Belgarath der Zauberer
bewegen, zu Hause zu bleiben und sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Ich glaube, das zeigt eine wenig freundliche Seite von mir, aber daran ist nun mal nichts zu ändern.
»Was gedenkst du zu tun, wenn die Murgos mitspielen wollen?« gab Beldin zu bedenken, nachdem ich ihn in meine Pläne eingeweiht hatte.
»Ich glaube nicht, daß wir uns darüber Sorgen machen müssen«, erwiderte ich mit größerer Überzeugung, als ich empfand. »Ctuchik hat die Kontrolle über Cthol Murgos, egal, wer auf dem Thron in Rak Goska sitzt, und er weiß, daß dies noch nicht der geeignete Zeitpunkt für eine Auseinandersetzung mit den Alornern ist. Bis dahin muß noch eine Menge geschehen.« Eine Zeitlang blickte ich finster auf den Fußboden in Beldins Turm. »Du solltest sicherheitshalber murgosischem Territorium fernbleiben.«
»Was verstehst du unter ›sicherheitshalber‹, Belgarath? Wenn ich nicht durch Murgos ziehen kann, werde ich Tolnedra durchqueren müssen, und das wird den Legionen nicht gefallen.«
»Ich werde in Tol Honeth haltmachen, ehe ich nach Val Alorn zurückkehre. Die Vorduvier sind wieder an der Macht, doch Ran Vordue der Erste sitzt erst seit einem Jahr auf dem Thron. Ich werde mit ihm reden.«
»Unerfahrene Leute machen Fehler, Belgarath.«
»Ich weiß. Aber für gewöhnlich zögern sie zuvor ein wenig. Wir werden unsere Mission in Nyissa beendet haben, ehe er sich entscheidet.«
Beldin zuckte die Schultern. »Es ist dein Krieg. Wir treffen uns in Sthiss Tor.«
Ich flog nach Tol Honeth und ging zum kaiserlichen Hof. Einige gefälschte Dokumente wiesen mich als außerordentlichen Abgesandten der alornischen Könige aus, und ich wurde sofort zum Kaiser vorgelassen.
Kaiser Ran Vordue I. von der Dritten Vorduvischen Dynastie war noch ein junger Mann mit ausgezehrtem Gesicht und tief in den Höhlen liegenden Augen. Er saß auf einem marmornen Thron und trug den traditionellen goldfarbenen Mantel. »Willkommen in Tol Honeth, Ewiger«, grüßte er mich. Er wußte in etwa, wer ich war, aber wie die meisten Tolnedrer war er in dem Glauben, mein Name sei ein erblicher Titel.
»Lassen wir die Höflichkeiten beiseite, und kommen wir lieber zur Sache. Die Nyissaner haben den König von Riva ermordet, und die Alorner sammeln sich zu einem Vergeltungsschlag.«
»Was? Warum weiß ich nichts davon?«
»Ihr habt es soeben erfahren. Es wird zu einer Verletzung Eures Hoheitsgebietes kommen. Ich rate Euch, darüber hinwegzusehen. Die Alorner sind im Augenblick ziemlich erregt Sie treiben zwar Handel mit den Nyissanern, aber wenn Eure Legionen sich ihnen in den Weg stellen, werden wir diese überrennen. Die Algarer und Drasnier werden durch die tolnedrischen Berge südwärts marschieren. Tut einfach so, als würdet Ihr sie nicht sehen.«
»Kann das nicht ohne Krieg beigelegt werden?« verwehrte er sich.
»Ich habe gute Mittler. Sie könnten Salmissra überreden, Wiedergutmachungszahlungen oder ähnliches zu leisten.«
»Ich furchte, das wird nicht möglich sein, Majestät. Ihr kennt die Alorner. Sie machen keine halben Sachen. Haltet Euch im Hintergrund.«
»Könnten Eure Alorner nicht durch Murgos ziehen? Ich sitze erst seit kurzem auf dem Thron, Belgarath. Wenn ich nicht irgend etwas unternehme, wird man es mir als Schwäche auslegen.«
»Sendet Depeschen an die alornischen Könige. Ich werde dafür sorgen, daß sie sich entschuldigen, sobald alles vorüber ist.« Dann hatte ich eine Idee. »Hört zu«, meinte ich, »wenn Ihr die Honeths und Horbiter beeindrucken müßt, dann schickt Eure Legionen zur Südgrenze und riegelt sie ab. Laßt niemanden durch.«
Er kniff die Augen zusammen. »Sehr klug, Belgarath«, lobte er. »Ihr benutzt mich, nicht wahr? Wenn ich die Grenze abriegle, braucht Ihr es nicht zu tun.«
Ich lächelte. »Ihr müßt etwas tun, Ran Vordue. Die politische Situation verlangt es. Die Honeths werden Euch als Hasenfuß bezeichnen, wenn Ihr die Legionen nicht irgendwohin schickt Ich garantiere, daß die Alorner diese Grenze nicht überqueren werden, und die anderen Familien müssen akzeptieren, daß Ihr es verhindert habt. So bekommen wir beide, was wir wollen.«
»Ihr habt mich über den Tisch gezogen, alter Mann.«
»Ich weiß«, erwiderte ich. »Aber es liegt an Euch. Ihr wißt Bescheid, und Ihr wißt auch, was Ihr zu tun habt. Ach, übrigens, wer betreibt denn Handel mit den Nyissanern?«
»Die Honeths. Sie haben Unsummen in die Geschäfte hineingesteckt.« Dann erhellte ein
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