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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Black dazwischen und einmal
    »Strangers in the Night« sowie den Schneewalzer. Damit waren sie so beschäftigt, dass sie keine Blicke für die im Saal Anwesenden hatten. Nur untereinander tauschten sie welche aus. Und was für welche! Sie erzählten sich einen kompletten Roman, ohne ein Wort zu sagen. Ich versuchte mir verzweifelt einzureden, dass sie sich auf diese Weise nur über das nächste Musikstück verständigten. Aber der Schlagzeuger beteiligte sich nicht daran. Ich kam mir so blöd vor, hatte unentwegt Sabines Stimme im Kopf, anderes Ufer. Verflucht! Warum bestellte er mich in so einen Schuppen, wenn er nur Augen für den Blonden hatte? Etliche Frauen tanzten miteinander, andere beäugten mich mit sichtlichem Missfallen. Irgendwann trauten sich auch die Männer. Ich fragte mich, was ich tun sollte, wenn mich einer zum Tanzen aufforderte. Ablehnen natürlich.
    »Vielen Dank, ich warte hier nur auf meinen Vater.« Oder meine Mutter. Kurz nach acht war ich gekommen, kurz vor zehn ging ich wieder. Bis dahin hatte Béla mir einmal flüchtig zugewinkt. Ich weiß noch, dass mir auf der Heimfahrt allerlei unfreundliche Gedanken durch den Kopf gingen, die sich im Wesentlichen um große, blonde Männer drehten.
    Sonntags schlief ich aus, frühstückte in aller Ruhe, nahm ein Bad, bei dem ich mir einen Großteil der frischen Tönung aus den Haaren wusch, Kupfer, stand mir gut. Das Mittagessen ließ ich ausfallen. Nachmittags wollte ich für eine halbe Stunde zu Meta. Wenn man sich mies fühlt, hat man ja das Bedürfnis, sich mit Leuten zu unterhalten, denen es auch nicht besser geht. Ich wollte noch einmal in Ruhe mit ihr reden, vielleicht über das, was sie in den vergangenen sieben Jahren empfunden hatte, wenn Heinz sagte:
    »Ich geh für ein Stündchen zu Lisa.« Und wenn sie tausendmal so getan hatte, als sei sie einverstanden. Wenn sie noch hundertmal mehr oder weniger unumwunden erklärte, es wäre für uns alle sehr bequem, es könne ihr nicht gleichgültig sein, meinte ich. Meta öffnete mir die Tür in einem schicken Rock und einer hübschen Bluse, einen Hauch von Rouge auf den blassen Wangen. Die Lippen säumte der Rest eines rosafarbenen Konturstifts. Sie trug sogar Pumps und Strümpfe, duftete nach
    »Nonchalance«. Und ihr Haar war frisch gewaschen. So hatte ich sie seit ewigen Zeiten nicht mehr gesehen. Ich hatte schon fast vergessen, dass sie von Natur Dunkelblond war. Mit drei Pfund Fett und Talg sah ihr Haar eher schwarz aus.
    Ich hatte nicht gehört, dass die Kinder eine halbe Stunde zuvor zum Spielplatz gegangen waren. Heinz war ihr nicht mal ein Deo wert, und für ihren Vater hüllte sie sich in Parfümwölkchen. In dem Moment hätte ich ihr gerne eine runtergehauen.
    »Ich wusste nicht, dass du Besuch hast«, sagte ich.
    »Da will ich nicht stören.«
    »Du störst nicht«, versicherte Meta eilig, leckte sich die Lippen, rieb sie aneinander, als wolle sie die Reste von Konturstift beseitigen. Sie trat einen Schritt von der Tür weg.
    »Komm rein. Ich wollte gerade Kaffee machen, du trinkst doch sicher eine Tasse mit.« Im Wohnzimmer saß ihr Vater auf der Couch. Er mag damals Anfang sechzig gewesen sein. Ein sehr gepflegt wirkender, durchaus attraktiver Mann, der vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätte, wäre ihm Meta einmal während der Woche vor Augen oder unter die Nase gekommen. Er erhob sich, als ich hereinkam, ganz Kavalier der alten Schule. Meta stellte vor. Mit einem kurzen Wink zur Couch:
    »Mein Vater.« Mit einem ebenso kurzen Wink auf mich:
    »Das ist Lisa.« Es klang, als müsse noch nachkommen:
    »Die Frau, mit der Heinz mich all die Jahre betrogen hat. Jetzt hat sie plötzlich keine Lust mehr.« Aber Meta sagte nichts weiter, sie ging in die Küche. Ich setzte mich in einen der beiden Sessel, Metas Vater setzte sich wieder auf die Couch. Irgendwie war es peinlich. Wir kannten uns nur flüchtig vom Sehen im Treppenhaus, hatten uns bis dahin mal zugenickt und
    »Guten Tag« gemurmelt. Worüber spricht man mit einem Mann, den man nicht kennt, von dem man nur weiß, dass er seinem Schwiegersohn ein Dorn im Auge ist? Hören Sie, es tut mir sehr Leid, was zwischen Ihrem Schwiegersohn und mir vorgefallen ist.
    Aber es war nicht allein unsere Schuld. Meta hat nie gerne mit Heinz geschlafen. Er ist ein normal veranlagter Mann, und ich war allein. Da hat es sich so ergeben. Ich glaube, wenn Meta sich einmal beschwert hätte, hätten wir sofort aufgehört. Aber Meta

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