Belisla Piraten 01: Piratenjunge
sich gerne an der Durchsuchung beteiligt hätten. Aber zehn Zollbeamte, ein Hund und zwei Infrarotferngläser waren vermutlich deutlich erfahrener in solchen Dingen.
Die ‚Kronprinzessin Josefine‘ kam langsam in das Hafenbecken gefahren, ein alter Frachter in dunkler Farbe mit weißen Aufbauten. Er legte an und das Warten begann. Das Funkgerät auf dem Schreibtisch von Jose knackte ab und zu mit Kommentaren und Neuigkeiten. »Gangway liegt jetzt an«, sagte eine Stimme; eine andere Stimme antwortete: »Auf der Wasserseite alles ruhig.« »Bei mir auch!«
»Das waren die Fernglas-Kollegen«, erklärte Jose.
»Fangen jetzt mit der Suche an. Teilen uns auf.«
Nach zwei Minuten knackte es erneut. »Der Hund hat eine Spur auf dem Oberdeck, hier geht‘s lang. Wir gehen das Oberdeck entlang, der Hund hat definitiv eine Witterung aufgenommen. Wir lassen ihn an der Jacke schnuppern. Oh, er legt los.« Schritte und Getrampel.
»Wir gehen unter Deck, sind jetzt im ersten Unterdeck, ein langer Gang, der Hund weiß genau wo er hin muss. Der Hund schlägt an. Hier bei der Kabine. Bitte machen sie diese Kabine auf, sofort.«
Dann ein paar weitere Sekunden atemlose Stille.
»Kommandant Bacalau? Wir haben eine Kabine gefunden, der Hund schlägt hier an. Das Mädchen war hier, ganz bestimmt. Allerdings ist die Kabine leer.«
»Suchen sie weiter!«
Mama und Papa sahen sich an. Amelia war an Bord gewesen. Aber wo war sie jetzt? Mama hatte das Gefühl, dass die Piraten ihnen einen Schritt voraus waren. Und Amelia konnte überall sein, vermutlich auf dem Weg in die Karibik. In der Entfernung sah man die Lichter des Hafens, der Fischerboote und in der Luft die Lichter eines Flugzeugs.
Die Reise ging schneller vorbei als gedacht. Das kleine Flugzeug surrte zuverlässig und konstant durch die Nacht über die dunkle Masse des Atlantik.
Amelia döste die meiste Zeit, wieder im Flieger. War erst wenige Tage her, dass sie diese Reise zurück gemacht hatte mit Mama und Papa. Wo die wohl jetzt steckten? Und ob Johnny seinen Schatz bereits gefunden hatte? Er war bestimmt voll sauer auf Amelia, wenn er dann den ganzen tollen Fummel, Schmuck, Smaragde, Juwelen, Dublonen, Barren und Gold Gold Gold gegen seine blöde Schwester eintauschen musste. Amelia hatte keinen Zweifel daran, blöder Bruder und Schwester hin oder her, dass Johannes das Richtige tun würde. Aber ärgerlich war es. Weil Großvaters Schatz natürlich irgendwie zur Familie gehörte.
Der Frachter, auf dem sie den ersten Teil der Reise gemacht hatte, war bereits deutlich vor Erreichen der Insel von einem kleinen Motorboot angefahren worden, welches längsseits ging und eine Leiter hinabgelassen wurde. Amelia bekam eine warme dicke Jacke und musste mit Fetter Pudel die Leiter hinunter klettern. Dann war sie in die Kabine des Motorboots gebracht worden und das Boot hatte abgelegt. Die Besatzung war wahrscheinlich super froh, dass die Zicke von Bord war. In der Nähe der Insel konnte Amelia durch die Fenster sehen, dass sie an einer Stadt vorbei fuhren, aber nicht anlegten, auch wenn es nach einem größeren Hafen aussah. Ungefähr einen Kilometer weiter legten sie an einem Steg an und gingen von Bord. Ein Lieferwagen nahm Amelia und Fetter Pudel auf und brachte sie zu einem kleinen Flughafen, wo eine Maschine bereits mit laufendem Motor auf sie wartete. Dann starteten sie schnell. Das Flugzeug machte eine lange Kurve über die Insel, und Amelia konnte auf die Stadt hinunter schauen. Ob das ihr Frachter dort unten war, der im Hafen lag? Und welche Insel dies wohl war. In Geographie hörte Europa für Amelia hinter Portugal oder Irland auf und dann kam bis Amerika gar nichts. Aber es schien wohl doch ein paar Inseln dazwischen zu geben.
Fetter Pudel schnarchte auf seinem Sitz auf der anderen Seite der Kabine, sie waren die einzigen Passagiere. Eines musste man den Piraten lassen: sie wussten, wie man stilvoll außerhalb der normalen Verkehrsrouten reiste. Erst ein ganzer Frachter, jetzt ein ganzes Flugzeug. Na, wenn man junge Mädels gegen Goldschätze eintauschte, kam vermutlich eine Menge Geld dabei rum.
Die Tür zur Pilotenkanzel öffnete sich und der stoppelbärtige schleimige Co-Pilot, der aussah wie ein fliegender Pirat, tippte auf Fetter Pudels Schulter. »Pudel, wir sind gleich da, fertigmachen.«
Fetter Pudel schreckte aus dem Schlaf auf. »Jawohl, bin wach, jetzt!« Er setzte sich auf und rieb sich erst die Augen und dann das
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