Belisla Piraten 01: Piratenjunge
her, als ob sie die Handhabung überprüfte. Sempre ging ein paar Schritte zurück und stellte sich in die Anfangshaltung. Oceana machte ein paar Schläge durch die Luft, dann griff sie atemberaubend schnell an. Mit zwei kurzen Sprüngen hatte sie die fünf Meter zu Sempre auf Schlagdistanz verkürzt. Ein angetäuschter Eingangsschlag, schnell abgefälscht nach rechts, um dann mit dem Fuß nach zu treten. Sempre konnte gerade den ersten Schlag und die Finte abwehren, der Fußtritt traf ihn aber völlig unvorbereitet. Während des Fallens hatte er sein Schwert jedoch bereits mit einem eigenen Angriff in der Luft. Oceana wehrte gekonnt ab, Sempre rollte über die Seite und war bereits wieder auf den beiden Beinen als der nächste Angriff Oceanas kam. So ging dies schnell hin und her, und die Holzschwerte trafen in rapiden Schlägen aufeinander. Mal hatte Sempre die Oberhand durch seine wirklich beeindruckende Technik, dann wiederum hatte Oceana die bessere Position, da sie sich schneller bewegen konnte und sich nicht scheute gelegentlich mit der Faust, dem Ellenbogen oder dem Fuß zu schlagen und zu treten, wenn sich die beiden zu nahe kamen. Johnny konnte nicht alles mitverfolgen, weil die Bewegungen zu schnell waren, aber er konnte von beiden Kontrahenten erkennen, wann diese ihre Angriffe vorbereiteten und dann veränderten, wenn sich der Rahmen geändert hatte. Nach einer Minute waren Oceana und Sempre bereits schwer am Atmen und der Kampf wurde etwas langsamer. Es hatte aber keiner geschafft, dem anderen einen direkten Schlag mit dem Holzschwert beizubringen. Beide zogen sich ein paar Schritte zurück, keiner schien mehr die Kraft für einen direkten Angriff zu haben.
Johnny fing an zu klatschen. »Phantastisch. Das war wie im Film!« Oceana warf das Holzschwert hin und lachte. »Ich muss nach Hause, meine Mutter wartet auf die Fische.«
Sempre schien enttäuscht, dass es keinen definitiven Gewinner des Kampfes gab. »Hey, wir sind nicht fertig!« Er sah Johnny enttäuscht an. »Oceana und ich haben bisher unter Anleitung meines Vaters gekämpft. Aber im Unterricht und kein echter Kampf wie eben. Es hätte mich wirklich zu sehr interessiert, wie gut sie tatsächlich ist, bis zum Ende.«
»Das hat wirklich ziemlich gut ausgesehen«, meinte Johnny und beide sahen Oceana nach, die mit schnellen Schritten mit ihren nackten Füssen den Hafenplatz entlang lief und in den Gassen verschwand.
Sempre warf Johnny das Holzschwert zu. »Zehn Minuten, dann geht es für uns heim.«
Johnny konzentrierte sich auf einen Angriff und fing an, Sempre mit verschiedenen Antäuschungen zu attackieren. Sempre musste tatsächlich ein paar Schritte zurückweichen, lachte dabei. »Jetzt brat mir einer einen Storch!«
»Wehr dich«, lachte Johnny und griff weiter an. Sempre schüttelte den Kopf, blockierte plötzlich wie aus dem Nichts Johnnys Schlag, eine Drehung mit dem Arm und Johnnys Holzschwert flog im hohen Bogen durch die Luft. Dann ein leichter Schlag mit der flachen Seite auf Johnnys Arm. »Arm ab!«
Den anschließenden Wettlauf durch die Gassen Richtung Heimat gewann dann doch Johnny. Ein toller Tag, dachte Johnny, als er abends in seinem Bett lag und in die sternenklare Nacht schaute.
Kapitel 34 – Athena
Morgens, Halbschlaf. Johnny drehte sich in seinem Bett und lauschte mit müdem Kopf. Glocken in der Früh, die blaue Dämmerung war gerade vorbei. War etwa Sonntag? Schwere Schritte auf der Treppe und viele laufende Menschen auf der Straße schienen eher etwas dringendes vermuten. Ein Feuer? Johnny hob gerade den Kopf, um aus dem Fenster zu schauen, da riss Toto die Tür zum Zimmer auf und rief: »Alarm, ein Boot nähert sich der Insel.«
Johnny warf sich schnell in seine Kleider und rannte dann die Straße hinunter bis zum Hafen, wo der Schwarze Falke bereits klar gemacht wurde und die ersten Kanonen aus ihren Luken ragten. Johnny rannte auf die Brücke, auch wenn ihm nicht ganz klar war, was er zur Verteidigung von Hope Island beitragen konnte. Allerdings wurde er nicht weggeschickt.
Toto rief einige Kommandos. Pierre stand schräg hinter ihm und schaute auf die Felsvorsprünge, die den natürlichen Kanal in die Bucht markierten. Er drehte sich um zu Johnny. »Ein Segelboot aus der modernen Welt, ungefähr zwanzig Fuß lang, drei Mann Besatzung, keine offene Bewaffnung.« Johnny folgte dem Blick von Pierre. Oben auf dem Felsvorsprung, wo einer der Wachtürme die Insel sicherte, stand ein Falke und winkte
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