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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Zimmer voller Bilder. Alles Weitere war fast ein Missverständnis. Aber was soll ein Mann denken, wenn eine Frau zu ihm ins Bett kriecht?
    Dierk fragte: »Bist du ganz sicher, dass du das willst, Lisa?«
    Erst in dem Augenblick dachte ich: Warum eigentlich nicht? Béla tut es ja auch. Vielleicht hilft es beim Einschlafen.
    In der letzten Nacht meinte Dierk: »So kann es doch nicht weitergehen, Lisa. Du machst dich kaputt. Warum trennst du dich nicht von ihm?«
    »Ich kann nicht.«
    »Liebst du ihn noch?«
    »Ich weiß nicht.«
    Doch, ich wusste es. Ich hätte ja sagen müssen. Aber welche Frau schafft das, wenn sie neben einem Mann im Bett liegt, mit dem sie gerade geschlafen hat? Es war auch nett gewesen mit Dierk, nicht zu vergleichen mit Béla, aber… Liebst du ihn noch? Ja! Natürlich! Ich liebe ihn, ich bin verrückt nach ihm. Ich kann nicht existieren ohne ihn. Ich würde existieren müssen ohne ihn. Weil er tot war, erschossen in meinem Schlafzimmer lag. Und dieser Kripomensch, Offermann, verlangte, dass ich mit ihnen hinaufging, dass ich Béla anschaute und sagte: »Ja, das ist mein Mann.« Ich konnte das nicht. Kriminalpolizei! Haben sie denn kein Herz im Leib? Sie räumten mir zehn Minuten auf einem Stuhl in einer stillen Ecke ein. Ein Stück vom alten Dussing entfernt, der nicht unbedingt hören musste, was sie mir vorab an Fragen stellten. Ich bekam einen Sherry und eine Zigarette, hatte im Zug schon so viel geraucht und Kaffee getrunken, bis mir übel geworden war. Aber richtig übel geworden war mir eher von den Bildern, die in meinem Hirn herumspukten. Ich hatte mir die ganze Zeit schon zwanghaft vorstellen müssen, was ich vorfand, wenn ich zu Hause ankam, vier Stunden früher als Béla erwartete. Ich hatte versucht, es einzustudieren wie ein Theaterstück, immer wieder, bis ich meine Rolle völlig sicher beherrschte.
    Und immer wieder hatte ich mich gefragt, warum ich ihn im August nicht hinausgeworfen hatte. Da hatte ich ihn doch auf frischer Tat ertappt – und ihm geglaubt, es wäre eine einmalige Angelegenheit gewesen. Zu der ich meinen Teil beigetragen hatte, das sagte er nicht, das wusste ich selbst.
    Natürlich war ich wütend und verletzt, drohte mit Konsequenzen. Eine leere Drohung, das wussten wir beide. Ich hätte ihn zur Vordertür hinausgeworfen und darauf gewartet, dass er zur Hintertür wieder hereinkommt. Jetzt war er tot. Ich dachte, ich verliere den Verstand.
    Das hast du mir nicht angetan, Dierk Römer, das nicht, oder? Ich sah mich wieder neben ihm im Bett liegen. Es war noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden her. Ich hörte ihn fragen. »Was heißt das, du weißt es nicht, Lisa?« »Es heißt, dass ich es nicht weiß.«
    »Das ist doch Unsinn. Sei vernünftig, Lisa! Nach allem, was du mir in den letzten Tagen erzählt hast, gibt es nur diese Möglichkeit. Du musst dich von ihm trennen, wenigstens vorübergehend, damit du zur Ruhe kommst. Wenn du nicht mehr arbeiten kannst, kannst du das Manuskript nicht fristgerecht abliefern. Wir haben es fest eingeplant. Ich habe an dich geglaubt, Lisa. Du weißt, wie viel ich in die Werbekampagne gesteckt habe in der Hoffnung, es zahlt sich aus. Mit dem ersten Roman tut es das selten, aber mit dem zweiten.« »Ich weiß.«
    »Dann fahr zurück und sag ihm, dass du für ein paar Wochen in ein Hotel ziehst. Du kommst zu mir. Hier kannst du in Ruhe schreiben. Wir schaffen das schon.«
    Wir hatte er gesagt. Ihm lag sehr viel an meiner Karriere.
    Verständlich, er hatte mich hochgepowert, ein Vermögen auf einen unbekannten Namen gesetzt. Das Risiko geht heutzutage keiner gerne ein. Ihm lag auch etwas an mir. Es war nicht die große Liebe, nicht die alles verzehrende Leidenschaft. Mit ihm zu schlafen, war ungefähr so gewesen wie damals mit Heinz, ein bisschen besser vielleicht. Wir hatten viele gemeinsame Interessen. Es war alles so anders als mit Béla. »Du stellst dir das zu leicht vor«, sagte ich. »Aber ich kann das nicht. Wenn ich zu ihm sage, ich ziehe in ein Hotel, wird er mich nicht gehen lassen, verstehst du?«
    »Lisa, das ist doch lächerlich! Du bist erwachsen. Wenn du gehen willst, dann gehst du. Er kann dich nicht festbinden.«
    Doch! Genau das wird er tun, dachte ich. Nicht mit einem Seil, nur mit seinen Augen, mit der Art, wie er meinen Namen ausspricht, wie er mich küsst, mit seiner Zärtlichkeit, seiner Wildheit, mit seiner Liebe eben. Das konnte ich einem anderen Mann nicht erklären, aber ich versuchte es zumindest. Und

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