Bélas Sünden
sofort hinlegte.»Jetzt schläfst du, Liska. Danach fühlst du dich besser.«
Schlafen konnte ich nicht. Ich hatte unentwegt das Bedürfnis, mein Bett zu untersuchen. Seins auch. Nach gut einer Stunde stand ich wieder auf. Béla lag auf der Couch im Wohnzimmer. Er schlief. Es war ein ungewohnter Anblick. Er legte sich nur dann am Nachmittag ein Weilchen hin, wenn es in der Nacht sehr spät geworden war. Ich hatte immer noch das Bedürfnis, mein Bett abzusuchen nach Haaren oder anderen Spuren. Gleichzeitig hatte ich das Bedürfnis, mit ihm zu schlafen. Ich war völlig konfus, ging ins Bad und ließ Wasser in die Wanne, nur klares Wasser. Es fiel mir erst auf, da war die Wanne bereits halb voll gelaufen. Bis dahin hatte ich das Waschbecken betrachtet. Es war nicht sauber. Überall Wasserspritzer. Das Handtuch daneben war auch nicht frisch. Meta wurde wirklich nachlässig. Ich musste einmal mit ihr reden. Als ich mich dann umdrehte, sah ich das klare Wasser in der Wanne und kippte etwas Badeöl hinein. Ich blieb eine Viertelstunde im Wasser liegen. Dann frottierte ich mich ab. Die Körperlotion ging schon wieder zur Neige. Sie war hier gewesen! Ich hatte mir vor der Abreise eine neue Flasche zum Mitnehmen gekauft und bei der, die ich im Gebrauch hatte, die Füllhöhe mit einem feinen Strich markiert. Jetzt stand die Lotion ein bisschen darunter. Nun ja, Béla liebte den Duft, das wusste sie. Und sie kämpfte mit allen Mitteln. Ich cremte mich ein, ging zurück ins Wohnzimmer. Béla schlief noch. Ich weckte ihn.»Ist es spät geworden gestern Abend?«
Er antwortete nicht, rieb sein Gesicht an meinem Bein.»Wie du duftest, Liska.«
»Sie muss doch genauso riechen. Sie benutzt meinen Kram.«
»Nicht, Liska, nicht wieder damit anfangen«, flüsterte er.»Hier war niemand. Komm zu mir.«
Ein paar Minuten lang war er nur Béla und ich eine Frau. Ich knöpfte ihm das Hemd auf und wartete, aber er war nur zärtlich. Dann fragte ich ihn noch einmal.»Ist es gestern Abend spät geworden?«
»Nicht viel später als sonst«, murmelte er, seufzte und richtete sich auf.»Aber es war viel zu tun. Die Hochzeit, du weißt doch. Der Mann von der Brauerei. Ich bin nicht einmal zum Essen gekommen. Und heute Morgen musste ich früh aufstehen und Meta beim Aufräumen helfen. Wir sollten einen Kaffee trinken, was meinst du? Aber zieh dir etwas an, du wirst dich erkälten.«
Es war das erste Mal, dass er mich aufforderte, mir etwas anzuziehen. Ich holte mir den Morgenmantel. Er ging in die Küche. Wir tranken den Kaffee dort, saßen uns am Tisch gegenüber. Er war mir plötzlich fremd, griff nach meiner Hand. Ich entzog sie ihm und wünschte, er hätte es nicht zugelassen. Er sollte aufstehen, zu mir kommen, mich küssen, mich lieben. Um fünf ging er nach unten. Ich lief von einem Zimmer ins andere, stand eine Weile an der Balkontür und schaute in den Garten hinunter, ohne etwas zu sehen. Er hatte mich nicht geliebt, obwohl ich zwei Nächte nicht da gewesen war. Ein weiterer Beweis, ebenso brauchbar wie alles andere, fand ich. Genauso gut wie das Zellstofftuch mit dem abgewischten Lippenstift. Das Haar auf meinem Kissen, der Duft der Bettwäsche. Und dann war da noch ein anderes Tuch, das ich in meinem Abfalleimer fand. Liasan-Intimpflege. Es lag oben auf den benutzten Wattebällchen und wäre mir vielleicht nicht einmal aufgefallen, hätte nicht die aufgerissene Hülle daneben gelegen. Ich erinnerte mich gut, dass ich diese Hüllen schon in Sonjas Tasche gesehen hatte. Vor drei Wochen war das, bis dahin hatten wir uns große Mühe gegeben zu tun, als sei alles in Ordnung. Miteinander gesprochen, über alles Mögliche, nur nicht über die Panik, die mich allmählich auffraß. Uns erklärt, wie sehr wir uns liebten, wie sehr wir uns brauchten, dass wir ohne einander nicht existieren konnten. Miteinander geschlafen. Er mit mir, weil es ihm der beste Beweis seiner Liebe schien. Ich mit ihm, um das Loch im Innern zu füllen. Dann kam ich aus Hannover zurück, natürlich auch erst am nächsten Tag, und fand diesen Fetzen in meinem Bad, mit dem sie sich den Hintern abgewischt haben musste. Es war wohl nicht die Zeit gewesen zu duschen. Zuerst bekam ich einen Weinkrampf, dann einen Tobsuchtsanfall. Béla bestritt erneut, dass jemand bei ihm gewesen war.»Liska, fang doch nicht wieder an. Es war doch alles gut.«
Ich schrie ihn an:»Für dich vielleicht. Wenn ich mit dir schlafe, ist für dich immer alles gut. Aber für mich ist es das
Weitere Kostenlose Bücher