Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
Vom Netzwerk:
dem ein molliges, etwa fünfzehnjähriges bebrilltes Mädchen in Ministrantenkleidung so unvorteilhaft aufgenommen worden ist, dass man einen Eiterpickel auf der großen Nase sehen kann. Auf dem anderen blickt das gleiche Mädchen freudestrahlend zu einer jüngeren und erheblich attraktiveren Ausgabe des Mannes auf, der in meinem Restaurant erschossen wurde.
    »Wer ist das denn?«
    »Babette Schröder«, meldet sich Christine Lambert und stellt mir eine Tasse Kaffee hin.
    »Die einzige ehemalige Messdienerin, über die wir nichts in Erfahrung bringen konnten«, setzt Marcel hinzu. »Alle anderen leben noch hier in der Gegend und haben Alibis für die Tatzeit. Nur Babette Schröder haben wir bisher noch nicht ausfindig machen können. Mit deiner eleganten Mörderin hat sie aber überhaupt keine Ähnlichkeit.«
    Ich drehe eines der Fotos um. Es ist 1985 entstanden.
    »Fast dreißig Jahre«, sage ich, »eine lange Zeit. Wer in der Pubertät ein hässliches Entlein war, kann sich später durchaus zum Schwan wandeln.«
    »Soll ja Frauen geben, die den Babyspeck loswerden«, sagt Marcel beziehungsreich, »aber die Nase?«
    »Kann man machen lassen. Wie alles andere auch.«
    »Siehst du denn irgendeine Ähnlichkeit mit der Frau in deinem Restaurant?«
    »Natürlich nicht. Aber wenn du dieses Bild durch den Photoshop jagst, kannst du aus dem Mädel mühelos ein Covergirl zaubern.«
    »Babette war ganz sicher nicht die Frau, die meinen Bruder vor seinem Verschwinden besucht hat«, erklärt Christine Lambert entschieden. »Die kannte mich früher doch gut und hätte mich bestimmt herzlich begrüßt.«
    »Kannten Sie denn alle Ministrantinnen Ihres Bruders gut?«, frage ich.
    Christine Lambert schüttelt den Kopf. »Ich habe meinem Bruder erst nach dem Tod unserer Mutter den Haushalt geführt. Davor hatte ich meinen eigenen.«
    »Frau Lambert ist Wittfrau«, murmelt Marcel und beantwortet genauso leise meinen fragenden Blick: »In Belgien behalten Frauen auch nach der Eheschließung offiziell ihren Mädchennamen.«
    »Babette hat eine Zeit lang bei uns im Haus gewohnt«, sagt Christine Lambert. »Es ist schon komisch, dass sie sich nie wieder bei uns gemeldet hat. Aber vielleicht wollte sie die Vergangenheit einfach vergessen. Das damals, das war schon eine ganz furchtbare Geschichte.«
    Babette Schröder ist als Fünfzehnjährige nur knapp dem Tod entronnen. Als Einzige in ihrer Familie hat sie die Feuersbrunst überlebt, die ihr Elternhaus in Schutt und Asche legte. Vater, Mutter, Großmutter und die beiden jüngeren Schwestern starben in den Flammen. Babette war verschont geblieben, weil sie in jener Augustnacht bei ihrem kranken Pferd geschlafen hatte, aufgewacht und rausgerannt war, bevor die Flammen auf das angrenzende Stallgebäude überschlugen.
    »Sie hat mit ansehen müssen, wie ihre ganze Familie ausgelöscht wurde«, sagt Christine Lambert. Für eine derart erschütternde Bemerkung klingt ihre Stimme erstaunlich kalt. Was mich eigentlich nicht verwundern sollte: Der Eifeler ist kein Rheinländer; er kehrt seine Gefühle nicht gern nach außen.
    Marcel nickt.
    »Stimmt. Ich kann mich an diese schlimme Geschichte noch so halbwegs erinnern. Das war das größte Feuer, das wir hier je in der Gegend hatten. Soweit ich weiß, ist so viel vernichtet worden, dass die Brandursache nie wirklich aufgeklärt werden konnte.«
    »Der Vater hatte Kraftstoff im Keller gelagert«, erklärt Christine Lambert. »Das ist alles explodiert.«
    Da man zunächst von keinen weiteren Angehörigen wusste, nahm Pastor Lambert das verwaiste Mädchen bei sich im Pfarrhaus auf. Erst ein halbes Jahr später gelang es ihm, entfernte Verwandte in Deutschland ausfindig zu machen. Die erklärten sich bereit, dem Mädchen ein neues Zuhause zu geben.
    »Babette weigerte sich mit Händen und Füßen, zu ihnen zu ziehen«, erinnert sich Christine Lambert. »Aber wir konnten sie ja nicht ewig bei uns behalten. Auch wenn sie sehr an ihrer Heimat und an uns hing, vor allem an meinem Bruder.«
    »Wahrscheinlich war sie ein bisschen in ihn verliebt«, sage ich. »Claire Maraite hat mir gesagt, dass alle Ministrantinnen eine kleine Schwäche für Ihren Bruder hatten.«
    Christine Lambert zeigt ihre Mausezähnchen.
    »Claire Maraite? – Kenne ich nicht. Aber es gab da schon einige jugendliche Schwärmereien.« Sie schüttelt nachsichtig den Kopf. »Hier in diesem Zimmer habe ich so manches Mädchen mit Dornenvögel- Syndrom getröstet. Sehr en vogue damals. Und

Weitere Kostenlose Bücher