Belisla Piraten 01: Piratenjunge
der Karibik‘«, Johnny ließ es sich auf der Zunge zergehen. »Das ist doch wirklich ein merkwürdiger Name, oder? Wie viele Schätze gibt es wohl in der Karibik? Doch sicherlich viele! Warum ist es ‚der‘ Schatz?«
»Wir können spekulieren. Hunderte von Inseln, viele Hundert Piraten über hunderte von Jahren. Die meisten Piraten starben arm, weil sie tranken oder spielten oder ihr Geld auf andere Weise ausgaben. Oft wurden sie von anderen Piraten wieder ausgeraubt und so die Schätze weiter und weiter getragen.«
Johannes fiel auf, dass Pierre es geschafft hatte, das Thema geschickt wieder vom ‚Schatz der Karibik‘ weg zu steuern. Aber nachhaken wollte Johnny auch nicht. Es würde jemanden geben, der ihm mehr darüber erzählen konnte.
Eine Stunde später saß der freie Teil der Mannschaft beim Essen in der Messe und reichte den großen Topf mit Suppe durch die Reihe. Schiffskoch Gurke Gateau erklärte laut, welche Fische und Gemüsesorten er verwendet hatte und wie er gewürzt hatte. Nur Johnny schien ihm zuzuhören. Der Rest der Piraten unterhielt sich über Hechts Schicksal, den Kaper, die Schatzkarte. Manch einer der Piraten klopfte Johnny mit seiner Pranke so hart auf die Schulter oder den Rücken, dass dieser schon ganz schief saß und gar nicht essen konnte. Zündel Zorn setzte sich neben Johnny.
»Junger Johnny, du machst ein Gesicht wie Regen. Wir haben Athena die Schatzkarte abgeluchst. Nach deinem Plan.«
Johnny starrte auf seinen Löffel. »Aber Hecht hat es erwischt, wir wissen nicht, wie es ihm geht!«
Zündel wischte mit seiner Hand durch die Luft. »Quatsch, der sitzt jetzt gemütlich und trocken beim Gouverneur in der Wohnung, trinkt edlen Portwein und stopft Ente in sich hinein. Oder im Gefängnis der Garde, wobei das kein großer Unterschied ist.«
»Aber wir müssen ihm doch helfen!«
»Keine Angst, werden wir. Erst kümmern wir uns um den Schatz und dann starten wir eine kleine Befreiungskaper.« Zündel schob den Teller näher an Johnny. »Iss die Suppe, wir haben etwas vor uns.«
Johnny seufzte; so ganz war er nicht überzeugt, dass es Hecht tatsächlich gut ging.
Pierre stieß ihn an. »Hecht hat ja nichts verbrochen. Er wird als Pirat verdächtigt. Aber wenn sie nicht gerade Zeugen oder eine Fotomagie auftreiben können, müssen sie Hecht wieder frei lassen.«
»Fotomagie, meiner Treu«, murmelte Johnny in seine Suppe.
Kapitel 28 – Ein ungeplanter Zug
Fetter Pudel war sehr zufrieden mit seiner Idee. Wie konnte man in diesem kalten Herbstwetter mit Wolken, niedrigen Temperaturen und vereinzeltem Regen am besten ein Haus beobachten? Die ganze Zeit draußen zu stehen, war keine Lösung. Zum einen würde er, der direkt aus der warmen Karibik kam, vermutlich in kürzester Zeit erfrieren oder eine gehörige Erkrankung bekommen. Fetter Pudel war andere, deutlich höhere Temperaturen gewöhnt. Zum anderen fiel ein dicker glatzköpfiger Mann, der von einem Bein aufs andere trat, sofort auf. Die Blumenstraße war eine reine Wohnstraße, in der vermutlich jeder einander kannte. Ein Fremder, der für einen ganzen Tag oder länger auf der Straße stand, würde garantiert die Garde anrücken lassen. Einer seiner Informanten der modernen Welt hatte ihm einen guten Tipp gegeben und hatte eine Anleitung geschrieben. Fetter Pudel hatte sich am Lufthafen eine Leihkutsche mit seiner gefälschten aber funktionsfähigen Kreditkarte und Führerschein gemietet und - ganz geschickt, da er selbst keine Ahnung hatte, wie man eine Motorkutsche steuerte - sich das Fahrzeug von der Leihkutschenfirma direkt gegenüber der Hausnummer 48 in der Blumenstraße liefern lassen. Der junge Mann, der die Kutsche auslieferte, übergab Fetter Pudel die Schlüssel, sagte was von Papier im Handschuh und verschwand. Fetter Pudel setzte sich auf die rechte Seite der Kutsche und tat, als ob er auf seinen Kutscher wartete. Perfekt geschützt vor Wind und Wetter, konnte er nun beobachten. Ein zweiter guter Tipp war gewesen, dass man sich bestimmte Waffen einfach kaufen konnte. Sein Stadtkontakt hatte ihm eine Adresse gegeben, wo Fetter Pudel sich einen Dolch kaufen konnte, ähnlich seiner Lieblingswaffe. Er hatte nicht einmal einen Ausweis zeigen müssen. Jetzt fühlte er sich wieder wie ein richtiger Pirat.
Die Zugfahrt von der Nordseeinsel zurück nach Hause dauerte ungefähr vier Stunden. Amelia hatte einen Ausflug mit dem Fahrrad vorgeschoben und sich nach dem Frühstück mit gefülltem Tagesrucksack auf dem
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