Belial
Schreie gellten. Sie kamen zu spät.
BA. Jackson und auch die Scherben landeten inmitten der Tanzenden, und im Nu war in der Disco die Hölle los. Der fallende Körper hatte einige Tänzer mitgerissen und zu Boden geschleudert. Auch die Scherben fanden ihre Ziele. Plötzlich spritzte Blut wie ein schauriger Regen durch die Luft. Ein Junge brach zusammen. Sein Hals war blutrot.
Das neben ihm tanzende Mädchen erwischte es im Rücken. Die Wucht einer Glasscheibe schleuderte sie nach vorn. Der Schrei war kaum auszuhalten. Das Mädchen fiel auf den Bauch. Die Scherbe steckte wie ein breites Dreieck in seinem Rücken.
Und Belial schaute zu.
Das war seine Zeit.
Das war seine Welt.
Er hörte sich selbst lachen, während unter ihm das Chaos ausbrach.
Wer eben konnte, flüchtete aus der Gefahrenzone, während vier andere Gäste zusammen mit B.A. Jackson liegenblieben.
Jeder wußte Bescheid. Bis in die hintersten dunklen Knutschecken der Disco hatte sich das Geschehen herumgesprochen, und es hätte zu einer Panik im ganzen Haus kommen müssen.
Das ahnte auch Belial, deshalb trat er an das Pult. Das Mikro hatte er aus der Halterung gezogen. Er baute sich dort auf, wo die Scheibe zersprungen war. Die Flügel hatte er ausgebreitet und das Mikro vor seinen Mund gehalten.
Aus zahlreichen Lautsprechern dröhnte seine Stimme, und sie war auch bis hinaus auf den Parkplatz zu hören. »Ich bin Belial. Ich bin der Leibwächter Luzifers, und ich bin erschienen, um endlich sein Zeitalter anbrechen zu lassen. Schaut auf mich, schaut auf den Schwarzen Engel und folgt mir nach…«
***
Der Gerechte fror!
Es lag nicht am Wetter, die Kühle machte ihm nichts aus, es war eine andere Kälte, die ihn erreichte und allmählich in seinen Körper hineinstieg. Sie drängte sich hoch, und es gab nichts, was sie nicht erreichte. Jede Faser, jeder Muskel des Körpers wurde erwischt, sogar die dunklen Haare fühlten sich kühl an und gleichzeitig wie durch Elektrizität aufgeladen.
Belial war dafür verantwortlich.
Er hatte es geschafft, und der Gerechte mußte zugeben, zu spät gekommen zu sein. Der Engel der Lügen war schlauer gewesen.
Geschickt hatte er es verstanden, seinen Vorsprung auszunutzen und auszubauen. Auch der Geisterjäger war ihm nicht auf die Spur gekommen, denn Belial war immer einen Schritt schneller gewesen.
Raniel wußte Bescheid. Er hatte herausgefunden, wo sich der Todfeind aufhielt. Es war leider so eingetreten, wie er es sich vorgestellt hatte.
Menschen – Belial brauchte Menschen. Er brauchte sie so wie seine Opfer Wasser und Brot. Er und seine Artgenossen hatten schon seit Urzeiten versucht, die Menschen in ihre Gewalt zu bringen. Bei den ersten Primaten überhaupt hatten sie sich gezeigt, waren aber von ihnen nicht verstanden worden.
Später, bei einem zweiten Anlauf der Evolution, die über das Dasein als Affe hinauslief und wo das Gehirn bereits fast gleich mit den Menschen der Gegenwart gewesen war, hatten es die Engel des Bösen wieder versucht. Sie waren nicht begriffen worden, aber man hatte ihr Kommen festgehalten. Alte Höhlenzeichnungen wiesen darauf hin, denn Wissenschaftler hatten nicht nur Tierzeichnungen an den Wänden gefunden, sondern auch Wesen, die schaurig und fremd aussahen.
Wie Belial und Konsorten…
Raniel beeilte sich. Er hörte die Musik aus dem offenen Eingang dringen, er sah auch die grellen Lichter der Außenbeleuchtung wie zuckende Flammen über die Fassade huschen, und aus der offenen Tür drang ebenfalls das tanzende Licht.
Und dann war die Musik weg.
Sie wurde abgelöst.
Schreie gellten nach draußen.
Schreckliche Rufe, die den Gerechten noch blasser werden ließen. Und da wußte er, daß er zu spät gekommen war. Belial hatte mit seinem Blutbad bereits begonnen…
***
Auch wir waren unterwegs.
Noch immer, wie ich dachte, und das gefiel mir nicht. Mit jeder Minute, die verging, konnte dieser verfluchte Lügenengel Oberwasser gewinnen, was ich auf keinen Fall wollte. Ich mußte ihn stellen, ich mußte ihn vernichten, und ich hoffte nur, daß Raniel mir dabei half, aber auch von ihm war weit und breit nichts zu sehen.
Suko und ich mußten uns auf Billy verlassen. Nur er wußte den Weg.
Er stand in Kontakt mit seinem ›Heiligen‹. Suko beobachtete den Jungen und registrierte jedes Wort aufmerksam.
Ich war in eine dunkle Straße hineingefahren, und wir erreichten einen leeren Platz, von dem aus wieder einige Straßen abzweigten, die nicht asphaltiert waren. Auf dem
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