Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
den Mann zu vernichten, der sie einst geschändet und Jahrzehnte später ihren Untergang herbeigeführt hat.«
»Ach, mein Mädchen«, seufzt Marcel. »Was bist du doch für ein hoffnungslos romantisches Geschöpf!«
»Das betrachte ich als Beleidigung.«
»Gestern war es noch ein Kompliment.«
»Gestern ging es auch um meine Gefühle.«
»Die ich nie wieder missen möchte«, sagt er ernst. »Aber einen solchen Fall löst man nicht mit Gefühlen. Wer kaltblütig all Lachens einen Menschen über den Haufen schießt, Katja, der ist kein schüchternes, verängstigtes Sektenwesen, das versucht, wieder Fuß in der Gesellschaft zu fassen. So jemand hat Durchsetzungskraft, ein übersteigert grausames Selbstwertgefühl und muss für seine Tat bestraft werden.«
»Dafür müsst ihr Mrs Gordon aber erst finden.«
»Du sagst es, Katja: wir. Und damit meine ich diesmal nicht uns beide, sondern die amtlichen Stellen. Versprich mir bitte, dass du jetzt nichts Unüberlegtes machen wirst.«
»Sicher, ich habe mir ganz genau überlegt, was ich machen werde.«
»Schwörst du mir, dass du nicht nach Burg-Reuland fährst und David suchst?«
»Vielleicht finde ich ihn ja. Händchen haltend mit der schönen Mrs Gordon. Arme Gudrun.«
»Katja!«
Ich bringe es einfach nicht fertig, die Hand zum Schwur zu erheben.
»Wenn du auf eigene Faust losziehst, schließe ich dich von allen weiteren Informationen aus«, warnt er.
»Und wenn ich brav bleibe, erzählst du mir auch weiterhin das, was du nicht erzählen darfst?«
»Wir hatten gestern doch abgemacht, dass die Zeit der Deals vorbei ist. Außerdem habe ich dir gar nicht so furchtbar viel erzählt.«
Nein, das hat er seinem Computer überlassen. Durch den ich mehr entdeckt habe als er selbst. Schön, wenn man eine Freundin hat, die auf die Idee kommt und in der Lage dazu ist, die englische Klatschpresse der vergangenen Jahre auszuwerten!
In der ich ganz nebenbei übrigens auf ein schottisches Nachtisch-Rezept gestoßen bin, für das ich keine zusätzlichen Ingredienzien kaufen muss, um es, natürlich mit leichten Gewürz-Variationen, heute Abend meinen Gästen nach dem Genuss des in Heu gegarten Lammes anbieten zu können. Ein passender Name kommt mir schnell in den Sinn: Gestürzter Macbeth.
»Something wicked this way comes.«
»Was soll das heißen, Katja? Du hast was Böses vor?«
»Shakespeare. Macbeth . Der hat auch in Inverness gewohnt. Wie die Gordons.«
»Ist das die Geschichte, wo die Hexen vorkommen?«
»Richtig, drei Stück. Die fachen mit missverständlichen Prophezeiungen den Aberglauben erst so richtig an. Daraufhin wird aus reiner Lust an der Macht gemordet, was das Zeug hält.«
»Drei Hexen.« Gedankenversunken streichelt mir Marcel die Schulter. »Vielleicht sollten wir die Babette, Christine und Claire nennen.«
Gleich wird er mir erzählen, dass die Frau die Erbsünde in die Welt gebracht hat. Sitzt doch sehr tief, dieser katholische Aberglaube. Und das Misstrauen gegenüber allem Weiblichen. Doch er sagt etwas anderes.
»Kati aus der Klinik behauptet, Claire Maraite will sich selbst aus dem Krankenhaus entlassen. Es wäre schön, wenn du gleich zu ihr hinfährst und sie umstimmst. Außerhalb des Krankenhauses können wir für ihren Schutz nicht garantieren. Außerdem hält der Arzt eine Entlassung aus medizinischen Gründen für zu früh.«
»Warum hat sie es denn so eilig?«
»Sie will nach Hause, hat sie gesagt.«
»Nach Eupen?«
»Nein, nach Aachen. Ihr Vater wohnte in Eupen.«
Ich verstehe. Wenn die junge Frau belgisches Hoheitsgebiet verlässt, sind die deutschen Behörden für sie zuständig und sie wäre Marcels Zugriff entzogen.
»Du glaubst also immer noch, dass sie mehr in die ganze Sache verwickelt ist?«
»Zumindest finde ich es sehr komisch, dass sie so viel über die schrägen Gedanken dieser Sekte erzählen kann und trotzdem keine Ahnung haben will, wo die Leute stecken. Sie muss da irgendwie Teil von sein, sonst hätte man nicht versucht, sie umzubringen.«
»Wovon lebt sie eigentlich?«
»Sie studiert, kriegt Studienbeihilfe und macht Jobs.«
»Als was?«
»Als Betreuerin für Alte und Behinderte, Nachtdienste und so was. Frag sie.«
»Sehen wir uns später?«
Die Frage rutscht mir einfach so raus.
»Ja. Ich muss doch sehen, ob deinen Gästen das belgische Lamm so gut schmeckt wie uns gestern. Dein Auto steht vor der Tür; ist wirklich erstaunlich wenig beschädigt, aber du solltest es trotzdem bei Karl-Heinz
Weitere Kostenlose Bücher