Bélas Sünden
Geld ausgegangen? Tut mir Leid, aber die Schecks musste ich sperren lassen. Hoffentlich siehst du das ein. Ich musste mir Geld bei meiner Mutter borgen und konnte nicht verantworten, dass du mir noch mehr Schulden an den Hals hängst, immerhin habe ich ein Kind, für das ich sorgen muss.«
»Liska «, sagte er langsam und vorsichtig, damit ihm kein Satz durcheinander geriet, nur kein Zeichen von Schwäche zeigen, keine Spur von Nervosität. Er kam nicht als Bittsteller, und er wollte, dass ich das begriff.
»Bitte, setz dich. Wir müssen reden. Ganz ruhig, ja?«
»Ich bin ganz ruhig.«
Ich holte den Kaffee, schenkte uns beiden ein. Dann setzte ich mich ihm gegenüber, zündete mir eine Zigarette an. Und dann redeten wir, ganz ruhig. Zuerst über ihn. Es tat ihm nicht Leid, dass er mich mit der Kneipe sitzen gelassen hatte, höchstens um das Geld. Aber er hatte einmal sehen wollen, wie das ist, wenn man es mit beiden Händen gleichzeitig ausgibt, wie ich das normalerweise tat. Und was er in den drei Wochen ausgegeben hatte, konnten wir rasch wieder hereinholen, wenn wir uns jetzt ein bisschen anstrengten. So viel war es nicht gewesen, ein paar läppische tausend Mark. Was meinen Verdacht bezüglich der Beratung in Modefragen anging, lag ich nicht völlig daneben. Er war in Düsseldorf gewesen, hatte da eine Frau kennen gelernt. Ich hätte ihn erwürgen können für dieses Geständnis, mehr noch für die beiläufige Art und Weise, in der es über seine Lippen kam. Aber ich musste mir keine Sorgen machen, wie er mir eilig und eifrig versicherte, es war nichts Ernstes gewesen, nur etwas für den Mann auf Reisen. Ich war die einzige Frau, die er wirklich liebte.
»Szeretlek, Liska.«
Von ganzem Herzen und für alle Zeit, die Erholungspausen mitgerechnet. Dann sprachen wir über mich, vielmehr über Heinz, der mir so tatkräftig geholfen hatte, bei der Arbeit und über den herben Verlust hinweg. Ich versicherte ihm, er müsse sich ebenfalls keine Sorgen machen. Heinz sei schließlich verheiratet und denke nicht daran, seine Familie zu verlassen. Wir hätten ja früher jahrelang ein Verhältnis gehabt. Und wenn man sich schon so lange kannte! Heinz sei natürlich gerne bereit gewesen, einzuspringen. Und was das Geld anging. Da käme ich jetzt blendend zurecht. Ich hätte eine Geschichte verkauft und eine größere Sache in Aussicht. Ich hätte alles umorganisiert in den drei Wochen. Die Kneipe als Hobby, das Schreiben als Beruf. Und ein Hobby betrieb man nur stundenweise. Béla hatte ohnehin schon nach der Uhr geblinzelt. Es war inzwischen elf vorbei. Was uns beide anging, gab er sich Mühe, cool und lässig über den Dingen zu stehen. Dass ich ihn in den drei Wochen betrogen haben sollte, noch dazu mit Heinz, glaubte er mir nicht. Was vor seiner Zeit zwischen Heinz und mir gewesen war, stand auf einem anderen Blatt. Da gab er sich großzügig, das ginge ihn nichts an, fand er. Aber jetzt:
»Das hätte Heinz nicht getan. Er ist mein Freund, er würde nie mit meiner Frau…«
»Ich bin nicht deine Frau, mein Lieber «, unterbrach ich ihn.
»Wir sind nicht verheiratet.«
Trotzdem, meinte er, das solle Heinz ihm bitte selbst und ins Gesicht sagen. Die Sache mit den neuen Öffnungszeiten schockte ihn entschieden mehr.
»Kannst du so nicht machen, Liska, machst du mir Geschäft kaputt.«
Wenn er sogar die Artikel vergaß, musste er kurz vor einer Nervenkrise stehen.
»Ich kann dir nichts kaputt machen «, widersprach ich.
»Es ist mein Geschäft.«
Die Betonung lag überdeutlich auf dem vorletzten Wort. Himmel, war Rache schön. Ich hatte nicht gewusst, wie grausam ich sein konnte. Aber es tat so gut, sein entsetztes Gesicht zu sehen.
»Du musst versuchen, mich zu verstehen «, fuhr ich fort.
»Auf dich kann ich mich nicht verlassen. Du hast mir schon mehrfach versprochen, es wird nicht wieder vorkommen. Und ich hatte gedacht, jetzt, wo ich dir deinen großen Traum erfüllt habe, wärst du auch mit Herz und Seele bei der Sache. Aber nein, eine kleine Meinungsverschiedenheit um läppische tausend Mark für meine Tochter, und Béla ist drei Wochen lang wie vom Erdboden verschluckt.«
»War nicht nur das Geld, Liska «, murmelte er.
»War alles. Immer Ärger, immer Streit, nichts war gut, und immer war ich schuld. Hab ich doch auch nicht gewusst, wie es aussieht da oben. Hab ich gedacht, wir machen alles neu, dann bist du zufrieden und Sonja auch.«
Er hob die Achseln, ließ sie wieder sinken. Es wirkte
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