Bekehrung: Ein Eifel-Krimi (Eifelkrimis) (German Edition)
sie heilen, sagte er, ihrem Verstand das Herz zurückgeben, auf dass sie damit später Gott und den Menschen dienen könne.«
Er war auf der ganzen Linie gescheitert.
»Babette hat kein Herz. Hat nie eins gehabt. Sie ist böse geboren worden und böse geblieben. Ihre Dämonen haben sie zurückgeschickt, für meinen Bruder zu vernichten. Weil es ihnen damals nicht gelungen ist, ihn vom Weg abzubringen. Nicht mal, als sich Babette nackt zu ihm ins Bett gelegt hat.«
Von diesem Vorfall erfuhr Christine Lambert allerdings erst Jahrzehnte später. Als sich ihr vermisster Bruder wieder bei ihr gemeldet und sie um Hilfe gebeten hat. Da waren dann einige Erklärungen fällig.
Zum Beispiel die, wer die schöne Fremde war, die ihn vier Jahre zuvor aufgesucht hatte. Nie und nimmer hätte Christine in ihr Babette vermutet.
»Die Dämonen haben ganze Arbeit geleistet.«
Meinen Einwurf, dies habe wohl eher Hamish Gordon getan, ignoriert sie.
»Sie war gekommen, für ihn zu holen.«
Jean-Marie jedoch habe den Teufel in der Babette-Gestalt nicht erkannt. Er habe geglaubt, Gott schenke ihm eine zweite Chance, jene Aufgabe zu erfüllen, die ihm im ersten Anlauf so viele Jahre zuvor missglückt war. Um das Böse ins Gute umzuwandeln.
»Also hat Babette es geschafft, ihn endlich in ihr Bett zu kriegen?«
»Nein!«, schreit Christine. »Hat sie nicht. Er hat sein Keuschheitsgelübde eingehalten!«
Schwach, aber verständlich meldet sich eine heisere weibliche Stimme hinter dem Paravent: »Hat er nicht.«
Babette behält das letzte Wort. Denn die Bunkertür ist aufgeflogen. Lärmend stürmt der deutsche Polizeitrupp herein, mit David im Schlepptau.
Eine halbe Stunde später
Nach all dem Krach ist die Stille sehr wohltuend.
Pastor Tillmanns, Marcel, David und ich atmen auf den belgischen Polstermöbeln durch und versuchen, mit einem Single Malt, den Marcel in einem Vorratsschrank des Bunkers entdeckt hat, das Bild der zusammengekrümmten entkräfteten Frau mit den brennenden Augen auf der Trage zu exorzieren. Mir genügte ein kurzer Blick auf das Gesicht. Verschmiertes, und verlaufenes Make-up hat es zu einer Fratze verzeichnet, die ich so schnell nicht vergessen werde. Aber es war ohne Zweifel die Frau, die am Donnerstagabend geschossen hat.
Ursprünglich hat mich die deutsche Polizei auch nach Euskirchen mitnehmen wollen, aber dem hat Marcel einen Riegel vorgeschoben. Da ich in Belgien wohne, schwer verletzt sei und zudem im belgischen Fall noch dringend vernommen werden müsse, werde er selbst mich augenblicklich in das Krankenhaus nach St. Vith fahren. Also nahmen seine Euskirchener Kollegen meine Aussage vor Ort auf und mir das Versprechen ab, mich bei ihnen zu melden, falls mir noch etwas einfalle.
Marcel versicherte, seinen Bericht der deutschen Polizei so schnell wie möglich zukommen zu lassen.
Dankbar, nicht mit dieser unheimlichen Frau, die in meinem Restaurant einen Mann erschossen hat, im gleichen Krankenwagen abtransportiert zu werden, gönne ich mir einen ersten kräftigen Schluck.
»Das reicht«, sagt Marcel und nimmt mir das Glas aus der Hand. »Du musst nüchtern operiert werden. Wann hast du das letzte Mal gegessen?«
»Vor Ewigkeiten«, erwidere ich staunend.
»Das hat Barbara auch immer gesagt«, meldet sich David und fleht dann flüsternd Marcel und mich an, ihn mit nach St. Vith zu nehmen.
»Feigling«, sage ich. »Irgendwann wirst du Gudrun wieder unter die Augen treten müssen.«
»Jetzt noch nicht! Bitte!«
Marcel schlägt das I-Pad auf, das Christine Lambert zurückgelassen hat.
»Nanu, das Alte Testament«, sagt er und liest laut vor: »Siehe, ich will deinen Feind in deine Hände geben, dass du mit ihm tust, was dir gefällt.«
»Erstes Buch Samuel«, erklärt Pastor Tillmanns und spricht getragen: »Doch heute kannst du mit eigenen Augen sehen, dass der Herr dich heute in der Höhle in meine Gewalt gegeben hat. Man hat mir gesagt, ich solle dich töten; aber ich habe dich geschont.«
»Sie können die ganze Bibel auswendig?«, frage ich beeindruckt.
»Nein«, sagt er. »Meistens brauche ich eine Vorlage, damit es mir wieder einfällt.«
Marcel schlägt vor, dass wir uns aus der Höhle wieder ins Sonnenlicht begeben.
Freitagmittag
Marcel holt David und mich in meinem Wagen aus dem Krankenhaus ab. Auf der Fahrt zur Kehr leide ich Höllenqualen. Ich verfluche jedes Schlagloch, das dieser Winter in die belgische Fahrbahn gerissen hat.
In meinem rechten Arm steckt ein fünfundzwanzig
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