Belgarath der Zauberer
Ostgrenze Nyissas zu erreichen. Versucht nicht länger unterwegs zu sein. Im Herbst ist dort Regenzeit und wir wollen nicht im Sumpf versinken.«
»Amen.«
»Beldin und ich können miteinander in Verbindung treten; deshalb werden wir in der Lage sein, alles aufeinander abzustimmen. Ich möchte von beiden Seiten gleichzeitig in Nyissa einfallen. Wir wollen nicht, daß zu viele Nyissaner entkommen. Aber was immer du tust, töte sie nicht alle. Das würde Issa fast so traurig stimmen, wie Mara jetzt ist, und wir können keinen Krieg zwischen den Göttern gebrauchen.«
»Issa hat zugelassen, daß Salmissra Gorek tötete, nicht wahr?«
»Nein, das tat er nicht Er schläft. Deshalb weiß er nichts von Salmissras eigenmächtigem Vorgehen. Sei äußerst vorsichtig, Radek! Issa ist der Schlangengott. Wenn du ihn kränkst, findest du nach deiner Rückkehr vielleicht Unmengen giftiger Schlangen in Drasnien vor. Jetzt sammle deine Lanzenträger und ziehe südwärts. Ich muß mit Cho-Ram sprechen.«
Ich ging zur Tür. »Du kannst dem Mädchen jetzt sagen, daß es wieder herauskommen kann, Radek«, sagte ich über die Schulter hinweg. »Sie wird ersticken, wenn sie zu lange dort bleibt. Meinst du nicht, du solltest diese Spielereien lassen?«
»Das schadet doch nicht Belgarath.«
»Nicht solange es im Rahmen bleibt Ich finde, du solltest heiraten und eine Familie gründen.«
»Das kann warten«, erwiderte er. »Jetzt habe ich in Nyissa zu tun.«
Ich flog südwärts nach Algarien und brauchte nur zwei Tage, um Cho-Ram zu finden. Das Oberhaupt der algarischen Klanhäuptlinge war schon recht betagt und sein Haupt- und Barthaar war beinahe so weiß wie meines. Doch trotz seines Alters gab er noch immer einen ernstzunehmenden Gegner ab. Die Hand, die den Säbel führte, war schnell wie eh und je. Ich bin davon überzeugt daß er einem Mann beide Ohren so schnell abschneiden konnte, daß dieser den Verlust erst nach einem Tag oder zwei bemerken würde.
Wir trafen in einem dieser rollenden Häuser zusammen, die Flinkfuß entworfen hatte; deshalb konnte ich sicher sein, daß wir unter uns waren. Cho-Ram und ich waren Nachbarn und alte Freunde; ich mußte ihn also nicht unter Druck setzen wie Valcor oder Radek. Er hörte aufmerksam zu, als ich ihm von dem Mord an Gorek und von unseren Plänen berichtete.
Als ich geendet hatte, lehnte er sich zurück, und seine schwarze Pferdelederjacke quietschte. »Ist Euch bewußt, daß wir tolnedrische Grenzen verletzen werden?« erklärte er.
»Das kann ich nicht ändern«, meinte ich. »Ich will wissen, wer Salmissra zu ihren Handlungen bewegt hat, ehe der Betreffende einen zu großen Vorsprung erhält.«
»Vielleicht war es Ctuchik?«
»Das ist möglich«, meinte ich. »Wir sollten jedoch abwarten, was Salmissra sagt, ehe wir Rak Cthol belagern. Radek dürfte bald hier sein. Vereint eure Streitkräfte, sobald er eintrifft. Ich kehre ins Tal zurück. Falls Beldin aus Mallorea zurück ist, schicke ich ihn zu dir. Wenn nicht sende ich die Zwillinge. Falls tatsächlich Ctuchik hinter alldem stecken sollte, brauchst du jemanden, der ihm die Stirn bieten kann. Du solltest am besten mit Valcor und Brand ziehen. Die Rivaner sind aufgebracht, und die Chereker kennst du ja wohl.«
Er lächelte. »O ja«, stimmte er zu. »Jeder kennt die Chereker.«
»Sammle deine Klans, Cho-Ram. Radek wird bald eintreffen. Wenn es sein muß, dann ziehe los, bevor seine Infanterie hier ist. Ich möchte in Sthiss Tor sein, ehe die Regenzeit einsetzt.«
»Da gebe ich dir recht, Ewiger. In der Regenzeit durch die Sümpfe zu waten ist sehr anstrengend für die Pferde.«
Dann verließ ich ihn und flog zurück ins Tal.
Mein Glück verließ mich nicht, denn Beldin war zwei Tage zuvor aus Mallorea zurückgekehrt. Ich liebe die Zwillinge, aber sie sind zu sanftmütig für die Pläne, die ich für Nyissa bereithielt. Beldin kann das krasse Gegenteil von sanftmütig sein, falls sich die Gelegenheit bietet.
An dieser Stelle möchte ich etwas klarstellen. Es hat keinen Sinn zu leugnen, daß ich den Mord an Gorek und seiner Familie mißbilligte. Schließlich waren sie Verwandte. Doch was ich in Gang brachte, hatte eher mit Terror zu tun als mit Rache. Die Situation in der Welt war ohnehin kompliziert genug, auch ohne Einmischung der Nyissaner in die internationale Politik. Sie hatten für meinen Geschmack zu leichten Zugang zu den vielen Giften und Narkotika; deshalb sollte die alornische Invasion die Schlangenleute dazu
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