Belgarath der Zauberer
Ästen. Offen gestanden, widerte mich das alles an; aber trotzdem brachten wir es zu Ende.
Es war ein kurzer, häßlicher Krieg, und er hinterließ ein verwüstetes Nyissa. Doch er erfüllte seinen Zweck. Es dauerte Jahrhunderte, ehe die Nyissaner sich wieder aus ihren Verstecken wagten, und von internationalen Angelegenheiten ließen sie fortan die Finger.
Schließlich belagerten wir Sthiss Tor. Nach einigen Tagen hatten wir auch diese Stadt eingenommen.
Beldin und ich eilten voraus und erreichten Salmissras prunkvollen Palast noch vor den rachedurstigen Alornern. Wir wollten unter keinen Umständen, daß jemand die Schlangenkönigin tötete – zumindest nicht ehe wir die Gelegenheit hatten, ihr ein paar Fragen zu stellen.
Wir rannten durch den Gang, der zu ihrem Thronsaal führte, drangen in die riesige, spärlich beleuchtete Halle ein und verschlossen und verbarrikadierten die Tür hinter uns.
Salmissra war allein und unbewacht. Die Palasteunuchen waren zwar unter Eid verpflichtet, sie zu beschützen, doch einem Eunuchen bedeutet sein Wort offensichtlich nicht sonderlich viel, vor allem nicht, wenn es möglicherweise Blutvergießen nach sich zieht. Wie gewöhnlich lag die Schlangenkönigin auf ihrem diwanartigen Thron und bewunderte ihr Spiegelbild, als wäre nichts geschehen. Allerdings wirkte sie sehr verwundbar. »Willkommen in Sthiss Tor, meine Herren«, sagte sie mit eigenartig verträumter Stimme. »Tretet nicht zu nahe«, warnte sie und wies lässig auf einige kleine grüne Schlangen, die sich nervös zischelnd um ihren Thron wanden. »Alle meine Diener haben mich verlassen, aber diese kleinen Tierchen sind noch immer sehr nützlich.« Ihr Worte kamen schleppend, und die Augen wirkten nahezu blicklos.
»Hier werden wir nicht viel erreichen können, Belgarath«, brummte Beldin. »Sie ist so mit Drogen vollgepumpt, daß sie fast ohnmächtig ist.«
»Das wird sich weisen«, erwiderte ich kurz. Ich ging näher auf den Thron zu, und die kleinen grünen Schlangen zischten warnend. »Die Dinge haben sich nicht günstig für dich entwickelt, stimmt’s, Salmissra?« sagte ich zu ihr. »Aber du hättest wissen sollen, wie die Alorner reagieren. Was hat dich dazu gebracht, Gorek ermorden zu lassen?«
»Es erschien mir zu diesem Zeitpunkt als eine gute Idee«, flüsterte sie.
Von außen wurde kräftig gegen die Tür gedonnert.
»Halte mir diese Enthusiasten vom Leibe«, wies ich Beldin an.
»In Ordnung«, erwiderte er. »Aber laß dir nicht zuviel Zeit.« Ich fühlte, wie er seinen Willen sammelte.
»Weißt du, wer ich bin?« fragte ich die verträumte Königin.
»Natürlich. Ein großer Teil meiner Bibliothek ist Euch und Euren Heldentaten gewidmet.«
»Gut. Dann können wir uns diese ermüdenden Vorstellungen sparen. Einer der Mörder, die du ausgeschickt hattest, gab mir bereitwillig Auskunft und meinte, die Angelegenheit sei nicht deine Idee gewesen. Würdest du mir erklären, was er damit sagen wollte?«
»Warum nicht?« Ihre Gleichgültigkeit ließ mich aus irgendeinem Grund frösteln. »Vor etwa einem Jahr kam ein Mann nach Sthiss Tor und unterbreitete mir einen kleinen Vorschlag. Sein Angebot war äußerst reizvoll; deshalb nahm ich an. Das ist wirklich alles, was es dazu zu sagen gibt, Belgarath.«
»Was kann er dir denn angeboten haben, daß du dafür die Rache der Alorner in Kauf nahmst?«
»Unsterblichkeit, Ewiger. Unsterblichkeit.«
»Das Angebot kam nicht von einem Menschen – so hat man mich jedenfalls glauben gemacht. Wer hat dir dieses lächerliche Angebot unterbreitet?«
»Kommt dir der Name Zedar bekannt vor, Belgarath?« Sie wirkte tatsächlich ein wenig amüsiert.
Jetzt wurde mir einiges klar – auch der Grund dafür, daß ich Zedar nicht hatte töten dürfen. »Warum fängst du nicht einfach von vorn an?« schlug ich vor.
Sie seufzte. »Das würde eine lange und langweilige Geschichte werden, alter Mann.«
»Dann fasse es doch zusammen.«
»Also gut«, seufzte sie und schaute sich um. »Wird es nicht ein wenig kühl hier drinnen?« fragte sie mich mit einem leichten Frösteln.
»Komm jetzt zur Sache, Belgarath«, verlangte Beldin gereizt. »Ich kann die Alorner nicht mehr lange aufhalten, ohne sie zu verletzen.«
»Wir müssen sie nicht mehr lange aufhalten«, erwiderte ich und warf einen Blick auf die Schlangenkönigin. »Du hast Gift genommen, nicht wahr, Salmissra?« fragte ich sie.
»Aber ja«, antwortete sie. »So ist es üblich in Nyissa. Überbringe den
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