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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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musste, der Typ, der in die Garage von anderen Leuten einbrach und ihre Kühltruhen durchsuchte. Es wäre dumm für mich, wenn ich erwischt werden würde, aber richtiggehend schlimm für Elizabeth.
    Sie hatte mich nicht gezwungen, es ihr zu versprechen. Daraus zog ich ein wenig Trost.
    Ich griff nach der Flasche auf dem Schreibtisch und nahm sie mit ins Badezimmer. Ich goss den Inhalt ins Waschbecken und sah zu, wie die Flüssigkeit in einer Spirale im Abfluss verschwand. Eigentlich eine rein symbolische Geste. Denn ich hatte noch ein Fünftel Glenfiddich in der großen Schreibtischschublade.
    Als ich Alan Becketts Nummer wählte, lagen meine Füße auf dem Fenstersims, und auf meinem Knie balancierte ich ein Glas.
    »Ich plane, ein Verbrechen zu begehen«, sagte ich, als er ans Telefon ging.
    Ein verärgertes Grummeln kam aus der Leitung. »Darüber würde ich sicher gern mehr erfahren. Sie haben mich nur zu einem ungünstigen Zeitpunkt erreicht.«
    »Ich dachte, Sie kommen vielleicht ganz gern mal vorbei«, sagte ich. »Sie könnten auch Ihren Glasschneider mitbringen. Sie könnten sich vielleicht nützlich machen.«
    »Haben Sie etwas getrunken, Mr Loogan?«
    »Nicht der Rede wert, nein. Das Verbrechen, das ich plane – es handelt sich um einen Einbruch. In Matthew Kenneallys Haus.«
    Das Geräusch seines Atems. Dann: »Soll mir das irgendetwas sagen?«
    »Ich hätte Sie gern dabei«, sagte ich. »Um den Ausdruck auf Ihrem Gesicht zu sehen, wenn ich finde, was ich dort zu finden glaube.«
    »Ich lege jetzt auf. Es wäre sehr zuvorkommend von Ihnen, wenn Sie nicht wieder anrufen würden.«
    »Sie hat mich gebeten, sie zu rächen, Al. Sie glauben doch sicher nicht, dass ich mich dem so einfach entziehen kann, oder?«
    »Gute Nacht, Mr Loogan.«
    Die Leitung war tot, und ich legte den Hörer auf. Ich hob das Glas und musterte den Scotch im Licht der Schreibtischlampe. Eine Minute später stand ich auf und goss ihn in das Waschbecken. Als ich wieder zurück war, klingelte das Telefon. Ich nahm den Hörer ab.
    »Haben sie sich anders entschieden, Al?«
    Nach einem Moment des Schweigens in der Leitung hörte ich eine Stimme, die nicht Alan Beckett gehörte.
    »Loogan, ich bin’s.«
    Da bedauerte ich, den Scotch weggeschüttet zu haben. Mein Mund war sehr trocken. Er schien keine Worte formen zu können.
    »Ich bin vor dem Haus«, sagte sie. »Soll ich hochkommen?«
    Ich bewegte mich ans Fenster und sah hinunter. Musterte die Straße und entdeckte ein Fleckchen Blau: das Dach eines Kleinbusses.
    Die Beifahrertür des Kleinbusses öffnete sich, und Lucy Navarro stieg aus.

49
    In den folgenden Tagen schlief ich mich aus. Ich verbrachte lange Nachmittage damit, fernzusehen, zappte durch lauter alte Filme. Einmal stieß ich auf In der Hitze der Nacht und schaute den Film bis zum Ende an. Rod Steiger spielte den Polizeichef Bill Gillespie. Die Art, wie seine Uniform an seinem Körper saß, wie er ging, als er am Bahnhof Sidney Poitiers Koffer trug – dieses Mal stellte ich selbst die Verbindung zu Walter Delacorte her.
    Wenn ich das Fernsehen satt hatte, ging ich spazieren. Einmal holte ich, vom Ehrgeiz gepackt, abends den Rasenmäher heraus und begann zu mähen. Als ich halb fertig war, kam Sarah heraus und bestand darauf, die Arbeit fortzusetzen. Ich gab nach. Ich musste mich meiner Heilung widmen.
    Tagsüber hatte ich das Haus die meiste Zeit für mich. Im Kühlschrank lag immer etwas zu essen für mich. Ich musste nirgendwo hinfahren, es gab niemanden, der gefesselt irgendwo in einem Keller lag und darauf wartete, gefunden zu werden. Lucy Navarro hatte die Stadt verlassen. Ich wusste nicht, wohin sie gefahren war, und es ging mich auch nichts an.
    Die Polizei von Ann Arbor war über Lucy Navarros Verhalten nicht gerade erfreut. Nachdem sie bei mir im Büro aufgetaucht war, fuhr sie ins Dezernat. Dort erzählte sie, dass auf dem Parkplatz vor dem Hotel unerwartet ein früherer Liebhaber aufgetaucht sei. Aus einem Impuls heraus sei sie mit ihm weggefahren, und sie hätten drei Tage zusammen in seiner Wohnung in Chicago verbracht und ihre alte Liebesbeziehung wieder aufleben lassen, abgeschnitten vom Rest der Welt. Kein Fernsehen, kein Internet. Erst heute habe sie sich die Mühe gemacht, ihr Handy aufzuladen und die Nachrichten abzuhören, erst da habe sie erfahren, dass nach ihr gesucht werde.
    Sie bedaure ihr Verhalten und hoffe, nicht allzu viel Ärger verursacht zu haben.
    Die Elemente ihrer Geschichte, die sich

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