Belials Braut
ihm wie eine Folter vor.
Alles, worum er mit seinem Schützling gekämpft hatte, war vergessen, denn Angelinas Einfluss hatte voll zugeschlagen. Für Frank gab es kein anderes Interesse mehr als nur diese fürchterliche Person. Er saß steif auf dem Sessel und starrte mit seinem herumgedrehten Gesicht zu ihr hoch mit einem schon hörigen Blick in den Augen.
Der alte Pfarrer brauchte kein zweites Mal hinzuschauen, um zu wissen, dass dieser Mensch für ihn verloren war. Hier hatte die Frau gewonnen, und sie hatte das eingesetzt, was in früheren Zeiten von manch hohen Geistlichen so verflucht worden war. Ihre Erotik, ihren nackten Körper.
Sie stand so dicht vor ihm. Sie bewegte dabei ihr Becken vor und zurück und hatte dem Sitzenden beide Hände auf die Schultern gelegt. »Ich bin wieder zu dir gekommen, Frank. Ja, ich bin es tatsächlich, auch wenn du es kaum glauben kannst. Du darfst mich anfassen, du darfst mich berühren. Du darfst dir all deine Träume erfüllen. Ich erlaube es dir. Aber ich verlange von dir, dass du dann auch bei mir bleibst. Wo immer wir auch hingehen.«
»Ja!«, stieß Duffy hervor. »Ja, ich verspreche es dir. Ich bleibe bei dir. Ich möchte es. Es ist mein Wille. Ich muss einfach bei dir bleiben...«
»Das sehe ich auch so. Es ist zugleich der Eintritt in deine neue Existenz, Frank. Ein neuer Mensch zu werden, in einer anderen Welt zu leben. Kann man sich noch mehr wünschen?«
»Nein.«
»Dann komm.«
»Warte noch!«, flüsterte er rau. Er konnte sich an ihrer Schönheit einfach nicht sattsehen. »Du hast gesagt, dass ich dich berühren darf . Stimmt das?«
»Ich halte meine Versprechen.«
»Aber meine Hände. Ich... ich... müsste mich erst drehen...«
»Nein, das brauchst du doch nicht.« Sie lachte. »Du musst dich nicht verrenken, mein Lieber. Es ist alles viel einfacher. Nimm deine Lippen. Berühre mich mit deinen Lippen und auch mit deiner Zunge. Du kannst mich erfahren, du kannst mich schmecken, und ich werde dir Geheimnisse offenbaren, die...«
Angelinas Worte wurden durch das heftige Stöhnen gestoppt. Nicht Frank hatte es aus ausgestoßen, sondern der alte Pfarrer. Er lag am Boden, aber sein Gehör hatte nicht dabei gelitten. Jedes Wort war so klar gewesen, und jedes Wort hatte ihn wie eine alles überlagernde grausame Wahrheit erwischt.
Wieder dachte er an sein langes Leben. Er hatte gedacht, es friedlich beenden zu können, doch nun musste er erleben, dass die Unmoral, gegen die er gewettert hatte, ihn plötzlich eingeholt hatte. Das durfte und konnte er nicht zulassen.
Dominik war überrascht, welche Kräfte noch in seinem alten Körper steckten. Er hätte nie gedacht, dass er noch in der Lage war, sich zu erheben, aber er schaffte es. Dabei musste er sich an der Wand stützen. Doch auch so fiel ihm das Aufstehen mehr als schwer.
Dabei hörte er die widerlichen Geräusche, die ihn erreichten. Der alte Mann wollte nicht hinschauen. Er konnte so etwas einfach nicht sehen. Seine Weltanschauung war eine andere. Und er setzte die Hoffnung auf das Kreuz.
Langsam, unendlich langsam kam er in die Höhe und näherte sich dem Becken mit Weihwasser und dem Kreuz. Sein Gesicht war durch die ungeheure Anstrengung so verzerrt, dass es schon monströse Züge angenommen hatte.
Den rechten Arm konnte er nicht mehr bewegen. Dafür den linken, obwohl dieser durch den Aufprall ebenfalls schmerzte. Mit ihm fuhr er an der Wand entlang nach oben, stieß von unten her gegen das Becken und brachte es ins Schwanken. Das Wasser darin schaukelte, sodass einige Tropfen überspritzten und kühl seine Hand trafen.
Angelina lachte. Ein raues und kehliges Geräusch. Die Antwort darauf, dass ihr etwas großen Spaß bereitete.
Dominik kämpfte sich weiter, obwohl er nur ein Schatten seiner Selbst war. Er hörte sich flüstern. Er betete. Er wollte die Abgesandte der Hölle besiegen und spürte einen neuen Strom der Kraft, als es ihm endlich gelungen war, den senkrechten Balken des Kreuzes zu umfassen.
Der erste kleine Erfolg!
Er jubelte innerlich. Das Kreuz brauchte nur etwas in die Höhe geschoben zu werden, um sich von diesem kleinen Nagel zu lösen. Wenn er das geschafft hatte, würde er auch das andere hinter sich bringen.
Das Kreuz fiel ihm wenig später regelrecht entgegen. Es rutschte nicht aus seiner Hand und schwebte noch immer über seinem Kopf. Dann war ihm alles egal. Auch wenn die rechte Schulter zertrümmert war, stützte er sich von der Wand ab.
»Da!«, röchelte er und
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