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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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ein paar lose Chicoréeblätter, einen Apfel, eine Mandarine und eine Mango so zurechtzuschnippeln, dass sie appetitlich miteinander kombiniert auf den Cracker-Keksen angerichtet werden können. Sogar an Tütchen mit Salz, Pfeffer, Mayonnaise und Senf sowie an kleine Vierecke mit Konfitüre hat Marcel gedacht. Die drei Petersilienstängel hat er vermutlich aus dem Kräuterkasten der erstaunlich gut sortierten Krankenhausküche gerupft. Wer immer die Küche gerade geputzt hat, muss den armen dünnen Polizisten mit dem rot geschrubbten Gesicht für halb verhungert gehalten haben. Dabei wollte er mich nur mit den notwendigen Ingredienzien für illustriertes Brot versorgen, wie meine Mutter unsere Häppchen-Parade immer genannt hat.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, beginnt Claire Maraite. »Ich war von der Kehr auf dem Weg nach Atzerath. Plötzlich tauchte dieser Wagen hinter mir auf und schob mich mit voller Absicht gegen diesen Baum. Mehr weiß ich nicht.«
    Ich hebe das Messer und melde mich zu Wort.
    »Aber ich!«
    Während ich die Gurke in dünne Scheiben schneide und diese zum Trocknen auf Papiertaschentücher lege, erkläre ich, was ich am Ort des Unheils zu suchen hatte und wie mein Allradmonster dem Kastenwagen in Form der Fahrertür ein Indiz entrissen hat.
    »Frau Maraites Leben ist in Gefahr, Marcel«, schließe ich und fordere Claire auf, dem Polizeiinspektor von dieser Gruppe zu erzählen, die schlimmer als eine Sekte sei. Die möglicherweise hinter dem Tod ihres Vaters stecke und auch Grund dafür sein könne, dass Pastor Lambert in meinem Restaurant erschossen wurde.
    »Eine Sekte?«, fragt Marcel ungehalten. »Davon haben Sie mir gestern überhaupt nichts erzählt.«
    »Da war ich doch noch viel zu durcheinander«, flüstert sie, »und habe einfach Ihre Fragen beantwortet. Dass ich die Frau nicht kenne, dass ich nicht weiß, wo mein Vater all die Schlafmittel herhatte oder warum ihn Pastor Lambert besucht haben könnte. Am nächsten Morgen habe ich klarer gesehen und mir dann später auf der Kehr beim Gespräch mit Frau Klein einiges zusammengereimt.«
    Man muss eben die richtigen Fragen stellen, denke ich, will mir aber den kleinen Triumph nicht anmerken lassen und deponiere gesenkten Hauptes fein geschnittene Cherrytomaten neben die Gurkenscheiben auf die Papiertaschentücher.
    Offensichtlich hat es Schichtwechsel gegeben, denn eine andere Schwester betritt das Zimmer, begrüßt uns und lächelt Marcel sehr freundlich an.
    »Die Besuchszeit ist um«, sagt sie zu ihm. Entgeistert schweift ihr Blick von seiner Aufmachung zum Häppchentisch. »Frau Maraite darf sich nicht aufregen. Du kannst dein Verhör morgen fortsetzen, Marcel.«
    Du?
    Er steht auf und legt der Frau, die bestimmt zehn Jahre jünger ist als ich, vertraulich einen Arm um die Schultern. »Das ist kein Verhör, Kati. Nur eine Unterhaltung bei einem kleinen Abendessen. Wir sind alle sehr hungrig.«
    An ihn geschmiegt versucht sie seine Knöpfe zu ordnen, gibt aber schnell auf. »Klar, nach deinem Auftritt heute Abend. Wie ist es denn gelaufen?«
    Marcel brummt.
    »Er spielt nämlich den Don Camillo«, sagt sie zu uns. Es klingt so stolz, als hätte sie das Stück selbst auf die Dorfbühne gebracht. »Schade, dass ich meinen Dienst nicht tauschen konnte. Aber ich habe ja auf der Generalprobe gesehen, wie toll du bist, Marcel. Trotzdem musst du jetzt gehen. Hat der Arzt befohlen. Frau Maraite braucht dringend Ruhe.«
    Marcel brummt wieder.
    »Sie braucht vor allem Schutz. Das war nämlich kein Unfall, sondern ein Anschlag. Deshalb werde ich heute Nacht diese Tür bewachen.«
    »Wie im Kino«, flüstert sie und strahlt ihn so verzückt an, als hätte er bereits einen Eindringling mit der bloßen Faust niedergestreckt.
    Sie deutet zum Ausgang und setzt streng hinzu: »Im Film sitzen die Polizisten aber nicht auf dem Bett von Patientinnen, sondern draußen auf einem Stuhl. Komm jetzt, Marcel, ich bring dir direkt ein paar Plätzchen und einen schön starken schwarzen Kaffee.«
    Ist doch nett, wie hier auf die spezifischen Bedürfnisse des belgischen Polizeiinspektors eingegangen wird. Er springt auf das Lockmittel natürlich sofort an, kneift aber ein Auge zu, bevor er die Tür hinter sich zuzieht. Komm gleich wieder zurück , übersetze ich mir das Zeichen.
    Diese Interpretation ist mir lieber als die, die sich mir eine Viertelstunde später aufdrängt. Marcels T-Shirt ist gewendet, und alle Hemdknöpfe sitzen da, wo sie hingehören.

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