Bekentnisse eines möblierten Herren
schönsten«, fügte sie verheißungsvoll hinzu.
»Na, dann gehen Sie mal«, half Lukas nach, erstmalig die Abwesenheit der »Chefin« bedauernd. Träg rollte sie ihre Hüfte auf den Gang und lehnte die Tür leise an. Er blieb liegen und vernahm alsbald die traurige Geschichte des Matrosen Harry, der ein Mädchen auf Haiti ach so liebte. »Doch sein Schiff stach in See, und sein Herz ward so weh...« Warum nur wird im Schlager ständig die Marine bemüht, dachte Lukas, stand auf und zog sich zum Essen an. Sein Blick fiel hinaus auf den Swimming-pool. Da nahte die verlassene Eingeborene, polynesisch gemustert, im geschenkten Badeanzug der viel zierlicheren gnädigen Frau. Toll, wie das quoll. Der Unterbau schien von Gottvater selbst für schwerste Tabletts berechnet. Sie winkte herüber, bis ihr strotzendes Weibstum versank. Lukas schloß das Fenster und floh durch die direkte Tür vom Flur zur Garage in seinen Wagen.
»Mir bleibt auch nichts erspart«, sagte er laut, startete den Motor und fuhr in den »Späten Schoppen«.
Um den gußeisernen Herold versammelt, empfingen ihn Hubert, Daniela, die beiden Wolfgänge, Ines und Peter mit großer Neugierde.
»Sieh da, ein Traumhausbewohner, der noch mit uns spricht.« Daniela rückte zur Seite, Lukas setzte sich. »Ich hin nur Nachtwächter!«
»Aber mit Gartenbenützung! Die hab’ ich eigens für dich ausgehandelt.«
»Es war überhaupt die beste Idee deines Lebens.« Er küßte sie aufs Ohr.
»Oh. Vielen Dank auch, der Herr.«
Kathi trat an den Tisch. Wie immer lobte Lukas ihre Frisur, bestellte russische Eier, Käsebrot mit Gurke und Bier. Hubert trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte.
»Wir sind neugierig wie Marktweiber.«
Der kahlere Wolfgang beugte sich herüber.
»Wir sind nämlich von der Zeitung.«
»Ach so, ein Interview für die Gesellschaftsspalte?« Lukas lehnte sich zurück. »Bitte fragen Sie.«
»Wie sind sie zu dir?« wollte Ines wissen.
»Im Augenblick gar nicht. Sie sind verreist.«
»Hat der Mensch ein Glück!« rief Peter. »Dann liegst du wohl den ganzen Tag im Swimming-pool?«
Lukas schilderte sein Lehen im fremden Wohlstand. Sein Zimmer mit Telefon und Fernsehapparat, den Garten, Tobby, Bobby und Hobby. Den Hausherrn zeichnete er als hochgewachsenen Aufsichtsrat-Beau von verbindlicher Desinteressiertheit, als Gentleman, der in makellosem Nadelstreifenanzug gänzlich in der Industrie aufgeht; auch die Soldatenbesuche und Gerdas Nachstellungen verschwieg er nicht.
»Eine Spannung wie beim Striptease«, sagte der weniger kahle Wolfgang, »man weiß genau, was als nächstes passiert.«
Lukas schüttelte den Kopf.
»Diesbezügliche Erfahrungen habe ich bereits bei Zierholts gemacht. Trotzdem, es ist nicht immer ganz einfach.«
Hubert nahm die Zigarre aus dem Mund.
»Jetzt hat der Mensch das Glück, Milieus zu wechseln wie andere ihr Hemd, und beschwert sich noch.«
»Mach du das mal taktvoll mit!« begehrte Lukas auf. »Jeden Abend steht ein Pudding in deinem Zimmer, und die Spenderin liegt bei angelehnter Tür nebenan. Und für sie bin ich Nachtwächter
«In jeder Beziehung«, warf Ines ein.
Hubert lachte.
»Gehört überhaupt einmal beschrieben: Wie verhält sich ein Mann höflich bei Avancen? Wo muß er wollen, und wo darf er passen?«
»Eine Art Knigge auf der Bettkante«, lachte Daniela. »Das wär’ ein Feuilleton!« rief der Kahlere. »Großartig.«
Ines wandte sich an Lukas: »Wie ist Sie denn? Von ihr hast du uns noch gar nichts erzählt.«
»Sie hat mich gebeten, meinen Wagen in die Garage zu stellen, weil er auf Grund seiner Preisklasse anscheinend die Silhouette stört. Genügt das?«
»Allerdings.«
»Ich soll dir übrigens von Sylvia Grüße bestellen«, sagte Peter.
Lukas sah auf.
»So? Was... was macht sie denn?«
»Sie wohnt jetzt bei Gustl. In deinem alten Zimmer.«
»Allmählich kannst du Prozente nehmen für deine Vermittlungen«, antwortete Lukas laut, um das ungute Gefühl zu verbergen, das in ihm aufstieg.
»Ich weiß nicht, sie gefällt mir nicht in letzter Zeit«, sagte Ines nachdenklich.
Tobby, Bobby und Hobby erwiesen sich als treue Freunde. Ihre Anhänglichkeit an Lukas blieb der Gnädigsten nicht verborgen, sie führten ihn sozusagen als ihren Debütanten in die Gesellschaft ein. In die der Müller-Passavants. Langsam eroberte der akademische Nachtwächter aus dem Gesindetrakt die Herrschaftssuite. Gerda, jetzt wieder artig in schwarzem Kleid und weißem Häubchen, beantwortete
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