Belials Braut
nichts. Er rutschte nur ein Stück von seinem Schützling weg.
Angelina ließ Frank nicht aus den Augen. Sie wollte haarklein seine Reaktion beobachten und herausfinden, ob sie überhaupt noch auf ihn wirkte.
Es gibt bestimmte Signale, die eine Frau abschicken kann. Auch Angelina machte da keine Ausnahme. Die Art der Bewegung wechselte. Zwar waren ihre Schritte auch jetzt kaum zu hören, aber ihr Körper geriet in laszive Schwingungen. Sie stemmte die Arme in die Hüften, sie schob ihren Bauch und die Brüste vor und produzierte einen Auftritt wie eine Pornodarstellerin in einem dieser Billigstreifen.
»Du kennst mich noch, wie?«
»Ja, ja...«, sagte Frank schnell.
»Wie schön für uns beide.«
Er zwinkerte mit den Augen und schluckte. Währenddessen war Angelina näher an ihn herangekommen. »Willst du mich denn noch, Frank? Bisher hast du mich noch nicht gehabt. Doch das kann sich schnell ändern. Sehr schnell sogar.«
»Du... du... bist noch immer schön.«
»Ich weiß. Ich gehöre dir. Wir treiben es gleich hier, mein Lieber. Hier auf der Couch...«
Bisher hatte der alte Pfarrer noch nicht eingegriffen. Nachdem der erste Schock vorüber war, hatte er nur zuhören müssen. Nun stellte er fest, dass ihm die Felle davonschwammen. All seine Überzeugungskraft war innerhalb weniger Sekunden praktisch ausradiert worden, denn sein Schützling konnte sich dem erotischen Bann dieser nackten und bläulich schimmernden Person mit dem Engelgesicht und dem Lächeln einer Teufelin nicht entziehen.
Er war alt. Mit achtzig hatte man das Leben fast hinter sich. Aber Dominik hatte in dieser langen Zeit nie aufgegeben und auch nie an sich gezweifelt. Er war mit beiden Beinen fest im Glauben verwurzelt, und das ließ er sich auch nicht nehmen.
Er bemühte sich, seiner Stimme einen festen Klang zu geben. »Gehen Sie!«, fuhr er Angelina an. »Gehen Sie sofort! Lassen Sie uns hier in Ruhe. Raus aus dem Haus des Herrn!«
Sie hatte ihn ausreden lassen und schleuderte dann ihren Kopf zurück. Aus ihrem Mund wischte ein lautes, widerliches, krächzendes und zugleich hasserfüllt klingendes Lachen hervor.
»Was willst du?«, brüllte sie ihn an.« Willst du verfluchter Pfaffe mich daran hindern?« In ihrer Wut veränderte sich sogar die Farbe ihres Körpers. An einigen Stellen bekam er einen metallischen Glanz, und mit einem plötzlich angesetzten langen Schritt hatte sie den alten Mann erreicht, um dicht von ihm stehen zu bleiben.
Dominik riss noch seine Hände in die Höhe, um das Gesicht zu schützen. Es wäre nicht nötig gewesen, denn Angelina hatte etwas anderes mit ihm vor.
Mit einer Hand nur ergriff sie seine rechte Schulter. Es war ein harter Griff, der den alten Mann aufstöhnen ließ und ihm die Tränen in die Augen trieb.
Sie ließ ihn trotzdem nicht los. Sie kannte kein Mitleid und fasste nur noch härter zu, als wollte sie ihm die Knochen unter der dünnen Haut brechen.
Dominik schrie. Sein Gesicht zeigte einen Ausdruck aus Schmerz und blankem Entsetzen. Einen Moment später wurde er von der einen Hand in die Höhe gezogen wie ein Spielzeug und nicht wie ein Mensch. Er schlug mit dem linken Arm um sich, aber er traf nicht den Rand der Couch und keinen Körper.
Ein widerliches Lachen drang aus dem Mund der schönen Angelina. Sie drehte sich, ohne den Pfarrer loszulassen, und schleuderte ihn wütend von sich weg.
Der alte Mann flog durch den Raum. Er prallte gegen die Wand, an der das Kreuz und das Becken mit dem Weihwasser befestigt waren. Die beim Aufprall entstehenden Schmerzen waren schlimm. Dominik hatte das Gefühl, als wären zahlreiche seiner alten Knochen gebrochen worden.
Er landete am Boden. Fiel auf den Bauch. Stieß sich das Gesicht an der rauen Oberfläche des Teppichs und hatte das Gefühl, sich überhaupt nicht mehr bewegen zu können. Zusätzlich war seine rechte Schulter durch den brutalen Griff verletzt worden. Was von dort aus an Schmerzen und Stichen in seinen Arm hineinjagte, war mit Worten kaum zu beschreiben.
Jetzt war er es, der weinte!
Nicht nur wegen der Schmerzen, auch wegen der eigenen Hilflosigkeit, die ihm besonders stark zu Bewusstsein kam. Er war ein alter Mann. Er war gebrochen. Er lag am Boden. Er würde sich nicht mehr zu helfen wissen, und er würde auch keine Hilfe erfahren.
Dieses Weib kümmerte sich nicht mehr um ihn. So drehte sich der alte Herr und schaute in ihre Richtung. Es war eine mühsame Bewegung, aber er brachte sie hinter sich, und was er sah, das kam
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