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Belial

Belial

Titel: Belial Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Geht es dir gut, Billy?«
    »Ja – schon.«
    »Und sonst?«
    Er hob die Schultern.
    »Laß ihn in Ruhe, John«, sagte Suko. »Er wird schon früh genug reden.«
    »Das hoffe ich.«
    »Es ist grün geworden, du kannst fahren.«
    Ich hob die Schultern und ließ den Rover ausrollen. Ich fuhr immer in Richtung Süden, um so die City zu erreichen. Die Vororte Edgware und Hendon hatten wir bereits passiert und näherten uns Hampstead. Der Verkehr verdichtete sich. Alte Häusermeere rahmten die Straßen ein, dazwischen schauten die Mündungen der kleineren Querstraßen hervor.
    Es gab Kreise, Ampeln und Grünflächen, historische Bauten, U-Bahn-Stationen und einiges mehr, was eine Großstadt ausmachte.
    Restaurants, Kinos und kleine Theater. Es waren noch viele Menschen unterwegs, die am Abend und auch in der Nacht Abwechslung Vom normalen Alltag suchten.
    Als Billy hustete, wurde ich aufmerksam. Ich sah im Innenspiegel, wie er sich bewegte. Er schaute blitzschnell von rechts nach links, als wollte er etwas entdecken, was draußen an uns vorbeiglitt.
    Suko stellte ihm eine Frage. Ich hörte nicht, was er sagte, aber der Junge nickte.
    »Was ist denn?«
    »Er spürt ihn, John!«
    »Gut, und wo?«
    »Das steht noch nicht fest. Fahr einfach weiter. Behalte die Richtung bei. Okay?«
    »Er ist am Fluß!«
    Billys Stimme erschreckte mich für einen Moment. Sie hatte tonlos geklungen. »Weißt du wo?«
    »Nein.«
    »Ich fahre weiter.«
    »Ja.«
    In den folgenden beiden Minuten schwiegen wir. Suko kümmerte sich um seinen Schützling. Er flüsterte wieder mit ihm. Diesmal hörte ich besser zu, und verstand auch Billys Antwort.
    »Musik…«
    Damit kam ich nicht zurecht. Ich verkniff mir eine Gegenfrage, während in der Ferne schon die berühmte und jetzt angestrahlte Tower Bridge zu erkennen war. Sie schien wie ein gewaltiges Denkmal des Industriezeitalters in der Dunkelheit zu schweben.
    Ich hielt weiterhin auf die Brücke zu, schaute aber auch in den Innenspiegel, um Billy sehen zu können. Er wischte mit seiner Handfläche über Stirn und Augen. Dann bewegte er seine Lippen, flüsterte, und Suko, der das Wort verstanden hatte, nickte.
    »Stepney, John.«
    »Verstanden.« Stepney war ein Vorort nördlich der Themse, nicht weit von unserem Standort entfernt und bereits nahe der Docks. Der Hafen lag also in unmittelbarer Reichweite.
    Gab es dort Verstecke? Sicherlich. Billy hatte den Begriff Musik erwähnt, und darüber mußte ich ebenfalls nachdenken. Wieso kam er darauf?
    Was hatte Belial mit Musik zu tun? Die Verbindung war auf der einen Seite etwas extrem, allerdings glaubte ich nicht daran, daß sie falsch war. »Du mußt mir sagen, Billy, wie ich fahren soll.«
    »Ja, ja, mach ich…«
    Kurz vor der Zufahrt zur Tower Bridge war ich in die Cable Street eingebogen.
    Sie führte in Richtung Osten, geradewegs nach Stepney hinein. An ihrem Ende zweigten die Stichstraßen ab, die zu den Docks führten. In dieser Gegend wurde viel renoviert und neu gebaut. Alte, nicht mehr rentable Docks und Werften waren abgerissen worden. Auf dem frei gewordenen Gelände sollten tolle Wohn- und Geschäftshäuser entstehen, doch die Rezession hatte vielen Maklern und Spekulanten einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es gab Objekte, die zwar fertig aber nicht belegt waren, weil niemand die Mietpreise bezahlen konnte. Andere Bauten standen halbfertig in der Gegend, und wieder andere waren erst gar nicht in Angriff genommen worden. Aber die Gegend zog trotzdem Menschen an. Viele Künstler, auch schräge Nachtvögel und Geschäftemacher, die in Nischen eintauchten und mit Läden aller Art ihr Geld verdienten.
    In dieser Gegend hatten sich Tätowierer ebenso niedergelassen wie Leute, die gebrauchte Kleidung anboten. Es roch international, wobei Gyros und Döner den Fisch & Chips starke Konkurrenz machten. Wenn wir in dieser Umgebung blieben, dann wunderte es mich, daß Belial sie sich ausgesucht hatte. Er würde die Menschen möglicherweise manipulieren können, aber es waren Personen ohne Macht und Einfluß.
    Ich an seiner Stelle hätte den Hebel woanders angesetzt.
    Ich wollte mich nicht zu sehr in Gedanken verlieren und fuhr jetzt langsamer, um so schnell wie möglich reagieren zu können, wenn Billy mir einen Hinweis gab.
    Er saß längst nicht mehr so ruhig auf seinem Platz. Immer wieder drehte er den Kopf, hob den Arm, setzte auch mal an, um etwas zu sagen, schwieg dann, weil er sich nicht traute oder sich nicht sicher war, auch die Wahrheit

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