Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
du recht gehabt«, erwidert er. »Sie war tatsächlich mal Ministrantin bei Lambert.«
»Ihr Name wäre hilfreich. Vielleicht kann Claire mir was zu ihr sagen.«
Er schüttelt den Kopf.
»Da lagen Jahre zwischen, war eine total andere Zeit. Eine schlimme Zeit, wenn du mich fragst.«
»Missbrauch«, flüstere ich. »Ich wusste es.«
»Nichts weißt du, Katja, gar nichts.«
Ich verkneife mir den Zerberus und sehe ihn erwartungsvoll an.
»Schluss jetzt, Katja. Ich habe dir schon mehr gesagt, als ich darf. Zieh lieber Claire Maraite was aus der Nase. Gute Nacht.«
Als SECHSTES überrascht Altbekanntes
Brownies aus Bitterschokolade, Kakao, Eiern, Zucker, Mehl und Öl mit gehackten Pecannüssen und einer Glasur aus Ahornsirup, Kaffee und Frischkäse
Sonntag
Als ich wach werde, ist das Bett neben mir leer. Claire Maraite ist zu weiteren Untersuchungen abgeholt worden und soll anschließend noch einmal von der Beamtin aus Eupen vernommen werden, die mich grad interviewt. Keine Chance, dass ich da mitlauschen kann, obwohl ich der Dame wortreich versichere, wie viel mehr ich von dem Anschlag mitbekommen hätte als Frau Maraite.
»Können Sie denn irgendwas beitragen, was Sie vor Polizeiinspektor Langer noch nicht ausgesagt haben?«, will sie wissen. »Ist Ihnen zum Tathergang noch Relevantes eingefallen? Auf die Plaquennummer haben Sie ja nicht geachtet.«
Wie hätte das denn gehen sollen? Erst bin ich dem Wagen in großem Abstand und mit Standlicht gefolgt, und dann gab es auf anderes zu achten als auf ein Kennzeichen! Weshalb ich den Mann natürlich auch nicht näher beschreiben kann. Parka, Mütze, Vollbart, etwas in der Hand – mehr habe ich in dem kurzen Moment nicht aufnehmen können. Dass der Typ einen Benzinkanister fallen gelassen hat, ist mir erst später aufgegangen.
Während ich überlege, mit welcher Bemerkung ich mich wichtig und unentbehrlich genug machen könnte, um bei dem Gespräch mit Claire anwesend zu sein, verweist sie mich freundlich auf Polizeiinspektor Langer. Der sei schließlich für mich zuständig.
Zuständig! Das Wort lässt mich zusammenzucken. Ich hatte gänzlich vergessen, dass jedem Bürger der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens ein Polizist zugeordnet ist. Der nicht nur sofort auf den Plan tritt, wenn man was ausgefressen hat, sondern an den man sich auch vertrauensvoll wenden kann, wenn man Hilfe braucht. Marcel schwärmt gern von dieser Bürgernähe, von der sich Neuzugezogene in Belgien selbst sehr schnell ein Bild machen können.
Vor allem Greenhorns aus dem Osten, also aus der Bundesrepublik Deutschland, zeigen sich leicht befremdet, wenn kurz nach dem Wohnsitzwechsel ins Königreich mal eben unangemeldet ein freundlicher Polizist bei ihnen vorbeischaut, höfliche Fragen stellt, zum Beispiel über ihre Familien-, Berufs- und Vermögensverhältnisse, sich ein bisschen umsieht, seine Visitenkarte hinterlässt und danach bei den Nachbarn anklopft, um seine gewonnenen Erkenntnisse zu vertiefen. Mir ist ein solcher Besuch erspart geblieben, da ich vor vielen Jahren schon am Tag meiner Ankunft in eine Mordsache hineingezogen worden bin und somit geradewegs mit der Staatsgewalt zu tun bekam. Nämlich mit Polizeiinspektor Marcel Langer, der mir einen Haufen unangenehmer und sehr persönlicher Fragen stellte. Dadurch qualifizierte sich der Mann aus St. Vith als mein zuständiger Polizist, obwohl sich alle anderen belgischen Bewohner der Kehr von der Polizei in Büllingen betreut wissen.
»Weil ja schon ein persönlicher Kontakt hergestellt worden ist«, wie mir Marcel damals sagte, als wir noch nicht ahnen konnten, wie persönlich dieser Kontakt noch werden würde. Derart persönlich, dass ich mich vor über einem Jahr gezwungen gesehen habe, die Notbremse zu ziehen. Es hatte keinen Streit gegeben, keine Auseinandersetzung, keine Irritation, nicht einmal ein bisschen Unfrieden, ganz im Gegenteil. Selten sind wir so harmonisch miteinander umgegangen wie in den Tagen vor meinem überstürzten Abgang.
Zu meiner Flucht hatte mich damals die Überzeugung getrieben, die Nemesis der Kehr zu sein. Ich fühlte mich schuldig an dem mörderischen Unheil, das seit meinem ersten Tag in der Eifel in regelmäßigen Abständen über das vormals so friedliche Grenzörtchen eingebrochen ist. Wie anders hätte ich mir erklären können, dass es vor meinem Auftauchen hier jahrzehntelang kein Gewaltverbrechen gegeben hat?
Glauben und Aberglauben sind mir mein ganzes Leben lang fremd gewesen;
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