Belisla Piraten 01: Piratenjunge
kommt dann später.«
»Ich habe schon seit vier Jahren Unterricht bei meinem Vater. Passt auf!«, forderte Sempre Johnny heraus, lachte dabei, und schien nicht bereit zu sein, sich zurückhalten zu wollen.
Johnny bewegte das Schwert einige Male hin und her, um ein Gefühl von Gewicht und Handhabung zu bekommen. Es fühlte sich zu leicht an und zu steif. Ben zeigte Johnny die korrekte Haltung und den Griff und wollte ihm das Schwert dann in die rechte Hand legen.
»Die andere Hand bitte, ich bin Linkshänder«, meinte Johnny entschuldigend.
»Ah, sehr gut, das wird Euch einen Vorteil im Kampf bringen. Ihr werdet in der Regel gegen Rechtshänder kämpfen, aber die Rechtshänder überwiegend gegen Rechtshänder. Wir lernen natürlich erst Mal die einfachen Angriffe und Verteidigungen. Aber Ihr könnt später durch Eure linke starke Seite einigen Vorteil erwirken, gerade wenn Ihr Euren ganzen Körper einsetzt.«
»Und wenn ich gegen einen Linkshänder kämpfe?«
»Dann stellt ihr beide euch vermutlich sehr linkisch an.« Ben musste über seinen zugegebenermaßen witzigen Spruch lachen, kam dann aber zur Sache: «Linken Arm hoch, rechten Arm hinter den Rücken, linkes Bein vor, rechtes zur Seite. Und jetzt versuchen wir, mit langsamen Schlägen ein Gefühl für den Ablauf eines Kampfes zu bekommen. Sempre wird Euch zum Einstieg langsam angreifen.«
Johnny stellte sich auf wie befohlen und Sempre sich ihm gegenüber. Sempre kam mit zwei Schritten auf Johnny zu und das Schwert kam langsam in Richtung Johnny. Und schon hatte Johnny sein Holzschwert verloren. Und seine Hand tat von dem Schlag weh.
»Fester anfassen. Erst den Schlag parieren, das gegnerische Schwert zur Seite drücken und dann selbst angreifen. Nochmals!«
Johnny hob mit rotem Kopf das Holzschwert auf und stellte sich erneut auf. Das war zu peinlich gewesen. In Zeitlupe angegriffen zu werden und dann trotzdem zu verlieren. Sempre machte den gleichen Angriff erneut und diesmal schaffte es Johnny den Schlag zu parieren, dass die Schwerthölzer krachten. Aber Johnny hatte vergessen, sofort zum Angriff überzugehen und Sempre hatte ein leichtes Spiel mit seinem nächsten Schlag. Nochmals! Die gleiche Szene spielten sie zwanzig Mal hintereinander durch. Sempre griff an, Johnny parierte, kam zum Gegenschlag, Sempre parierte und so fort. Nach zwei Minuten waren beide Jungs bereits am Limit angekommen und Johnny trat keuchend einen Schritt zurück und unterbrach die Übung. Sempre verzog das Gesicht.
Ben sah Johnny in die Augen. »Konzentriert Euch, Junger Johnny. Ihr müsst mindestens zwei Schläge im Voraus sein. Ihr müsst Eure Antwort auf seinen Angriff kennen und Euren darauf folgenden Zug. Nicht ziellos angreifen.«
»Ist aber ziemlich anstrengend«, hustete Johnny.
»Beruhigt Euch: ein echter Kampf dauert in der Regel nicht mal eine Minute. Aber in dieser Zeit können bei kampflustigen Gegnern dreißig bis vierzig Schwertschläge ausgetauscht werden.« Ben nahm Johnnys Holzschwert und griff eine der Balkonstützen an. »Ihr seid doch gut im Planen, haben wir mittlerweile von Euch gelernt. Was wäre ein guter Plan für einen Kampf?«
»Eh, nicht zu sterben?«
Ben musste laut schallend lachen. »Das ist natürlich ein Plan, aber etwas tief gestapelt. Weglaufen ginge. Aber vermutlich nicht während einer Kaper. Es sei denn, Ihr könnt auf Wasser laufen.« Er wedelte mit dem Schwert am Holzstützbalken. »Kommt, ernsthaft, was wäre ein guter Plan, um zu gewinnen.?«
Johnny überlegte kurz aber zuckte die Achseln. Ben schaute auf Sempre und der nickte kurz: »Ein guter Plan wäre: herauskriegen wie stark mein Gegner ist. Seine Stärken blockieren. Seine Schwächen ausbeuten.«
Ben lachte erneut schallend: »Genau!« Er hieb ein paar Mal gegen den Balken von links und rechts, von oben nach unten. »Mal sehen wo unser Gegner Lücken hat: von oben nach unten abtasten. Verteidigung oben gut, in der Mitte etwas wenig Kraft in Verteidigung und Angriff, unten gut gedeckt.« Er sah Johnny an. »Jetzt wisst Ihr: er hat in der Mitte Schwächen. Was könnt Ihr tun?«
»Ihn dort angreifen?«
»Das ginge sicherlich, aber in der Regel sind die Schwachpunkte gerade bei erfahrenen Kämpfern gut verteidigt, da ein Kämpfer seine wunden Punkte kennt. Was tut Ihr?«
Johnny schüttelte wieder den Kopf. Ben nickte zu Sempre. Der kam mit seinem Schwert und griff den Balken oben und unten an. »Ich etabliere eine Routine und greife ihn an den für ihn
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