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Bélas Sünden

Bélas Sünden

Titel: Bélas Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Sie wusch Béla das halbe Gesicht mit ihren Küsschen. Wenn sie abends heimfuhren, stellte er jedes Mal fest, dass kleine Kinder etwas Wundervolles seien. Ich sagte dann immer:
    »Aber sie bleiben nicht klein und wundervoll.«
    Anschließend erzählte ich ihm meist noch von Sonjas letzter Stippvisite, dass es wehtat, sich mit ihr zu unterhalten, immer nur über die Böhrings. Sobald es persönlich wurde, kamen gehässige Bemerkungen. Einmal meinte Béla:
    »Wenn du noch ein Kind hättest, Liska, wäre es für dich nur halb so schlimm.«
    Einmal fragte er auch:
    »Wäre es nicht schön, Liska, wenn wir beide ein Kind hätten?«
    Ich lachte:
    »Wunderschön, ich kann mir das gut vorstellen. Die Wiege im nicht zu großen Kinderzimmer. Ich hetze treppauf, treppab, um zu hören, ob es noch schläft oder schon brüllt. Nein, Béla, das könnte ich nicht. Noch einmal jede Nacht aus dem Schlaf gerissen werden. Die ersten Zähne, das Krabbelalter. Wo soll hier ein Baby krabbeln? Wann soll ich schreiben, wenn ich mich auch noch um ein kleines Kind kümmern muss?«
    »Machst du ein Jahr Pause mit dem Schreiben «, meinte er.
    »Es klappt doch nicht. Du hast schon so viel Enttäuschung eingesteckt. Ein Baby wird dich nicht enttäuschen.«
    Auf die Schreibpause mochte ich nicht näher eingehen, wir hätten nur gestritten. Ich sagte einfach:
    »Ich bin zu alt für ein Baby.«
    Das war zwei Monate vor meinem nächsten Geburtstag, dann wurde ich siebenunddreißig. Béla lachte:
    »Aber nein, Liska, du bist nicht alt. Du siehst jung aus, du wirst eine schöne Mama.«
    Er hatte sich das in den Kopf gesetzt, versuchte es zuerst mit Schmeicheleien, dann mit einem üblen Trick. Das war Anfang April. Als ich nachts die Pille nehmen wollte, fand ich die Packung nicht. Ich suchte danach, normalerweise lag sie im Nachttisch neben dem Bett. Béla lag schon im Bett und lockte, Sehnsucht und Erregung vom Scheitel bis zu den Fußsohlen:
    »Komm, Liska, du kannst morgen früh weitersuchen.«
    Das tat ich, ohne Erfolg. Es war nicht nur der Streifen verschwunden, aus dem ich zur Zeit schluckte, auch der für den nächsten Monat. Béla hatte bereits ein paar Gäste, als ich herunterkam. Wir gingen in die Küche, um die Sache zu klären. Mich hörte man vermutlich trotzdem bis in den Schankraum.
    »Entweder du gibst mir das Zeug auf der Stelle zurück, oder ich gehe sofort zum Frauenarzt.«
    Das musste ich. Zurückgeben konnte er mir nichts mehr, selbst wenn er gewollt hätte. Er hatte alle Pillen ins Klo geworfen. Wir sprachen danach ein paar Tage lang nicht miteinander. Béla versuchte es zwar.
    »Liska, hab ich es nicht böse gemeint. Liska, versteh mich doch, ich möchte so gern ein Kind haben.«
    »Dann sieh zu, wo du eins herbekommst «, gab ich zur Antwort.
    »Von mir kriegst du es nicht. Wir waren uns doch einig, dass ich keine Kinder mehr will. Erinnerst du dich? Ich habe es dir ganz zu Anfang klar und deutlich gesagt.«
    Das hatte ich doch, damals, an dem Weihnachtstag, vielleicht nicht klar und deutlich, aber unmissverständlich, fand ich.
    »Und damit du nicht mehr in Versuchung kommst, mein Freund «, fuhr ich fort, »werde ich mich sterilisieren lassen. Ich habe mich bereits im Krankenhaus angemeldet. Mein Arzt hält das für die beste Lösung, auch für die gesündere. Wenn man raucht, kann man nicht ewig die Pille schlucken.«
    Mitte April ging ich ins Krankenhaus. Bis dahin hatte ich mich geweigert, mit ihm zu schlafen. Er drängte nicht, unternahm nicht einen einzigen Versuch, mich mit Zärtlichkeit umzustimmen. Ich hielt seine Reaktion für Verärgerung, Enttäuschung und Wut, mehr sah ich nicht dahinter. Mir fiel auch nichts auf, als ich ein paar Tage nach dem Eingriff wieder heimkam. Béla hatte mich regelmäßig besucht, sich teilnahmsvoll erkundigt, ob es schlimm gewesen sei, ob ich noch Schmerzen hätte. Er war vielleicht ein bisschen stiller als sonst. Es brauchte eben seine Zeit, ehe man Herzenswünsche begraben hatte. Dass er auch in punkto Leidenschaft zurückhaltend war, hielt ich anfangs für Rücksicht. Ebenso, dass er absolut keine Einwände erhob, wenn ich mich den ganzen Abend an den Schreibtisch setzte, nicht einmal nach unten kam, um zu fragen, ob ich helfen müsste. Manchmal sagte er schon um fünf:
    »Kannst du ruhig schreiben, wenn du willst, Liska. Wir kommen zurecht, Anita und ich.«
    Dieser eine verdrehte Satz war für mich kein Alarmzeichen. Und das Pummelchen, das hinter dem Tresen stand oder zwischen den

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