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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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Scheinwerfer jetzt mein Bruchsteinhaus gegenüber beleuchten. Ich hätte doch gesehen, wenn jemand in dieses große Auto eingestiegen wäre. Doch der Platz vor meinem Restaurant war soeben noch menschenleer, und keiner der Fackelwanderer ist aus der Einkehr herausgekommen. Sehr seltsam. Hat da jemand auf Claire Maraite gewartet? Etwa, um ihr hinterherzufahren? Sie zu verfolgen?
    Keine Sekte. Was Schlimmeres.
    Ich denke gar nicht groß nach, sondern stürze auf meinen Wagen zu. Natürlich ist er unverschlossen, und natürlich steckt der Schlüssel. Wie gut, dass ich Marcels diesbezügliche Warnung wieder mal in den Wind geschlagen habe! Ich recke den Hals und sehe, dass der Kastenwagen Richtung Malmedy hinter Claire herfährt.
    Die beiden Frauen aus Hergersberg hatten keine Angehörigen. Der tote Mann in Eupen aber hatte eine Tochter. Die vielleicht statt seiner hätte sterben sollen. Die zu viel weiß. Oder beides.
    Es dauert ziemlich lange, bis ich mich mit meinem Allradmonster an den dicht geparkten Fahrzeugen vor meinem Restaurant vorbeimanövriert habe. Auf der langen Geraden runter zum Grenzmarkt gebe ich also zunächst ordentlich Gas. Ganz im Gegensatz zu dem schweren Kastenwagen, der auf dieser gut geräumten abschüssigen Strecke Claires kleineres Gefährt mühelos hätte überholen können. Aber da er Abstand hält, drossele auch ich meine Geschwindigkeit. Ich treffe eine Entscheidung, als kurz vor dem Hotel Balter die Bremslichter von Claires Wagen aufleuchten und der linke Blinker angeht. Wenn der schwarze Kastenwagen nicht auch Richtung St. Vith einbiegt, sondern weiter nach Losheim oder Hallschlag fährt, werde ich umkehren und mich endlich um meine Gäste kümmern. Dann leide ich nur unter Verfolgungswahn, und alles ist in Ordnung.
    Doch ohne zu blinken, fährt der ominöse Wagen Claire Maraite hinterher nach Belgien rein. Ich schalte auf Standlicht um und folge ihm.
    Die belgische Nationalstraße 634 krümmt sich hinter Hergersberg. Ich verliere den Sichtkontakt zu den roten Rücklichtern des Kastenwagens.
    Hinter einer Kurve muss ich an einer abschüssigen Stelle voll auf die Bremse treten. Mein Vierradmonster schlingert auf der kurzen Geraden hin und her. Es bleibt auf der Straße, nimmt allerdings die weit offen stehende Fahrertür des schwarzen Kastenwagens am Straßenrand mit. Es scheppert gewaltig; aus den Augenwinkeln sehe ich einen kleinen Mann mit Mütze und Vollbart etwas fallen lassen und zur Seite springen; dann kommt mein Fahrzeug zum Halten. Direkt vor einem Baum. Gegen den werde ich nicht geschleudert, sondern gegen das hintere Seitenteil eines Kleinwagens. Dieser Puffer, Claire Maraites Auto, ist offensichtlich mit voller Wucht gegen den Baumstamm gerammt worden.
    Ich reiße meine Wagentür auf.
    Geblendet von einem plötzlich aufleuchtenden Scheinwerfer stolpere ich beim Aussteigen über einen großen Plastikgegenstand und knalle der Länge nach hin. Kann gerade noch den Kopf zur Seite drehen. Sonst wäre er von dieser Walze zermalmt worden, die so bedrohlich knirschend an meinem Ohr vorbeischrammt. Dass Autoräder so groß sein können, denke ich nur und zwinge mich, die Besinnung nicht zu verlieren. Ich stehe unter Schock. Es ist sehr verlockend, einfach auf der Straße liegen zu bleiben und auf irgendwelche vorbeikommende Hilfe zu hoffen. Vielleicht habe ich mir etwas gebrochen; ich weiß es nicht, ich spüre nichts. So, als gehöre mein Körper gar nicht zu mir. In der Stille höre ich leises Gluckern zu meinen Füßen. Benzingeruch steigt mir in die Nase.
    Hilfe? Wo soll die in dieser abgelegenen Gegend denn herkommen? Was, wenn der Kastenwagen zurückkehrt und mich wirklich überrollt? Oder wenn plötzlich alles in Flammen aufgeht?
    Ich rappele mich auf, stelle noch im Sitzen den fast leergelaufenen Benzinkanister aufrecht hin und stütze mich beim Aufstehen auf ihm ab. Tief durchatmend nähere ich mich Claires Wagen.
    Die Fahrertür klemmt, aber ich arbeite mich mit bloßen Händen durch die Schneebarriere vor der Seitentür, bis sie sich so weit öffnen lässt, dass ich mich durchzwängen kann. Ich krieche ins Auto.
    »Claire?«, frage ich bang.
    Sie antwortet nicht, hängt ganz nach vorn gebeugt in ihrem Gurt. Ihr Gesicht ist gegen den erschlafften Airbag gepresst. Sichtbare Verletzungen sehe ich nicht. Mit eiskalten zitternden Fingern berühre ich ihre Halsschlagader. Sie pocht. Ich atme tief durch, lehne Claires Kopf vorsichtig gegen die Kopfstütze und greife dann zu der

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