Belisla Piraten 01: Piratenjunge
Ziel. Das moderne Boot voraus scheint zwar harmlos, aber eine gut gezielte Kugel in das Pulverlager des Falken tut sein übriges.«
Sie glitten weiter durch das Wasser und nach viel zu kurzer Zeit kamen sie an das kleine Segelboot, ein normales modernes Kajütenboot, ungefähr sieben Meter lang. Es hatte ein Haupt- und ein Vorsegel, wobei das Vorsegel gehisst und gerefft war, damit es langsamer fuhr. Zur Zeit stand es im Wind, damit Bill anlegen konnte. Ein wild aussehender Geselle, an dem alles zu groß geraten schien, stand an der niedrigen Reling mit einer Muskete, die aussah wie eine abgesägte Trompete mit Pistolengriff. »Ihr mögt den Jungen absetzen und dann wieder auf Abstand gehen«, befahl er höflich mit einer extratiefen Stimme. Er musste mindestens zwei Meter zwanzig lang sein.
Bill grummelte vor sich hin, zirkelte seine Ruderschläge und steuerte neben das Boot. Johnny sprang geschickt von einem wackelnden Boot zum nächsten. Bill drehte sich um und ruderte mit misstrauischem Blick im Gesicht davon. Der Pirat mit der Muskete wies mit dem Daumen Richtung Kajüte. Johnny duckte sich unterm Mastbaum hindurch und stieg die drei Treppenstufen hinunter in die Kajüte. Er blickte sich prüfend um. Die Sanduhr war jetzt umgedreht und die fünfzehn Minuten liefen. Ob er unter Deck den Warnschuss hören würde? Und ob er in fünf Sekunden wirklich hinauskam? Der Falke kreuzte langsam, ungefähr zweihundert Meter entfernt. Johnny atmete einmal tief durch und ging in die Kajüte.
In der Kajüte des Bootes war es dämmerig dunkel.
»Fluchtweg vorbereitet?«
Johnny starrte die Frau an, die in der Kajüte auf der Bank an dem ausklappbaren Tisch saß. Schwarzes Haar mit Rastalocken, tiefbraune Haut mit einigen tiefen Furchen. Sie trug eine schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck »AC/DC World Tour 1984«. Da musste auch eine Geschichte hinterstecken.
»Wer sind Sie?«, fragte Johnny.
»Du hast dich nicht durch meine Frage aus der Ruhe bringen lassen. Du scheinst besonnener zu sein als deine Schwester.«
»Woher kennen sie meine Schwester?« Johnny stand in der Kajütentür.
»Ich hatte das Vergnügen. Ich bezweifle allerdings, dass es auf Amelias Seite war.«
Johnny trat einen weiteren Schritt in die Kajüte. »Sie sind Athena, oder?«
»Ich bin Athena, Hauptmann der Roten Bukanier. Gefürchtet von vielen, geachtet von allen.«
»Und nicht gerade bescheiden«, rutschte es Johnny heraus. Durfte man bei Piratenköniginnen Scherze machen? »Und warum bin ich hier?«
Athena überging Johnnys Bemerkung und wies mit der Hand auf die Bank gegenüber auf der anderen Seite des Tisches.
»Wir haben nicht viel Zeit«, meinte Johnny und blieb stehen. »Kapitän Steven wird schnell ungeduldig.« Warum sollte er viel Gehorsam zeigen.
»Sankt Steven ist ein Zauderer vor dem Herren. Er mag ungeduldig sein, aber selbst nach Ablauf eines Ultimatums wird er hin- und herüberlegen, bevor er einen Schuss abgibt. Das hat ihm und seiner Bande zwar ein langes und ruhiges Leben beschert, aber wir Bukanier sind deutlich erfolgreicher. Und wenn sein neuer Goldjunge hier auf dem Schiff ist, wird er sicherlich nicht ohne weiteres schießen.«
»Gehen Sie kein Risiko ein, hier alleine, ohne Schutz?«
Athena betrachtete Johnny mit ihren dunklen funkelnden Augen. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Weil kein Schiff zu sehen ist, muss es nicht heißen, dass ich alleine hier bin. Oder schutzlos.«
»Sie bluffen.« Johnny verschränkte die Arme. »Kein schnelles Schiff der Welt kann Ihnen binnen weniger Minuten zur Hilfe kommen.«
»Junger Johnny, du wirst viel zu lernen haben. Du brauchst keine Angst um dich zu haben - du musst mir ja meinen Schatz suchen. Dein Rudergeselle wird dich abholen; du wirst zum Falken zurückgebracht. Wirst Sankt Steven sagen, dass er uns abziehen lassen soll, und ich segle wieder meiner Richtung unbehelligt.«
Johnny setzte sich auf die Bank gegenüber von Athena an der anderen Seite der Kajüte und lehnte sich ganz zurück an die Bordwand. »Und warum sollte ich das tun?«
»Ich habe etwas. Du wirst etwas haben. Und wir werden es tauschen.«
»Was können Sie mir bieten?«, schnaubte Johnny. Ihm war zwar etwas unwohl unter feindlichen Piraten. Aber es waren nur zwei. Auch wenn Athenas Augen mit ihrem stechenden Blick und tiefen Schwärze unheimlich waren.
»Mein erster Offizier hat erfolgreich deine Schwester aus Deutschland entführt und nach Skull Beach
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