Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
musste ich mich und dich opfern … Marcel … und deshalb dachte ich, dass ich auch wieder gehen muss … aber wenn ich wieder mit dir anfange, dann hört es nie auf … Klinge ich jetzt genauso verrückt wie Claire Maraite?«
Er lacht.
»Verrückter. Die hat wenigstens versucht, den Unsinn wissenschaftlich zu begründen.«
»Und ich komme nur mit Eso-Kacke.«
»So würde ich das nicht bezeichnen. Ich glaube, du hattest Angst. Vor der Kehr und vor der Liebe. Darum bist du einfach weggelaufen.«
Liebe. Ich kann mich nicht entsinnen, dass er das Wort jemals zuvor in den Mund genommen hat.
»Und dann hast du mich zurückgerufen.«
»Eine Auszeit ist schön und gut, aber sie sollte nicht ewig dauern.«
»Aber wie erklärst du dir, dass es mit dem Morden wieder losgegangen ist? Als ich weg war, ist nichts passiert.«
»Purer Zufall. Vielleicht solltest du die ganze Angelegenheit mal wissenschaftlich betrachten.«
»So wie die Leute von der Lambert-Sekte.«
»Ich hab diese Bezeichnung nicht gern.«
»Leute? Weil sie keine Menschen mehr sind?«
»Wir wissen nicht, ob Pastor Lambert diese Organisation gegründet oder ihr auch nur angehört hat. Oder jemals ihr Kopf war.«
»Das ist ja wohl eindeutig.«
»Sehe ich anders.«
»Du bist ja auch katholisch.«
»Was hat das damit zu tun?« Marcel richtet sich neben mir auf.
»Dass ihr glaubt und nicht wisst. Glaube und Gehorsam, wie Frau Lambert so schön sagte.«
»Wer wollte die Sache denn gerade wissenschaftlich angehen?«
»Welche Sache?«
»Die mit dir und deinem Aberglauben, Katja.«
»Das ist kein Aberglauben, sondern ein Fakt. Wenn ich hier bin, werden Leute umgebracht. Ich bringe das Böse auf die Kehr.«
Er schüttelt den Kopf. »Du überschätzt dich, Katja, und schreibst dir eine Macht zu, die du gar nicht besitzt. Und wenn du schon unbedingt willst, dass diese schlimme Sache mit dir zu tun hat, dann betrachte dich lieber als Katalysator für das Böse, als Kondensationskern.«
»Verstehe ich nicht.«
»Ohne diesen gibt es keine Wolken und keinen Regen. Und ohne das Böse auch nicht das Gute.«
»Aber ich scheine das Unglück doch anzuziehen!«
»Vielleicht wird andersrum ein Schuh daraus, Katja. Du wehrst das Böse ab und verhinderst noch Schlimmeres. Könntest du dich mit diesem Gedanken anfreunden?«
Nicht unbedingt mit diesem, aber mit einem anderen schon. Ich nehme ihm seine Tasse ab, stelle sie neben meine auf den Nachttisch und ziehe ihn wieder in die Waagerechte.
Ich bin endlich zu Hause angekommen.
Als ACHTES wird zum Nachtisch gestürzter
Macbeth gegeben
Trockenpflaumen in Einweichwasser mit Zucker kochen, schottischen Whisky hinzufügen, mit Zimt, Muskatnuss, Kardamom und Ingwer würzen, Gelatine einrühren, die Mischung dann über je drei Pflaumen in Puddingformen gießen, erkalten lassen, stürzen und mit Sahne und Minzblättern garniert servieren
Montagmorgen in St. Vith
Natürlich bin ich viel zu gespannt auf neue polizeiliche Erkenntnisse, als dass ich sofort in mein wieder freigegebenes Auto steigen und zur Kehr zurückfahren würde. Als Marcel den Jeep vor dem unauffälligen Bruchsteinhaus der Polizeizone Eifel abgestellt hat, steige ich also flugs aus, öffne den Kofferraum und ergreife den Karton mit den Brownies.
»Was soll das werden?«, fragt er.
»Für deine Kollegen. Eine Opfergabe.«
»Die ich bezahlt habe.«
»Was dir keiner glauben wird, weil die genauso aussehen wie alle Brownies von David, die ich hier früher schon abgeliefert habe.«
Marcel grinst.
»Klar, damit sie dir mehr erzählen als ich. Aber diesmal leitet die deutsche Polizei die Mordermittlung.«
»Die mit dem Anschlag auf Claire zusammenhängt. Und den bearbeitet ihr. Außerdem willst du mich jetzt gar nicht gehen lassen.«
»Nicht, wenn du Richtung Luxemburg fahren und auf den Höfen in Burg-Reuland rumschnüffeln willst. Das könnte viel zu gefährlich sein.«
»Werde ich aber tun. Und wahrscheinlich mehr herausfinden, als dir der belgische Bauer gestern erzählt hat. Ich lasse mich nicht mit drei Hammelbeinen abspeisen. Es sei denn, du nimmst mich in deinem Büro in Gewahrsam.«
Die deutsche Polizei ist am Wochenende offenbar fleißig gewesen, denn Marcel blickt sehr lange schweigend auf den Bildschirm.
Irgendwann halte ich es nicht mehr aus, stehe von dem mir zugewiesenen Stuhl auf und will mich auf Zehenspitzen der Informationsquelle nähern. Ohne aufzublicken, hebt der belgische Polizeiinspektor die Hand.
»Sitzen bleiben,
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