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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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ohne Weiteres überprüfen ließen, stimmten wohl. Der mutmaßliche Liebhaber, ein Architekt namens Railton, wohnte allein in einer Wohnung in Chicago, er besaß einen blauen Honda-Kleinbus. Der Rest der Geschichte war wenig wahrscheinlich, und Elizabeth glaubte auch kein Wort davon. Owen McCaleb hörte sie sich schweigend an, wartete darauf, bis Lucy wieder draußen war, und kickte dann einen Papierkorb durch sein Büro – das Äußerste, was man in Richtung Wutanfall je von ihm erlebt hatte, wie ich erfuhr.
    Ich wusste, dass Lucy log.
    Gerne würde ich behaupten, dass sie mir die Wahrheit erzählt hat, aber als sie am Samstagabend zu mir ins Büro kam, tischte sie mir die gleiche Version auf, die kurz darauf auch die Polizei zu hören bekam. Ich musterte sie, dort auf der anderen Seite meines Schreibtisches: ihre Haare zu einem schlaffen Pferdeschwanz zusammengebunden, dunkle Ringe unter den Augen, als hätte sie drei Tage lang nicht geschlafen. Ihr Gesicht wirkte schmal und abgespannt, und ich fand, dass sie auch abgenommen hatte. Sie trug Jeans und einen langärmeligen Rollkragenpullover.
    Sie versuchte, ihre Geschichte ein bisschen lebendiger zu machen, aber es wirkte gekünstelt. Ihre übliche Energie war verpufft. Als sie fertig war, tat ich nichts, um das Schweigen zu füllen. Ich holte wieder die Flasche aus der Schublade und goss uns zwei Gläser ein, sie standen auf dem Schreibtisch zwischen uns. Ich saß da, hatte einen Fuß auf die offene Schublade gestellt und sah zu, wie sie nach dem Glas griff.
    »Es tut mir leid, Loogan«, sagte sie. »Sie müssen sich Sorgen gemacht haben.«
    »Ich?«, sagte ich und blickte zu den Schatten an der Decke hoch. »Warum?«
    »Sie müssen sich gefragt haben, was mit mir passiert ist. Ich fühle mich schrecklich.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich dachte mir, dass es eine Erklärung geben müsste und dass, wenn ich nur ruhig sitzen bliebe, früher oder später schon alles wieder gut würde.« Ich senkte den Blick und sah auf das Glas in ihrer Hand. »Und ich habe recht behalten.«
    Sie schien nicht wirklich überzeugt, aber ich versuchte auch gar nicht, überzeugend zu sein.
    »Na ja«, sagte sie. »Ich hoffe, es war nicht zu schlimm.«
    »Ich hab’s kaum gemerkt. Ich hatte meine eigenen Sorgen. Ich habe einen Messerstich abbekommen, wissen Sie.«
    Sie nahm einen Schluck und stellte das Glas wieder auf den Schreibtisch. »Ich versuche immer noch, alles, was passiert ist, zu verstehen«, sagte sie. »Aber ich hörte, Sie seien angeschossen worden.«
    »Nein. Angestochen. Mit einem Bajonett.«
    »Im Bericht hieß es, Sie seien von Anthony Lark angeschossen worden.«
    »Das zeigt doch wieder mal, dass man dem, was man so liest, einfach nicht trauen kann. Es war nicht Lark. Es war ein bislang nicht identifizierter Angreifer. In einem Clownskostüm.« Ich blickte sie über den Schreibtisch hinweg völlig ernst an. »Aber das konnten Sie ja alles gar nicht wissen. Sie waren ja in ihrem Liebesnest mit einem Architekten.«
    In ihre blassen grünen Augen kam ein wenig Leben. Sie lächelte. »Mein Architekt ist unten und wartet im Auto.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ich könnte einen Clown auftreiben, wenn ich einen bräuchte. Was ist wirklich mit Ihnen passiert?«
    »Genau das, was ich gesagt habe.«
    »Nein. Sie sind nicht mit einem früheren Liebhaber weggefahren und haben ihren Beetle mit laufendem Motor stehen lassen. Sie haben nicht die letzten drei Tage im Bett verbracht. Es kümmert mich nicht, wie viel Sex Sie nachzuholen hatten, aber Sie hätten nicht die ganze Zeit zugebracht, ohne einmal Nachrichten zu schauen. Sie hätten nicht vergessen, dass Sie an einer Geschichte über Callie Spencer schrieben.«
    Ihr Lächeln verschwand. »Ich bin mit all dem durch, Loogan.«
    »Sie sind keine Reporterin mehr?«
    »Ich höre beim National Current auf.«
    »Um stattdessen was zu tun?«
    »Ich habe einen Buchvertrag.«
    »Sie haben mir erzählt, Sie würden keine Romane mehr schreiben.«
    »Ich hab’s mir anders überlegt.«
    Ich legte meine Hand auf die Schreibunterlage auf meinem Schreibtisch, ein schwacher Versuch, den Abstand zwischen uns zu überbrücken. »Was haben sie Ihnen angetan?«
    »Niemand hat mir irgendetwas getan.«
    Sie log. Jemand hatte ihr etwas angetan. Vielleicht Alan Beckett oder Jay Casterbridge oder Matthew Kenneally. Oder alle drei zusammen. Einer von ihnen hätte sie am vergangenen Mittwoch geschnappt und irgendwo versteckt haben können –

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