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Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul

Titel: Bekenntnisse Des Hochstaplers Felix Krul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Mann
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einhalbhundert Meter hoch, forderten zum Staunen heraus. Von Fächer- und Fiederpalmen aller Art und aus allen Erdteilen strotzte das Lustgelände, dessen Pflanzenüppigkeit sich an gewissen Stellen urwaldartig verschlang. Exotische Schilfarten, Bambus und Papyros, säumten die Ziergewässer, auf denen buntfarbige Braut- und Mandarinenenten schwammen. Vielfach war die Palmlilie zu bewundern mit dem dunklen Grün ihres Blätterschopfes, aus dem große Büschel weißer Glockenblüten hoch emportrieben. Und da waren denn auch die erdaltertümlichen Baumfarne, an mehreren Stellen zu wirren und unwahrscheinlichen Wäldchen zusammentretend, mit wucherndem Unterholz und schlanken Stämmen, die sich zu Wedelkronen gewaltiger Blätter breiteten, welche, wie Hurtado uns belehrte, die Behälter ihres Sporenstaubes trugen. An sehr wenigen Plätzen der Erde, außer diesem, bemerkte er, gebe es noch Farnbäume. Aber den Farngewächsen überhaupt, fügte er bei, blütenlos und eigentlich auch samenlos wie sie seien, schreibe der Glaube primitiver Menschen seit Urzeiten allerlei geheime Kräfte zu, besonders daß sie gut seien zum Liebeszauber.
       »Pfui!« sagte Zouzou.
       »Wie meinen Sie das, Mademoiselle?« fragte ich sie. Es sei überraschend, auf eine so wissenschaftlich sachliche Erwähnung wie das Wort »Liebeszauber«, bei dem sich gar nichts Genaueres denken lasse, eine derartig emotionelle Rückäußerung zu vernehmen. »Gegen welchen Bestandteil des Wortes wenden Sie sich?« wollte ich wissen. »Gegen die Liebe oder gegen den Zauber?«
       Sie antwortete nicht, sondern sah mich nur zornig an, indem sie mir sogar drohend zunickte.
       Dennoch machte es sich, daß ich nun mit ihr ging, hinter dem Tierbildner und der rassestolzen Mutter.
       Die Liebe sei selbst ein Zauber, sagte ich. Was Wunder, daß urtümliche Menschen, Farnmenschen sozusagen, die es auch noch gebe, da auf Erden immer alles gleichzeitig und nebeneinander versammelt sei, sich versucht fühlten, Zauber damit zu treiben?
    »Das ist ein unanständiges Tema«, wies sie mich ab. »Die Liebe? Wie hart! Man liebt das Schöne. Ihm wenden Sinn und Seele sich zu wie die Blüte der Sonne. Sie werden doch nicht die Schönheit mit dem einsilbigen Ausruf von vorhin bedenken wollen?«
    »Ich finde es äußerst geschmacklos, auf Schönheit die Rede zu bringen, wenn man sie selber zur Schau trägt.« Auf diese Direktheit hatte ich folgende Antwort:
    »Sie sind recht gehässig, mein Fräulein. Sollte ein anständiges Aussehen mit dem Entzug des Rechtes auf Bewunderung bestraft werden? Ist es nicht eher sträflich, häßlich zu sein? Ich habe es immer einer Art von Nachlässigkeit zugeschrieben. Aus eingeborener Rücksicht auf die Welt, die mich erwartete, habe ich im Werden acht darauf gegeben, daß ich ihr Auge nicht kränkte. Das ist alles. Ich möchte es eine Sache der Selbstdisziplin nennen. Im übrigen sollte man nicht mit Steinen werfen, wenn man im Glashause sitzt. Wie schön sind Sie, Zouzou, wie bezaubernd mit Ihren unvergleichlichen Haarzipfeln vor den kleinen Ohren. Ich kann mich an diesen Zipfeln gar nicht satt sehen und habe sie sogar schon gezeichnet.« Das traf zu. Heute morgen, nachdem ich in dem hübschen Speiseabteil meines Salons das Frühstück eingenommen, hatte ich zur Zigarette Loulou’s Aktzeichnungen von Zaza mit Zouzou’s Schläfenhaaren neben den Ohren versehen.
    »Was! Sie haben sich erlaubt, mich zu zeichnen?« rief sie gedämpft zwischen den Zähnen aus.
    »Aber ja, mit Ihrer Erlaubnis – oder ohne sie. Die Schönheit ist Freigut des Herzens. Sie kann das Gefühl nicht verhindern, das sie einflößt, noch kann sie verbieten, daß man versucht, sie nachzubilden.« »Ich wünsche diese Zeichnung zu sehen.«
    »Ich weiß doch nicht, ob das tunlich sein wird – ich meine: ob ich damit vor Ihnen bestehen kann.« »Das ist ganz einerlei: Ich verlange, daß Sie mir dieses Blatt ausliefern.«
    »Es sind mehrere. Ich werde darüber nachdenken, ob, wann und wo ich sie Ihnen vorlegen kann.«
    »Das Wann und Wo muß sich finden. Das Ob ist keine Frage. Was Sie da hinter meinem Rücken gemacht haben, ist mein Eigentum, und was Sie eben von ›Freigut‹ sagten, war sehr, sehr unverschämt.«
    »Es war gewiß nicht so gemeint. Ich wäre untröstlich, wenn ich Ihnen Grund gegeben hätte, sich über meine Erziehung Gedanken zu machen. ›Freigut des Herzens‹ sagte ich, und treffe ich es denn nicht damit? Die Schönheit ist wehrlos

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