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Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)

Titel: Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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unbelastetes Wir und Uns, das uns glücklich machte.
    Jetzt lädt er mich zur Zusammenarbeit ein. Statt mit Liebesbezeugungen füttert er mich mit Informationen. Wenn die Gefühle füreinander schon erloschen sind, dann tritt man wenigstens als gutes Team auf; die klassisch wattige Umschreibung für eine erkaltete Beziehung. Das Zusammenrücken wandelt sich in Zusammenarbeit. Nun gut, der werde ich mich nicht verschließen.
    »Christine behauptet aber, sie kennt Claire nicht, doch Claire war auf dem Weg zu ihr, als sie angegriffen wurde«, fasse ich zusammen.
    »Für sie kennenzulernen und mit ihr über Pastor Lambert zu sprechen, hat sie meiner Kollegin gesagt. Aber das glaube ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    Er brummt wieder.
    »Ist nur ein Gefühl.«
    Mir rutscht ein veritabler Seufzer raus. Und dann der Satz, den mir mein Stolz hätte verbieten sollen: »Gefühle können leider sehr trügerisch sein.«
    Ich halte die Luft an, aber Marcel sagt nichts mehr.
    Erstaunlicherweise drückt er auf unserer Rennstrecke hinter Mooshaus auch nicht auf die Tube, sondern lenkt den Wagen ganz zivilisiert über die wellige Gerade. Er blickt sehr konzentriert auf die Straße, wendet den Kopf nicht einmal zur Seite, als wir an der Einkehr vorbeifahren, vor der Bianca gerade splitversetzten Schneematsch zur Seite räumt. Linus steht angeleint auf der obersten Stufe und bellt, was das Zeug hält, aber auch das scheint an Marcel vorbeizugehen. Vielleicht sitzt ihm der Schreck über den Beinah-Unfall auch noch in den Knochen. Oder der über meine Gefühle.
    Robert hat recht. Das Geblöke nervt.
    »Nichts wie weg hier«, sage ich, als wir im Stall zwei Plastiktüten mit sauberem Heu gefüllt haben. »Ob Bianca ihre Schafe auch ausreichend füttert? Ich habe das Gefühl, die sind mordshungrig.«
    Marcel stellt die Tüten zur Seite und versperrt mir mit seinem schmalen Körper den Ausgang.
    »So viele Gefühle heute«, sagt er leise, streckt beide Arme aus und legt seine Hände an meine Mitte. »Einen Schritt rückwärts«, fällt er singend in das Geblöke der Schafe ein, »noch einen Schritt rückwärts, und noch einen. So ist es gut. Und jetzt gehen wir in die Hocke …«
    »Was ist das für ein Tanz?«, frage ich, enttäuscht, dass er beim gleichzeitigen Herniedersinken seine Hände von mir genommen hat.
    »… und lassen uns voller Vertrauen einfach nach hinten fall…«
    Noch bevor er ausgesprochen hat, liege ich schon im Heu. Menschen meiner Statur brauchen viel Übung, um sich in der Hocke halten zu können. Marcel ist da erheblich gelenkiger. Er lässt sich nicht auf mich fallen, sondern neigt mir seinen Körper sehr langsam zu. Eine ausgesprochen feierliche Bewegung. Wie sollte ich jetzt noch das Heu im Nacken spüren, wenn mich ein Schnurrbart so köstlich kitzelt?
    »Määhh«, passe ich mich nach einem verheißungsvollen Kuss meiner Umgebung an. »Das können wir bequemer haben, Marcel; ruhiger und erheblich wohlriechender.«
    »Vor allem wärmer«, sagt er. »Lass uns schnell bis bei dich rüberfahren, bevor wieder ein Schneesturm kommt. Oder du es dir anders überlegst.«
    »Da gibt es nichts mehr zu überlegen.«
    Flüchtig klopfe ich mir und ihm das Heu von den Klamotten und renne voraus zum Auto. Nur zwei Minuten entfernt wartet ein gemütliches Anderthalbpersonenbett.
    Dort, wo wir vor einem Jahr aufgehört haben, knüpfen wir nicht wieder an. Wir finden ganz aufs Neue zueinander. Umschiffen die Klippen von Ritualen, die der Vertrautheit zwar förderlich, der Leidenschaft jedoch abträglich waren, und rücken dabei näher zusammen als je zuvor.
    Marcel stellt mir keine Fragen.
    Auch nicht hinterher, als wir den Luxus genießen, dicht aneinandergekuschelt am helllichten Tag im Bett Kaffee zu trinken.
    Doch so voller Geigen unser Himmel hängen mag, so voller Fragen hängt er auch. Marcel hat ein Recht auf Antworten. Also setze ich zu einer Erklärung an.
    »Du fragst dich bestimmt, warum ich letztes Jahr abgehauen bin. Und warum ich dir nach meiner Rückkehr die kalte Schulter gezeigt habe.«
    »Ja. Ich frage das mich, aber nicht dich. Du brauchst also nichts zu sagen.«
    »Möchte ich aber.«
    Nur, wo anfangen? Kaum zu glauben, dass ich dereinst mit dem Verfassen von Sätzen meinen Lebensunterhalt verdient habe. Ich stottere hilflos herum: »… und dann hab ich geglaubt, dass es an mir liegt … dass ich das Böse auf die Kehr gebracht habe und … und ich alle vor mir schützen muss … und wenn ich weg bin … dafür

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