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Bell ist der Nächste

Bell ist der Nächste

Titel: Bell ist der Nächste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Dolan
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Kenneally.
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte er.
    »Anthony hatte darin seine Tabletten aufbewahrt. Auf dem Etikett steht ›Sumatriptan‹, aber bei den Tabletten handelt es sich lediglich um Vitamin D. Können Sie uns dazu irgendetwas sagen?«
    Chatterjee schlug mit der Handfläche auf den Tisch. »Genug«, sagte er. »Ich weiß nicht, was Ihnen Dr. Kenneally Ihrer Meinung nach zu den Vitaminen sagen sollte, die Lark –«
    Kenneally ignorierte ihn. »Ein Mangel an Vitamin D wird mit Stimmungsschwankungen in Verbindung gebracht«, sagte er. »Im Umkehrschluss überrascht es also nicht, dass jemand mit Depressionen sie möglicherweise einnimmt. Natürlich ganz allgemein gesprochen.«

    Anthony Larks Notizbuch lag auf Polizeichef Owen McCalebs Schreibtisch. McCaleb selbst lehnte gegen seinen Tisch und hörte zu, während Elizabeth ihr Verhör von Matthew Kenneally zusammenfasste. Shan saß am Fenster und warf hin und wieder einen Kommentar ein. Kenneally saß noch im Verhörraum und fasste seine Aussage ab, während ihm Rex Chatterjee über die Schulter blickte.
    »Was halten wir von Kenneally?«, fragte McCaleb, als Elizabeth fertig war.
    »Möglich, dass stimmt, was er sagt«, antwortete sie. »Ein Arzt, der gezwungen ist, sich gegen seinen Patienten zu verteidigen. Aber ich habe meine Zweifel. Ich würde zum Beispiel erwarten, dass er weitaus betroffener reagiert hätte.«
    »Andererseits«, sagte Shan, »hat er nicht versucht, uns zu belügen. Er hätte die Anschuldigungen, die Lark gegen ihn vorgebracht hat, als sie allein waren, verschweigen können – die Sache mit dem Bankraub und Lucy Navarro. Aber das hat er nicht. Also sind diese Anschuldigungen entweder falsch, und Kenneally sieht keinen Grund dafür, sie zu verbergen, oder sie sind wahr, und er ist sich so sicher, nicht erwischt zu werden, dass er sie verschweigt.«
    McCaleb stieß die Hacken gegen die Kiefernholzverkleidung seines Schreibtisches. »Ich habe noch nicht mit dem Staatsanwalt gesprochen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er ihn anklagen wird. Die Beweise sprechen für Kenneallys Story. Die Waffe, mit der auf Lark geschossen wurde, gehörte Paul Rhiner, also muss Lark sie mitgebracht haben. Ich habe einen vorläufigen Bericht von der Gerichtsmedizinerin: Sie hat Schmauchspuren an Larks Händen und Kleidung gefunden, was Kenneallys Aussage untermauert, dass sie um die Waffe kämpften, als er auf den Abzug drückte.«
    »Klassische Notwehr«, sagte Shan, »genau, wie Chatterjee behauptet hat.«
    »Was ist mit der anderen Sache?«, wechselte McCaleb das Thema. »Glauben wir, dass Kenneally der fünfte Mann des Überfalls ist? Glauben wir, dass er Lark manipuliert hat – dass er ihn beeinflusst und auf Dawtrey, Kormoran und Bell angesetzt hat?«
    »Möglich«, sagte Elizabeth. »Lark hat Kenneally im März kennengelernt. Da hat Kenneally Larks Boot gekauft. Zu der Zeit hatte Lark schon seit Jahren den Tod Susanna Martens betrauert. Er hatte chronische Kopfschmerzen. Er hatte dem Mädchen in seinem Zimmer eine Art Altar errichtet.«
    »Kenneally hat diesen Altar vielleicht gesehen, als er das Boot geholt hat«, fügte Shan hinzu.
    Elizabeth berührte die Glasperlen ihrer Halskette. »Larks Mutter hat uns erzählt, dass er sich weigerte, eine Therapie zu machen. Er fühlte sich verantwortlich für Susannas Tod, weil er nicht genügend dagegen unternommen hatte. Und sie hat uns noch etwas erzählt. Sie hatte den Eindruck, Lark wollte keinen Therapeuten, der ihm sagte, er solle weniger streng mit sich sein. Er suchte nach jemandem, der ihm zustimmen würde. Jemand, der ihm sagte, dass er tatsächlich verantwortlich war.«
    »Und da tauchte Kenneally auf und stimmte ihm zu?«, sagte McCaleb.
    Shan trat vom Fenster weg und ging im Zimmer hin und her. »Wenn Kenneally der fünfte Bankräuber war, dann hat er seit siebzehn Jahren mit diesem Geheimnis gelebt. Es ist ihm gelungen, zu fliehen, aber er hat einen Streifenwagen gerammt und einen Polizisten aus Sault Sainte Marie getötet – Scott White. Also weiß Kenneally, dass eine Mordanklage auf ihn wartet. Nach all den Jahren fühlt er sich in Sicherheit – aber dann beschließt Callie Spencer, für einen Sitz im Senat zu kandidieren, und plötzlich reden die Leute wieder über diesen Banküberfall. Dawtrey, Kormoran und Bell haben ihn, Kenneally, damals gesehen. Er weiß nicht genau, woran sie sich erinnern können.«
    McCaleb nickte. »Also hat er ein Motiv dafür, dass sie tot sein

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