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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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betrogen und es offen zugegeben. Jetzt war es eine Frau, das hat er auch sofort gestanden. Für ihn gibt es da keinen großen Unterschied. Er kommt zurück, er kommt immer zurück, als sei nichts gewesen. Und du dumme Kuh wirst verrückt bei dem Gedanken, er könne auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Heinz schaute mich abwartend an. Als ich schwieg, stellte er fest:
    »Über die Frau würde ich mich an deiner Stelle nicht aufregen, Lisa. Das ist normal.«
    »Ich weiß aber nicht, wo er sie aufgegabelt hat «, sagte ich.
    »Mir hat er erzählt, er wäre in Düsseldorf gewesen. Vielleicht im Puff.«
    »Da sind die Frauen sauber «, meinte Heinz.
    »Und du hast ihn nun doch nicht endgültig rausgeworfen?«
    Die Antwort erübrigte sich. Ich sagte trotzdem:
    »Ich bin doch auf ihn angewiesen. Ohne ihn muss ich die Kneipe über kurz oder lang zumachen, wahrscheinlich über kurz. Das kann ich mir nicht leisten, weil ich weiter dafür bezahlen muss.«
    So konnte man es auch darstellen, es klang sogar glaubhaft. Lisa macht nüchtern abwägend aus der Not eine Tugend. Dann konnte ihr kein Mensch nachsagen, sie wolle nur einen Mann im Bett haben. Heinz hörte mir zu, mehr tat er nicht. Irgendwann fragte er:
    »Ist es wirklich nur das Geld, Lisa?«
    »Nein, verdammt!«
    »Sag nicht verdammt «, meinte er.
    »Es wäre schlimm, wenn es anders wäre. Dann hättest du einen Grund, verdammt zu sagen. Das kannst du mir glauben.«
    Nach Bélas Rückkehr aus Düsseldorf – ob er tatsächlich dort gewesen war, habe ich nie erfahren, wollte es so genau auch gar nicht wissen –, sah es aus, als könnten wir noch einmal bei Null anfangen. Wir hatten beide dazu gelernt, unsere Aussprache hatte auch viel geklärt. Ich gab mir Mühe, nicht bei jeder Kleinigkeit zu schimpfen oder beleidigt zu sein. Und Béla hatte in den drei Wochen die Erfahrung machen müssen, dass auch mit anderen Frauen nicht alles eitel Sonnenschein war. Hin und wieder verriet er etwas. Dass er sie in einer Diskothek kennen gelernt hatte. Dass ihr Freund sie geschlagen hatte und er dazwischen gegangen war. Dass er anschließend nur versucht hatte, sie zu trösten. Dass sie jung gewesen war, um einiges jünger als er, hübsch, aber prüde. Da brauchte es nicht viel für das heilige Versprechen:
    »Es wird nie wieder vorkommen, Liska.«
    Dreimal am Tag schwor er mir ewige Liebe, war zu Unmengen von Kompromissen bereit, gab hier ein bisschen nach und da ein bisschen mehr. Manchmal krachte es noch leicht im Gebälk, aber nur sehr leise, meist knisterte es nur. Eine friedliche Zeit – wäre Sonja nicht gewesen, es hätte eine harmonische Zeit sein können. Wenn sie sich bei uns blicken ließ, dann nur um zu sticheln und zu orakeln. Dass es mir eines Tages noch bitter Leid täte, ihn wieder aufgenommen zu haben. Dass ich mir nicht einbilden solle, er würde von nun an treu und brav an meiner Seite leben. Meist hörte ich ihr nicht zu, es kam doch immer nur dieselbe Leier. Nachmittags schrieb ich. Täglich drei Stunden, viel war das nicht. Doch es kamen bald noch ein paar Stunden hinzu. Béla fand überraschend schnell eine ältere Frau, die morgens das Lokal putzte. Ein paar Wochen später fand sich auch eine junge Frau, die abends für ein paar Stunden hinter dem Tresen aushalf und an den Tischen bediente. Anita Ludwig hieß sie, war zwei Jahre jünger als Béla, mit einem Beamten verheiratet, Mutter von zwei kleinen Kindern. Ihr Sohn war vier Jahre, ihre Tochter gerade sechs Monate alt. Ihr Mann verdiente nicht allzu üppig, er stand erst am Beginn seiner Laufbahn, und sie hatten gebaut. Das Geld reichte seitdem hinten und vorne nicht, und mit den kleinen Kindern kam eine reguläre Arbeit nicht infrage. Die paar Stunden abends bei uns kamen ihr in jeder Hinsicht gelegen, die fasste Anita kaum als Arbeit auf.
    »Früher sind wir dreimal in der Woche ausgegangen «, erzählte sie mir treuherzig. Sie brauchte den Trubel um sich herum, das Männerlachen, den Geruch von Bier und den Zigarettenqualm. Dafür auch noch bezahlt zu werden, war für sie die Krönung des Vergnügens. Währenddessen spielte ihr Mann den Babysitter und bereitete sich gleichzeitig auf eine Prüfung vor, die ihn in die nächste Gehaltsklasse befördern sollte.
    »Wenn ich zu Hause rumsitze «, sagte sie, »gehe ich ihm nur auf die Nerven.«
    Das konnte ich mir lebhaft vorstellen. Sie war ein quicklebendiges Persönchen. Kleiner als ich, aber ein paar Kilo schwerer. Flink und rosig und immer einen Scherz

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