sich an.
    Ich werde einem aufkeimenden jungen Glück bestimmt nicht im Wege stehen, schon gar nicht, wenn es Gudrun lacht.
    »Neues Schuhwerk muss man einlaufen.« Ich nicke und schiebe mich dann durch die Kirchentür, die tatsächlich fast eingedrückt worden ist.
    Draußen lehne ich dankend die Fackel ab, die mir der Sohn des Bürgermeisters in die Hand drücken will. Eine schmale Gestalt steht unschlüssig am Straßenrand.
    »Die anderen sind noch in der Kirche, aber da kriegen Sie keinen Platz mehr. Geht bestimmt gleich los. Da vorn werden schon die Fackeln verteilt.«
    Das Wesen rührt sich immer noch nicht von der Stelle. Neugierig trete ich näher.
    »Sie wollen doch zur Fackelwanderung?«, frage ich.
    »Fackelwanderung?«
    Die Stimme wird durch den Schal vor dem Mund gedämpft, ist aber eindeutig weiblich. »Will man so etwa Jean-Marie Lamberts gedenken?«
    »Nein!«, rufe ich erschrocken. »Sie sind seinetwegen hier?«
    Sie deutet zu meinem Restaurant. »Ich wollte da mit jemandem sprechen, aber es macht niemand auf.«
    Natürlich, Jupp hat strengste Order, keine Tatortbesichtiger reinzulassen.
    »Wir haben eine geschlossene Gesellschaft.«
    Die Frau lockert ihren Schal und enthüllt ein hübsches junges Gesicht.
    »Sie sind Frau Klein? Sie waren dabei, als Pastor Lambert erschossen wurde?«
    Das stand in keiner Zeitung.
    »Woher wissen Sie das?«
    »Hat mir die Polizei gestern in Eupen erzählt.«
    »Etwa Polizeiinspektor Langer?«
    Freiwillig erteilt Marcel nur denjenigen Auskunft, von denen er sich selbst eine erhofft.
    Sie nickt und stellt sich vor.
    »Ich bin Claire Maraite.«
    Die junge Frau sieht mich erwartungsvoll an. Der Name sagt mir nichts, wohl aber die Information, dass ihr Marcel gestern in Eupen meinen Namen genannt hat.
    »Sie sind also …«
    »… die Tochter, ja.«
    Die Tochter des Mannes, der in einer Eupener Wohnung tot aufgefunden wurde.
    Ich spreche ihr mein Beileid aus, aber sie winkt traurig ab.
    »Mein Vater hat seine Entscheidung selbst getroffen. Die hat ihm Pastor Lambert wohl auch nicht mehr ausreden können.«
    »Deshalb war er bei ihm?« Ich schaue verstohlen auf die Uhr.
    Die ersten Fackelwanderer werden frühestens in einer Stunde bei uns einfallen. Zeit genug, um mir in der warmen Gaststube all die Informationen zu beschaffen, die Marcel nicht mit mir teilen wollte. Und möglicherweise höre ich ja sogar mehr als er.
    »Vielleicht«, antwortet Claire Maraite, »vielleicht aber auch nicht. Es ist alles sehr rätselhaft. Deshalb bin ich hier. Bitte erzählen Sie mir genau, was hier gestern vorgefallen ist. Ich muss herausfinden, warum Lambert bei meinem Vater war. Und warum beide jetzt tot sind.«
    Willkommen im Klub, hätte ich beinahe gesagt.
    Stattdessen lade ich sie in mein Restaurant ein.
    Volker Maraite hatte vor seiner Pensionierung als Lehrer an einem Gymnasium in St. Vith gearbeitet. Dass er neben Biologie auch Physik unterrichtet hat, passt ins Bild, finde ich. Da Jean-Marie Lambert dieses Fach im Fernkursus studiert haben soll, erscheint es mir naheliegend, dass er sich mit einem Experten in der Nachbarschaft über wissenschaftliche Fragen ausgetauscht haben könnte. Was Claire allerdings bestreitet.
    »Meines Wissens haben sich die beiden nur flüchtig gekannt. Und das ist auch schon sehr lange her. Damals, als wir noch hier in der Gegend wohnten, da sind sie sich manchmal über den Weg gelaufen. Mehr nicht. Mein Vater war bekennender Agnostiker. Das war für mich ziemlich schlimm als Kind. Ich habe sehr viel für ihn gebetet.«
    Mehr könne sie nicht für ihn tun, habe ihr Pastor Lambert damals gesagt.
    »Sie kannten also Jean-Marie Lambert?«
    »Wir wohnten in Heuem, das gehörte zur Pfarre Mackenbach. Ich war da mal Messdienerin.«
    Sprachlos starre ich sie an. Noch eine ehemalige Ministrantin des erschossenen

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