Belisla Piraten 01: Piratenjunge
in diesem Umkreis vier Inseln. »Im ungünstigsten Fall vier Tage.« Er zeigte auf die äußeren Inseln des Archipels. Und dann wies er weit außerhalb des Belisla Archipels. »Und im ganz ungünstigsten Fall segeln wir eine Woche. Dann müssen wir ganz nach Kuba oder an die östliche Inselkette der Karibik. Was super gefährlich ist, da wir voll in die Strecken der großen weißen Schiffe kommen.«
»Große weiße...« Johnny sah Pierre an. »Ach so, du meinst ein Kreuzfahrtschiff.«
»Kreuzfahrer? Segeln diese Schiffe ins heilige Land?«
»Heilige Land? Nein, es sind Freizeitschiffe, die Touristen in ihrem Urlaub von Stadt zu Stadt und Land zu Land transportieren.«
»Touristen in Freizeit?« Pierre schaute neugierig.
»Eh, wenn du nichts zu tun hast und die Arbeit unterbrichst.« Johnny merkte, dass er auf das dünne Eis geriet.
»Eine Pause.«
Johnny nickte, weil die Unterhaltung völlig ins Absurde rutschte. Themenwechsel. »Wenn wir den Schatz haben, was passiert dann?«
Von der Tür kam Sankt Stevens Stimme: »Dann wird geteilt. Wie es die Piratengesetze vorschreiben.« Er humpelte vom Ruder hinüber zu Johnny und Pierre. »Jedes Mitglied der Besatzung bekommt seinen Anteil gemäß seines Rangs. Und für die Bewohner des Dorfes gibt es ebenfalls Anteile.«
Johnny und Pierre begannen, die große Karte wieder vorsichtig zusammenzufalten. Pierre fluchte, als es einen Riss an einem Papierknick gab. »Euch ist klar, dass dieses Papier innerhalb weniger Wochen nichts mehr taugen wird und wir dann wieder keine Karte haben?«
Johnny sah sich das Druckerpapier näher an. »Das scheint wirklich so zu sein, dass die Dinge der modernen Welt in eurer Piratenwelt nicht sehr lange halten. Das Papier trocknet aus oder vermodert und vergilbt schnell in der Salzluft. Elektrische Geräte rosten oder werden feucht. Die Batterien gehen kaputt von Hitze, Salzluft und Wasser.«
»Dann begreift Ihr, warum wir auf unsere Karten und Geräte schwören. Schau dir diesen Sextanten an. Messing. Rostet und rottet nicht. Mit einem Griff aus Tropenholz, da saugt sich nichts voll Wasser. Liegt gut in der Hand beim Schiessen, auch wenn um einen herum das Wasser tost und schäumt. Darauf halten wir große Stücke. Und nicht auf dieses vergängliche Zeug.« Abfällig legte Pierre vorsichtig die Karte auf eine Ablage unter den Navigationstisch.
»Warum hat mein Großvater den Schatz versteckt und nicht mit nach Europa genommen? Oder den Schatz verkauft und dann das Geld verteilt?«, fragte Johnny.
Sankt Steven lachte. »Das wollen wir natürlich nicht hoffen, Junger Johnny. Die Wahrheit ist: es hätte tatsächlich so sein können. Jede Schatzsuche ist vor allem eine Suche und kein Finden. Und jeder Schatz ist deshalb begehrt, weil er eben nicht leicht zu erobern ist. Und einige werden nie gefunden, weil es sie gar nicht gibt. Oder weil sie vergessen werden.«
»Und eine dumme Frage: wie sieht der Schatz aus? Reden wir von einer vergrabenen Kiste mit Diamanten oder hundert kostbaren Gemälden?«
»Euer Großvater war lange Zeit Pirat und hat als Steuermann einen ordentlichen Anteil der Prisen bekommen. Er hatte kein Spiellaster und betrank sich selten. Sicherlich hat die Gaststätte, die er mit deiner Großmutter eröffnet hatte, Geld gekostet, genauso wie seine Reisen nach Europa, um seine Familie zu besuchen. Aber es sollte genügend zum Verstecken übrig geblieben sein.«
»Aber wie viel kann ich mir vorstellen?«
»Wir sind Piraten, Johnny. Wir erbeuten alles, was einen Piratenwert hat und handeln damit oder verstecken es. Wenn wir kostbare Bilder oder Schmuck erbeuten, wird dieses am Ende der Kaper aufgeteilt. Vielleicht hat dein Großvater zu Lebzeiten alles Sperrige und Große bereits in Gold oder Diamanten eingetauscht. Und dann kann uns eine kleine Kiste gefüllt mit Diamanten oder Dublonen bereits sehr reich machen.«
Sankt Steven lachte in voller Erwartung und verließ die Kajüte, und Johnny war mit Pierre allein.
Zusammen sahen sie den letzten Sonnenstrahlen des sinkenden Feuerballs zu, der im Westen ins Wasser tauchte.
»Ist Großvaters Schatz der ‘Schatz der Karibik’?«, fragte Johnny unvermittelt und ohne Hintergedanken.
Pierre sah plötzlich auf. »Woher habt Ihr vom ‚Schatz der Karibik‘ gehört?« Er fasste kräftig an Johnnys Schulter, dass dieser zurückzuckte und beim Schritt zurück gegen den Navigationstisch rempelte.
Johnny schaute erschrocken auf Pierre. »Was ist schlimm am
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