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Bekentnisse eines möblierten Herren

Bekentnisse eines möblierten Herren

Titel: Bekentnisse eines möblierten Herren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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Bekannten...«
    »Gerne!«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich das so sage, es müßte natürlich jemand sein, der zu uns paßt, Sie verstehen... Zimmer mit Bad und ein eigener Fernsehapparat... Ist das ein Anreiz?«
    »O ja. Gut! Ich werde mich mal umhören.«
    Sie sprachen noch über mancherlei an diesem Nachmittag und trennten sich — beiderseits sehr voneinander angetan — erst gegen Abend.
    »Sie müssen mich öfter besuchen«, sagte die Dame des Hauses abschließend.

    Wenn in einem besseren Haus nachmittags leichtgeschürzt bei Campari das Dienstmädchen auf der Terrasse liegt und dem rudimentären Satzbau eines erotisierten Staatsbürgers in Uniform lauscht, dann ist es September. Die Herrschaft — die ruhigere Nachsaison bevorzugend — weilt gefaßt, sich mit solch vorübergehender Übereignung ihres Wohlstandes weitere Lohnforderungen einzuhandeln, im Süden.
    Wenn in einem solchen Hause ein sozial zwischen Küche und Boudoir schwebender Notlösungsuntermieter versucht, die in Form von Gartenbenutzung gewährte Teilhaberschaft an dem fremden Komfort dahingehend auszunutzen, daß er seine berufliche Tätigkeit in die domestizierte Natur am Rande des Swimming-pools verlegt und sich davon Einfälle verspricht, dann ist er auf dem Holzweg.
    Tobby, Bobby und Hobby sind zwar nur Hunde, aber Pudel und gehören somit zur Gesellschaft. Fordernd kläffend legten sie ihre Steinchen und Klötzchen dem labil Schöpfenden vor die Füße. Abermals und abermals. Und Lukas war ein guter Werfer, er behandelte Hunde wie Tiere und nicht wie Babys, was Tobby, Bobby und Hobby ihm mit penetranter Anhänglichkeit dankten. Er warf und dachte, er dächte dabei an die Aufteilung der Fläche um den bereits gefundenen Blickfang für sein Ausstellungsplakat, doch er dachte nicht daran — er warf. Schließlich sprang er ins Wasser. Mit genießerischen Stößen pendelte er zwischen Entalgungsanlage und der Quellenmuschel aus Terrakotta hin und her, bei jeder Berührung des Bassinrandes von Tobby, Bobby und Hobby verbellt. Er entstieg dem Bade und hüpfte sich auf der Wiese trocken, von Tobby, Bobby und Hobby verbellt. Hüpfen war deshalb erforderlich, weil der Weg zu seinem Zimmer durch den Herrschaftsteil führte. Nur noch mäßig tropfend, schritt er von Tobby, Bobby und Hobby umkreist zur Terrasse empor. Gerda und der Mann im Staatskostüm erhoben sich.
    »Darf ich bekannt machen: Mein Bekannter...«, sie deutete mit aufwendiger Geste auf Lukas, »unser Untermieter!«
    Leichtes Klappen der Hacken. »Sehr erfreut.«
    »Lassen Sie sich bitte nicht stören. Mein Dienstgrad hätte nicht erfordert, daß Sie auf stehen«, sagte Lukas und trat ins Haus. Der Bocchara fühlte sich mit nackten Sohlen herrlich an. Schon auf den Steinfliesen der Küche zog er seine Badehose aus ; zwei Stufen hinunter in den schmalen Gang, vorbei an Gerdas Zimmer und dem Bad, dann war er da. Immer noch ohne Einfall. Er öffnete das Fenster und hängte die Badehose zum Trocknen hinaus. In Zukunft werde ich auf diesem Wege in den Garten steigen, dachte er, trat an den Wandschrank und klaubte mit den Zehen eine alte Leinenhose auf. Was mache ich nur mit dem Plakat? Ob ich den Hintergrund als Mosaik aufführe? ... zu unruhig ... lenkt nur ab! Die Freude an dem hübschen Raum gewann die Oberhand. Der schöne, alte Teppich, seine Kommode, sein Sessel, kleines Bücherregal, neben dem Fenster großer Tisch, mit der elektrifizierten Öllampe, die Kunstdrucke an den Wänden, Radio, Plattenspieler, Telefon, Fernsehapparat und Sonne.
    Fernsehapparat! Das war es! Das abgerundete Rechteck des Bildausschnitts! Das ist die richtige Umrahmung für das Plakat; weckt Assoziationen zum Werbefernsehen! Einfälle durch Television! Wem ist das schon vergönnt? lachte er, legte sich auf die Couch und schlief über der unerwarteten Ideengeburt befriedigt ein.
    Es klopfte.
    »Herein.«
    »Verzeihung«, sagte Gerda, »ich wollte Ihr Bett richten. Ich dachte, Sie wären schon weg.«
    Lockend, mit heißer Haut lehnte sie im Rahmen der Tür. »Wie spät ist es eigentlich?« fragte Lukas.
    »Gleich sieben. Mein Bekannter mußte in die Kaserne zurück.« Drohend zeichnete sich der nahe Sommerabend unter dem Weiß ihres ärmellosen Schürzenkleides ab. »Ich gehe in einer halben Stunde, dann können Sie das Bett machen.«
    Sie blieb und begann sich unbotmäßig zu strecken. »Gut. Geh’ ich vorher noch mal ins Wasser. Muß man ausnutzen, wenn die Chefin nicht da ist. Und abends ist es am

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